Aus Hela wird Globus. Und obwohl alter und neuer Standort des Baumarkts nur einen Hammerwurf voneinander entfernt liegen, ist der logistische Aufwand doch enorm. Seit fünf Wochen räumen die Mitarbeiter zigtausende Artikel in die Regale ein. Mittendrin: Marktleiter Karlheinz Kröner.
Der Globus ist seine Welt, jedenfalls bald. Karlheinz Kröner pendelt gerade zwischen den Welten, die doch nur ein Stück auseinander liegen. Der 46-Jährige ist Noch-Marktleiter im Hela-Profizentrum, nebenan streckt sich bereits der orange-grüne Kubus des Globus-Baumarkts in die Höhe. Ein Katzensprung für einen Arbeitsplatzwechsel, der eigentlich keiner ist: Das 1828 von Heinz Bruch gegründete Familienunternehmen Globus hatte Hela bereits 2008 übernommen. Kulmbach wird der 81. Standort auf der Globus-Landkarte. Kröner wartet auf die neuen Visitenkarten mit dem neuem Logo und der neuen Anschrift. Viel ändert sich nicht: Lichtenfelser Straße 53 statt 57. Für ihn ist der XXL-Umzug aber kein gewöhnlicher Standortwechsel.
"Ich denke für zwei Märkte parallel", sagt der Saarländer.
Beim Stichwort Saarländer fallen dem Kulmbacher womöglich drei Namen ein: Erich Honecker, Oskar Lafontaine, Gerd Dudenhöffer alias Heinz Becker - der Griesgram mit der Batschkapp. "Das war mal mein Nachbar in meiner Heimat Bexbach", tupft Karlheinz Kröner hin. Er fährt sich mit der flachen Hand über das Stoppelfeld auf dem Kopf. Die Frisur gemahnt an Dolph Lundgren aus "Rocky IV." Dabei kommt Kröner nicht vom Boxen, sondern vom Karate. Er schiebt ein Fahrrad in die Boxengasse des neuen Markts, reißt die Kartonverpackung auf und parkt den halbfertig zusammengesteckten Drahtesel an einem halbfertig zusammengesteckten Regalturm.
Ein Marktleiter, der selber mit einräumt? "Ist doch selbstverständlich", findet Karlheinz Kröner. Und Fahrräder in einem Baumarkt? Sind auch längst kein ungewöhnlicher Anblick mehr.
"Das Sortiment hat sich in den vergangen Jahren stark gewandelt", sagt Kröner. Wer heute nur noch Schraubenzieher und Nägel anbietet, kommt im Baumarktgewerbe schneller unter den Hammer, als er "Sonderangebot" ausrufen kann. "Deswegen findet der Kunde bei uns fast alles: von der Dachpappenkrampe bis zur Haustür, vom Hundenapf bis zum sprudelnden Whirlpool."
Interessanter Standort Den Standort Kulmbach schätzt der Marktleiter als "sehr interessant" für das Unternehmen ein. Seit elf Jahren ist er hier. "Der Kundenzuspruch ist gut." Und die Konkurrenz? "Sie meinen die Mitbewerber." Kröner lächelt. "Kulmbach bietet Platz für zwei aus unserer Schiene." Und nach einer Pause: "Zwei gute." Die Zukunft sieht der 46-Jährige positiv. "Der Trend geht immer mehr zum Selbermachen.
Kein Wunder: Wenn die Leute mit weniger Geld auskommen müssen, können sie sich nicht für jeden Handgriff den teuren Handwerker kommen lassen."
Der anhaltende Boom der Branche dürfte auch die 84 Mitarbeiter freuen, die im neuen Globus einer Fest- respektive Teilzeitarbeit nachgehen. "Bei uns gibt es keine 400-Euro-Jobler." Das Personal wird laut Kröner um 20 Köpfe aufgestockt. Leute, die vom geschlossenen ProMarkt kommen.
Kröner sagt, er kennt das Verkäufergeschäft, hat es selber in einer Eisenwarenabteilung von der Pike auf gelernt. "Es reicht längst nicht mehr, sich in den Laden zu stellen und auf Menschen zu warten, die wissen wollen, wo was platziert ist." Der Verkäufer von heute ist demnach ein Multitalent: freundlicher Berater, EDV-Fachkraft, Disponent, Spediteur...
Wie auf Zuruf kurvt ein Laster mit Entsorgungscontainer auf die hintere Zufahrt.
Was der da will? Ein Mitarbeiter biegt mit fragendem Blick um die Ecke, kaut einen Bleistift weich. "Chef, wohin?" Kröner wendet den Blick, schaut durch die Scheibe seines noch spärlich möblierten Büros. Ein Wink des Marktleiters, ein Deuten mit dem Finger Richtung Hintereingang, ein verständnisvoll nickender Lastwagenfahrer. "Da kommt das Altpapier rein", sagt Kröner schon wieder halb im Gehen. Er verschwindet im Gewirr der Gänge, zwischen Duschtüren und Korkbodendielen.
Auf der rund 10.000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche hält er alle paar Meter an, tauscht sich mit den Fliesenlegern aus, gibt dem Lampenmonteur auf der Bockleiter die letzten Anweisungen. Patrick Schandelmeyer grüßt kurz hinter einer Fräse hervor.
Der Abgesandte aus der Globus-Zentrale ist seit zwei Wochen da und hat seine Instruktionen schon umgesetzt: Der Wekzeuggang mit den Zangen, den Schlagbohrern und Äxten ist nahezu fertig eingeräumt, die meisten Geräte sind mit Preisschild versehen.
Von fertig kann auf dem Marktgelände vor dem Hauptportal noch nicht die Rede sein. "Der jüngste Wintereinbruch hat uns zurückgeworfen, bei minus 13 Grad ging nichts. Ohne Parkplatz brauchten wir nicht ans Aufmachen denken." Doch nun blickt Kröner hoffnungsvoll auf den Vorplatz und die Pflastersteine. Das Wetter hat nachgegeben. "Jetzt sieht es sehr gut aus mit dem 28. März als Tag der Eröffnung." Dann entschwindet er wieder, diesmal Richtung Lampenabteilung.
Ein Mann und seine Gitarren Eigentlich verwundert es, dass Baumärkte, in denen Karlheinz Kröner das Sagen hat, noch keine Gitarren im Sortiment führen. Der 46-Jährige sammelt nämlich mit Verve Saiteninstrumente. Wenn er nicht klampft, sitzt er mit seiner Profi-Fotoausrüstung abends im Freien und lichtet am liebsten den Mond ab. Selbst daheim ist Karlheinz Kröner ein Wandler zwischen den Welten.