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Der erste Sud der Hopfenfreunde


Autor: Horst Wunner

Neudrossenfeld, Sonntag, 02. Dezember 2018

23 Freunde des Gerstensaftes haben eine Interessengemeinschaft gegründet und in der Neudrossenfelder Brauerei jetzt das erste Mal Bier gebraut.
Karl Kohler bei der Gewürzprobe mit Braumeister Bernd Weibbrecht, Dieter Bauernfeind und Oliver Ohnemüller (von links).  Foto: Horst Wunner


Wenn man dort wohnt, wo es - bezogen auf die Einwohner - die größte Brauereidichte der Welt gibt, dann entstehen kreative Ideen. 23 Oberfranken dachten sich: Mal sehen, wie es ist, ein eigenes Bier zu brauen. Sie haben unter der Führung von Dieter Bauernfeind aus Brücklein, der lange Zeit Gemeinderat in Neudrossenfeld war, vor drei Monaten die Interessengemeinschaft "Hopfenfreunde" gegründet.

Idee in die Tat umgesetzt

Zu ihr gehören Lehrer, Handwerker, kaufmännische Angestellte und ein Betriebsleiter. Die Männer kommen aus dem ganzen Landkreis Kulmbach, aus Bayreuth und aus der Fränkischen Schweiz. Nun haben sie ihre Idee in die Tat umgesetzt, und sie hatten das Glück, eine Adresse zu finden, wo man den Gerstensaft in kleinen Mengen bis zu 1000 Litern brauen kann: im Bräuwerck in Neudrossenfeld.

Ende Januar ist der Bock fertig

Dort trafen sich jetzt die Hopfenfreunde mit Braumeister Bernd Weibbrecht, und sie waren fast sieben Stunden am Werkeln. Gespannte Erwartung und Aufmerksamkeit herrschte unten in der kleinen Brauerei, als mit den Vorbereitungen begonnen wurde. Schroten des Malzes, später maischen, die Maische läutern und die daraus entstehende Würze mit dem Hopfen kochen. Runterkühlen und Hefe dazugeben. Es wurde auch noch gespindelt. Eine Jodprobe wurde genommen und ein schriftlicher Biertest verlangt. Was einfach aussieht, dahinter verbirgt sich aber eine Menge Wissen. Da stand den Männern der Braumeister zur Seite. Im Tank kann jetzt das Ganze reifen, bis Ende Januar das Bier fertig sein wird. Zuvor muss es jedoch mit Aromahopfen angereichert werden, um eine spezielle Note zu kreieren. Die Männergruppe freut sich schon auf ein Bockbier mit dem Namen "Mainbier Nr. 1". Die Stammwürze beträgt etwa 16 Prozent, der Alkoholgehalt liegt zwischen sechs und sieben Prozent. Dieter Bauernfeind sagte nach der Premiere: "Es ist einfach geil, etwa 800 bis 1000 Liter eigenes Bier als Unikat zu haben, das wir in Flaschen abfüllen und es selbst trinken oder an Verwandte oder Freunde verschenken".

Eine Handwerkskunst

Auch Florian Ohnemüller aus Kulmbach war begeistert. "Ich bin ein Genusstrinker und wollte mal den Brauprozess persönlich begleiten, was in dieser Form fast einmalig ist." Er habe gelernt, wie viele kleine Details sich hinter der Bierherstellung verbergen, die eine wahre Handwerkskunst sei. Der neben ihm stehende Ralf Steeger aus Wüstenstein in der Fränkischen Schweiz, ein "Feierabend-Biertrinker", war selig, so hautnah dabei zu sein. Er kommt selbst aus einer Gegend, wo sich Brauerei an Brauerei reiht, in Neudrossenfeld gefiel es ihm aber besonders gut. "Nicht nur wegen der so individuellen Braustätte, sondern auch wegen des ganzen Geländes rund um das Bräuwerck und das Gasthaus mit der uralten Decke und dem wunderbaren Gewölberaum." Er verriet, dass nach der Premiere im nächsten Jahr ein weiterer Sud folgen soll.

Auch der Neudrossenfelder Bürgermeister Harald Hübner (CSU), der Mitglied der Hopfenfreunde ist, schaute vorbei. Ihn freute das Interesse der "Bierlehrlinge". Er machte ein bisschen Werbung in eigener Sache als Aufsichtsratsvorsitzender der Bräuwerck AG und wies darauf hin, dass solche Brauexperimente öfters möglich sind. Wer Interesse habe, könne sich an den Braumeister wenden.