Der Frankenwald wird weiter leiden
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Mittwoch, 11. März 2020
Der feuchte Winter hat der Natur gut getan. Die Ausgangssituation für die Landwirtschaft ist günstig. Doch die Waldbesitzer können noch nicht aufatmen.
Ein feuchter Winter liegt hinter uns. Es gab kaum bis gar keinen Schnee in der Region, doch geregnet hat es oft und überdurchschnittlich viel, vor allem im Februar. Reicht das jetzt schon für die von den beiden letzten Dürresommern gebeutelte Natur oder müsste da noch viel mehr Wasser von oben kommen? Und wie sieht die Situation im Wald, bei den Gewässern und der Landwirtschaft nach diesem Regenwinter aus? Wir haben uns einmal umgehört.
Wenn es nach Theo Kaiser, dem Geschäftsführer der Waldbauernvereinigung Kulmbach-Stadtsteinach, geht, bleibt es am besten noch recht lange kalt und regnerisch. Denn in den Wäldern gibt es noch jede Menge Käferholz und nach den letzten Stürmen auch frischen Windwurf. Das muss zügig weggearbeitet werden, bevor der Borkenkäfer sein Überwinterungsquartier verlässt, um neue Bäume zu befallen und dort Bruten anzulegen. Das passiert bei Temperaturen ab 16,5 Grad und trockener Witterung, also voraussichtlich im April, so Kaiser. "Der Regen der letzten Wochen war auf jeden Fall eine Entlastung für den Wald, und es war gut, dass es langsam und beständig geregnet hat." So konnte der Boden die Nässe gut aufnehmen.
Doch so wohltuend der Regen für die Natur auch war, machen die aufgeweichten Böden die Arbeiten im Wald - vor allem mit schweren Maschinen - nicht gerade einfacher. Die Waldbauern im Landkreis - 1831 sind es in der Vereinigung mit insgesamt 12 000 Hektar Wald - tun laut Kaiser alles, um den Wettlauf gegen die Zeit und den Käfer zu gewinnen. "Wir geben unser Bestes, aber es wird schwierig." Die Stimmung sei "gedrückt". Kein Wunder angesichts der immensen Arbeit und des zunehmenden Preisverfalls auf dem Holzmarkt. "Es gibt viel mehr Holz, als benötigt wird." Der Preis liegt inzwischen bei unter 40 Euro für den Festmeter Käferholz, vor drei Jahren waren es noch 60 Euro. Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels ist Kaiser zufolge ein langfristiger Waldumbau hin zum Mischwald unumgänglich.
Mittelfristig wird der Borkenkäfer unseren Wäldern aber weiterhin sehr zu schaffen machen, weiß Michael Schmidt, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). "Die zwei letzten Sommer wirken noch nach", sagt er. Die Käferpopulationen in den Wäldern seien nach wie vor riesig. "Der Käfer kommt und wird wieder massiv zuschlagen. Selbst bei einem normalen Sommer werden wir ein Käferjahr bekommen." Ein Schwerpunktgebiet sei dabei der Frankenwald, der aufgrund seiner Steillagen und geringeren Bodenauflage nur wenig Speicherflächen biete. Dort trocknen die Nadelgehölze schneller aus und sind damit auch anfälliger.
Der Regen habe den Oberboden zwar gut durchfeuchtet, so Schmidt. Es habe aber der Schnee gefehlt, "der langsam in den Boden hineintaut", und so gebe es in 1,80 Meter Tiefe immer noch zu wenig Wasser. Ein Problem für die Bäume, die selbst bei guter Wasserversorgung zwei Jahre brauchen, um ihre Feinwurzeln wieder auszubilden.
Für die Landwirtschaft reicht dagegen das verfügbare Wasser im 25 Zentimeter tiefen Oberboden. Und da schaut es momentan sehr gut aus, zeigt sich der Leiter des Landwirtschaftsamtes zuversichtlich. Die Ausgangssituation sei günstig, "die Landwirte können beruhigt ins Jahr starten", so Michael Schmidt.
Das kann BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger nur bestätigen. "Es war wichtig, dass es jetzt geregnet hat, denn da haben wir nach wie vor großen Nachholbedarf." Bis die Feldarbeit Ende März/Anfang April wieder voll losgeht, sei noch etwas Zeit. Wenn dann die Düngung des Wintergetreides und Aussaat des Sommergetreides anstehen, brauche man aber ab und zu eine Trockenphase, sonst könnte die Bestellung der Felder schwierig werden. Doch momentan sei der Regen überhaupt kein Problem und sehr willkommen.