Im Rathaus der Stadt amtierte von 1891 bis 1920 der rechtskundige Bürgermeister Wilhelm Flessa. Er stand dem Magistrat (heute die Referenten) vor, der aus 16 vom Gemeindekollegium (heute der Stadtrat) gewählten Mitgliedern bestand. Dessen Vorsitz führte Kommerzienrat Hermann Limmer.
Beschluss 1891
Der Beschluss, auf dem Marktplatz einen Brunnen aufzustellen, geht auf das Jahr 1891 zurück. Damals wurde seitens der städtischen Kollegien beschlossen, unter der Voraussicht der Gewährung eines Zuschusses und von Spenden, einen monumentalen Brunnen auf dem Marktplatz zur Aufstellung zu bringen.
Ein repräsentativer, kunstvoller, künstlerisch wertvoller Brunnen, ein Kunstbrunnen, sollte erbaut werden, der das gesellschaftliche Wohlergehen ausdrückte und der gleichzeitig den Marktplatz schmückte.
Vor dem Brunnen stand in der Mitte des Marktplatzes ein nicht sehr schmückender, eingezäunter Kandelaber als Stadtbeleuchtung.
Der Staatszuschuss wurde beantragt und am 19. Mai 1893 traf beim Magistrat eine Entschließung des königlichen Staatsministeriums des Innern ein, durch welche zur Errichtung eines Kunstbrunnens auf dem Marktplatze zu Kulmbach ein Betrag von 12 800 Mark aus den budgetmäßigen Mitteln zur Pflege und Förderung der Kunst durch den Staat bewilligt worden war. Das Komitee musste also bei einem Kostenaufwand von 24 000 Mark für den Brunnen, noch weitere 12 000 Mark durch Spenden aufbringen.Der staatliche Zuschuss war, da 800 Mark als Preisgelder für die Entwürfe an bayerische Künstler ausgeworfen werden sollten, an die Ausschreibung eines Wettbewerbs gebunden.
Die Jury wurde nicht mit Kulmbachern besetzt, sondern mit bedeutenden Künstlern und Architekten: Adolf Hildebrand, Bildhauer und Professor, Josef von Kramer, Bildhauer und Professor, Ludwig von Loefftz, Kunstmaler und Direktor der Akademie der bildenden Künste, Franz Stuck, Kunstmaler und Professor, August Thiersch, Architekt und Professor an der Technischen Hochschule.
Den ersten Preis, welcher den Auftrag für die Ausführung des Brunnens einschloss, erhielt der Bildhauer Eduard Beyrer, gemeinsam mit dem Architekten Martin Dülfer.
Der Bildhauer Eduard Beyrer (1866-1934) war um die Jahrhundertwende in München ein bekannter Denkmal- und Porträtplastiker. Er wirkte an der Gestaltung vieler Brunnen- und Grabdenkmäler mit.
Für Martin Dülfer (1859-1942) war der Luitpoldbrunnen sein erstes Denkmal und er blieb sein einziges Brunnenwerk. Dülfer war in seiner Zeit einer der bedeutendsten deutschen Architekten und galt als Wegbereiter der deutschen Jugendstilarchitektur.
Schwerpunkte seines Schaffens waren die Fassadenarchitektur (zum Beispiel die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg), sowie der Bau von Theatern (unter anderem in Meran und Duisburg), Wohn- und Geschäftshäusern und Villen.
Der sich in der Mitte des Brunnentrogs befindliche dreieckige Brunnenstock trägt drei Brunnenschalen, die von drei Tieren, einem Widder, einer Bulldogge sowie einem Ziegenbock Wasser erhalten.
Darum herum befindet sich ein sechseckiges Wasserbecken mit einem Durchmesser von 7,6 Metern.
Tierköpfe und Putten
Die Tierköpfe sind von Putten (Skulptur in Kindergestalt) umgeben. Die Putten halten Girlanden über den Medaillons des Prinzregenten Luitpold, der Wappen Kulmbachs und Bayerns.
Über dem Brunnenstock erhebt sich ein Obelisk, der von einer goldenen Sonne bekrönt wird und eine Gesamthöhe von 10,5 Metern erreicht.
Der Obelisk glorifiziert hier, was für das Wohlergehen der Stadt Kulmbach von besonderer Bedeutung war: die Zugehörigkeit zu Bayern und die Regentschaft Luitpolds.
Am Bau des Brunnens waren keine Kulmbacher Firmen beteiligt. Die Steinmetzarbeiten führte die Firma Rosenbach aus, die Firma Braun übernahm die Bronzearbeiten (beide München) und für die kupfernen Wasserbecken war die Würzburger Firma Bucher zuständig.
Nach verschiedenen Verzögerungen wurde der Brunnen im Sommer 1898 aufgestellt. Dies wird durch die Jahreszahl MDCCCXCVIII auf einer Tafel auch angezeigt. Die Einweihung erfolgte aber erst am 12. März 1899 anlässlich des 78. Geburtstages des Prinzregenten.
Mit Musik, reichem weißblauem Flaggenschmuck und lobenden Reden wurde er der Stadtgemeinde vor einer großen Menschenmenge übergeben.
Zu Ehren des Prinzregenten wurden in Kulmbach außerdem noch 1908 das "Arme Sünder Gässchen" in Luitpoldstraße und 1910 das Heimatmuseum in Luitpold-Museum umbenannt.