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Der Frust bei den Landwirten sitzt tief


Autor: Stephan Herbert Fuchs

Kulmbach, Dienstag, 09. März 2021

Bei der digitalen BBV-Kreisversammlung sprach der Kulmbacher Obmann Wilfried Löwinger von einem "echten Sorgenjahr" - nicht nur wegen Corona.
Sparte bei der digitalen BBV-Kreisversammlung nicht mit Kritik: Obmann Wilfried Löwinger.


Von einem echten Sorgenjahr für die Landwirtschaft hat BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger bei der ersten digitalen Kreisversammlung des Bayerischen Bauernverbands gesprochen. Dabei war und ist es nicht nur die Corona-Pandemie, die die Landwirten belastet, viele andere Dinge machen ihnen das Leben schwer.

Als Beispiele nannte der Kreisobmann die Verschärfung von Dünge- und Nutztierhalteverordnung, die Afrikanische Schweinepest, die Diskussionen um die Neuausrichtung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik, die Beratungen um die Insektenschutzverordnung, der Preisverfall auf dem Schweinemarkt oder die Diskussion um erste große Wolfsrisse in Oberfranken.

Die Arbeit geht weiter

Besondere Zeiten erforderten besondere Maßnahmen, sagte Löwinger. Er sprach von schmerzhaften Einschnitten auf vielen Gebieten. "Nichts ist mehr so wie es einmal war." Trotz allem: Die Arbeit geht für die Bauern auch im Kulmbacher Land weiter.

Die Politik habe die Landwirtschaft zwar als systemrelevant eingestuft, doch trotzdem setze sie derzeit "ohne Skrupel" Maßnahmen durch, die auf viele Bauern wie Nadelstiche wirkten. "So geht man nicht mit systemrelevanten Gruppen um", schimpfte der Kreisobmann. Fachlichkeit und Sachlichkeit blieben auf der Strecke, draußen herrsche großer Frust, und das bei weitem nicht nur wegen Corona.

Bezug zur Realität verloren

Die Landwirtschaft habe in den zurückliegenden Jahren große Leistungen vollbracht, doch jetzt habe man mit Gesetzen und Verordnungen jeden Bezug zur Realität verloren. "Die Planwirtschaft haben wir im Osten abgeschafft, unter dem Deckmantel der Demokratie bauen wir sie gerade wieder auf", fand Löwinger deutliche Worte.

BBV-Generalsekretär Georg Wimmer bestätigte: "Der Frust sitzt tief." Er rief die Bauern dazu auf, sich gemeinsam gegen alle Widrigkeiten zu stemmen und in die Zukunft zu blicken. Denn trotz Pandemie gehe auch die politische Arbeit weiter.

Wahre Sisyphus-Arbeit

Am Beispiel der Ausgestaltung einer neuen europäischen Agrarpolitik machte Wimmer deutlich, dass gerade der Bauernverband in Hintergrundgesprächen schon vieles erreicht habe. Es laufe unwahrscheinlich viel hinter den Kulissen, das sei eine wahre Sisyphus-Arbeit, sagte er. Dabei konnte sich Wimmer einen Seitenhieb auf den Zusammenschluss "Land schafft Verbindung" nicht verkneifen: "Es läuft eben nicht alles nur durch Schlepperfahren."

Nicht so ohne weiteres stehen ließ der Generalsekretär die Kritik an der "Bauernmilliarde". Die Probleme mit der Düngeverordnung seien freilich nicht gelöst, und Auflagen und Bürokratie könne man damit auch nicht regeln, doch kämen im ersten Antragsfenster bei den baulichen Anlagen 53 Prozent und bei den Maschinen immerhin 41 Prozent der Antragssteller aus Bayern. "Wir sind schon froh, dass es immer noch so viele Landwirte im Freistaat gibt, die investieren wollen", so Wimmer.

Verramschen von Lebensmitteln endlich verbieten

Einmal mehr forderte der Generalsekretär, die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels einzudämmen und kritisierte die UTP-Richtlinien zur Eindämmung unlauterer Handelspraktiken. Der Lebensmitteleinzelhandel versuche, sich mit aller Macht, davonzustehlen, die Zeche zahle am Ende der Landwirt. Das könne nicht sein, so Wimmer. Er sprach sich dafür aus, das Verramschen von Lebensmitteln endlich zu verbieten. "Die Zeit ist reif dafür", so der Generalsekretär.

Auch zum Thema Wolf nahm Wimmer Stellung. Die Wolfsrisse bei Betzenstein im Landkreis Bayreuth dominierten seit Tagen die öffentliche Diskussion in Oberfranken. "Wir brauchen ein Umdenken, der Wolf gehört ins Jagdrecht", sagte der Generalsekretär und sprach sich klar für eine schnelle Entnahme aus. Wolf und Weidehaltung werde es parallel nicht geben können, so Wimmer, auch wenn Umweltverbände massiv für den Wolf werben.