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Der frühe Vögel im Glashaus wirft den ersten Stein


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Donnerstag, 16. Mai 2013

Sprache ist etwas Wunderbares! Man kann herrlich mit ihr spielen. Man kann sich dabei allerdings auch böse verzocken.
Foto: dpa


Nehmen Sie nur mal die Sprichwörter. Mit ihnen lässt sich viel sagen, ohne dass man dazu viel reden muss. So ist zum Beispiel die Botschaft von "Der frühe Vogel fängt den Wurm" eindeutig - auch für jene, die an Würmern wenig Geschmack finden.

Wirr wird es allerdings, wenn man, wie neulich ein Fernsehmoderator im Bemühen, eine besonders dramatische Formulierung zu finden, mit unheilschwangerer Stimme prophezeit: "Ein Funke reicht - und das Fass läuft über."
In einem Café hörte ich kürzlich am Nebentisch jemanden sagen: "Lass dich doch von dem nicht unter den Scheffel kehren." Klarer Fall: Knapp vorbei ist auch daneben.

Natürlich kann man mit ein wenig Kreativität Sprichwörter auch ganz bewusst verballhornen: "Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung" ist zwar nicht korrekt, aber manchmal sehr treffend.

Und die Aussage "Morgenstund' ist aller Laster Anfang" mag vor dem kritischen Ohr des Sprachwissenschaftlers nicht bestehen, sehr wohl aber vor unserer Lebenserfahrung.

Wir wollen hier freilich niemanden bloßstellen, der sich im Eifer des (Sprach-)Gefechts verhaspelt. Schließlich kann uns das schon morgen auch passieren. Und dann gilt: "Wer im Glashaus sitzt, der werfe den ersten Stein."