"Wir wollen, dass sie große, süße Früchte tragen. Dafür müssen wir das Fruchtholz fördern, überalterte und störende Triebe entfernen. Und natürlich brauchen wir auch einen Zugang in den Baum, um das Obst pflücken zu können", so Jürgen Pflaum.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Baumschnitt?
Was man im Herbst erntet, schneidet man im Frühjahr, was man im Sommer erntet, wird bei oder nach der Ernte geschnitten.
Wie wird geschnitten?
Erstrebenswert ist eine Pyramidenform mit breiten ausladenden Ästen unten. Die oberen Äste dürfen den unteren nicht Licht und Luft wegnehmen. "Schneiden Sie alle nach innen wachsenden Äste weg, vor allem aber die sogenannten Wasserschosse." Diese senkrecht nach oben wachsenden Triebe kosten den Baum unnötig Kraft, tragen kaum Früchte und verdichten die Krone. Bei Zweigen, die sich kreuzen oder aneinander reiben, wird einer weggeschnitten, und zwar immer der steiler nach oben oder nach innen weisende. Äste, die ganz entfernt werden sollen, werden auf Astring geschnitten, also direkt an dem Ast, aus dem sie nach oben wachsen. Sollen Äste nur zurückgeschnitten werden, wird immer knapp oberhalb einer nach außen weisenden Triebknospe geschnitten, damit der junge Zweig ins Licht wächst.
Was sind die größten Fehler?
"Das Schlimmste ist, den Baum zu kappen! Von einer solchen Verstümmelung erholt sich der Baum nur schwer oder gar nicht." Denn dabei werden die bestehenden Knospen entfernt, aus denen sich normale Äste der Krone entwickeln können. Das Ziel, das Höhenwachstum zu begrenzen, wird nur vorübergehend erreicht, denn die Kappung stimuliert die Bildung von vielen dicht stehenden, aufrecht wachsenden Ästen, die anfällig für Krankheiten und pflanzenschädigende Insekten sind.
Woher weiß ich, welche Äste ich entfernen sollte?
Jürgen Pflaum rät, sich jeden Baum zuerst von allen Seiten anzuschauen, darauf zu achten, wo Äste sich behindern. "Jeder Schnitt ist eine Entscheidung. Es gibt aber meist nicht nur einen richtigen Weg, sondern mehrere Möglichkeiten, die gleichermaßen gut und richtig sind." Tabu sind nur planloses Herumschnippeln an den Ästen und das Stehenlassen von Aststummeln. Vor allem Letzteres schadet dem Baum: "Große Verletzungen und Stummelschnitte sind Eintrittspforten für holzzersetzende Pilze und führen zu Fäulnis."
Welches Werkzeug ist geeignet?
Saubere Schnittstellen bekommt man mit einer scharf geschliffenen Qualitätsschere und einer Japansäge für stärkere Äste.
Wie oft sollen Obstbäume geschnitten werden?
Der Landschaftsgärtner widmet sich den von ihm betreuten Bäumen alle zwei Jahre. "Wenn man das regelmäßig und richtig macht, hat man damit nicht viel Arbeit. Man nimmt immer das weg, was stört oder abgestorben ist. Je weniger man schneidet, desto besser ist es im Grunde für den Baum. Doch da, wo es der Entwicklung des Baumes nützt, sollte man schon eingreifen."
Was ist ein Verjüngungsschnitt, und wann ist der nötig?
Wirkt ein Baum nicht mehr vital und will nicht mehr wachsen, kann man es mit einem etwas radikaleren Eingriff versuchen und die Äste deutlich auslichten: "Bei gleicher Wurzelmasse bekommt so jeder einzelne Trieb mehr Nährstoffe, Licht und Wasser."
Gesund ab dem ersten Tag
Schon junge Obstbäume brauchen direkt nach der Pflanzung einen Schnitt. Wie das geht, zeigt Friedhelm Haun im zweiten Teil des Kurses. Mit folgenden Tipps wird die Neupflanzung ein Erfolg:
Standort Ein Obstbaum, der sich gut entwickeln soll, braucht ausreichend Platz. Je nach Sorte sind vier bis zehn Meter Pflanzabstand einzuhalten.
Pflanzloch Es sollte deutlich größer sein als der Wurzelballen, damit sich schnell kräftige neue Wurzeln entwickeln.
Halt Ein Pfahl stabilisiert den jungen Baum. Er soll so lang sein wie der Stamm, bevor er sich verzweigt; den Baum mit einem Kokosstrick anbinden.
Starthilfe Nach der Pflanzung steht der Baum so tief in der Erde wie zuvor in der Baumschule. Der junge Baum braucht Nährstoffe . Ideal sind fünf bis sechs Schaufeln Kompost, die unter den Humus gemischt werden.
Pflanzschnitt Weniger ist mehr: Ein Pflanzschnitt sorgt für eine gute Entwicklung und eine schöne Form: einen Leitast in der Mitte und drei bis vier gleichmäßig verteilte Seitentriebe als spätere Fruchtäste stehen lassen, überflüssige Triebe abschneiden - auch wenn es schwerfällt.