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Ist der Gärtner schon wieder der Mörder?


Autor: Klaus Klaschka

Stadtsteinach, Sonntag, 05. Juni 2016

Mit der Collage "Der Mörder - schon wieder der Gärtner?" gastierten Jan Burdinski und Ingrit Gabriel im Frankenwaldtheater Stadtsteinach.
Ingrit Gabriels Mimik war beeindruckend. Fotos: Klaus Klaschka


Wohl weitaus amüsanter als ein Besuch der Landesgartenschau in Bayreuth bei Regen ist die Collage "Der Mörder - schon wieder der Gärtner?", mit der Jan Burdinski und Ingrit Gabriel seit April bis Ende Oktober im Rahmen des Fränkischen Theatersommers auf Tournee sind. Am Freitagabend gastierten sie im Stadtsteinacher Frankenwaldtheater. Zwei theatralisch-musikalische Könner führten zynische und sarkastische bis literarische Nummern vor und nötigten das Publikum zum Mitmachen.

Was Wilhelm Busch in seinem Gedicht "Der Maulwurf" als Sieg des Gärtners über den Zerstörer seines Lebenswerks, eben den Maulwurf, noch dramatisch als Sieg darstellte, kostete vor einem guten Jahr einen ostwestfälischen Rentner 1500 Euro Geldstrafe, denn der Maulwurf steht jetzt unter Artenschutz.


Sind Friseure gefährlich?

In der Show von Jan Burdinski und Ingrit Gabriel geht es aber nicht um Natur- und Tierschutz, sondern schlicht und einfach um die Erkenntnis: Der Gärtner ist immer der Mörder. Obwohl Gärtner "Felix" Wert auf die Feststellung legt, dass verliebte Friseure wesentlich gefährlicher seien. Es sollen schon Köpfe gerollt sein - eine Behauptung, deretwegen sich Friseurmeister Plohner, der im Publikum saß, in der Pause Sticheleien gefallen lassen musste.


Zynisch-heitere Texte

Höchst unterhaltsame Reime, gepaart mit eingängigen Melodien (Musik: Jan Burdinski) sind der rote Faden, der sich durch das Programm zieht. Heinrich Heine, Frank Wedekind, Otto Reuter, Joachim Ringelnatz und Lessing liefern zynisch-heitere Texte dazu. Und Fritz Graßhoff kam mit seiner Moritat vom Ritter Prunz von Prunzelschütz zu Ehren, die ihm zu Lebzeiten nicht so zuteil wurden, da man eher seine leppischen Schlagertexte schätzte. Graßhoff berichtet derb und hintergründig über Ritter Prunz, der ob des permanten Entlassens seiner Winde zum Herrscher gekürt wird. Assoziationen zu politischen Karrieren wären in diesem Zusammenhang aber möglicherweise doch nur rein zufällig.


Männertreu

Gendermäßig völlig inkorrekt zieht sich ein weiterer roter Faden durch die Nummernshow: geprägt durch den liebestollen Gärtner und die holde Gärtnersfrau. Dabei geht es auch um das Problem, mit dem sich der Gärtner herumschlagen muss, wenn er einer Liebschaft überdrüssig ist. Es ist so wie mit der Blume Männertreu: Die Lobelia erinus bildet zwar wunderschöne blaue Blütenteppiche, doch deren Haltbarkeit ist naturgegeben nur von kurzer Dauer. Die allseits beliebten Gartenzwerge bauen da gleich von Anfang an vor: Gartenzwerge haben keine Frauen, denn "Frauen verführen nur". Also: Die Frauen sind an dem ganzen Elend schuld. Das ist männliche Logik.


Die weibliche Logik

Weibliche Logik geht anders: Zwar hat Cleopatra den Antonius mit einer Rose verführt, was schließlich zu ihrem mortalen Ende führt. Doch schuld daran ist nicht die Rose, was der Gärtner als Einlassung vorbringt, sondern eben der Gärtner, der sie gepflanzt hat. Womit wir wieder beim Thema sind: Der Mörder ist immer der Gärtner.
Ingrit Gabriel und Jan Burdinski bieten mit ihren "verwegenen Szenen in blühenden Gärten", so der Untertitel, eine 90-minütige Nummernshow ohne einen einzigen Durchhänger. Jan Burdinski als Gärtner "Felix" ist permanent auf der Bühne präsent. Ingrit Gabriel wieselt beständig vor und hinter die Kulissen und erscheint mal als holde Gärtnersfrau in Dirndl mit manchmal überfordertem Busentuch, dann als lederbemantelte "Professionelle" und mal als träumerisch verliebtes Insektchen, das vom elenden Mistkäfer doch sitzen gelassen wird.


Bestechende Mimik

Bestechend ist zwischen den beiden das mimische Spiel. Und noch bestechender ist die sehr variationsreiche stimmliche Darstellung. Insbesondere bei Ingrit Gabriel kann man "größere Rollen" von Weill/Brecht bis hin zur Operette heraushören.