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Denunziant ärgert Kulmbacher Tankstellenpächter


Autor: Stephan Tiroch

Ziegelhütten, Mittwoch, 29. Oktober 2014

Ein anonymer Hinweis beim Zoll und beim Jobcenter bringt dem Ziegelhüttener Tankstellenpächter Ärger ein. Dabei haben sich Armin Friedlein und sein Praktikant nichts zuschulden kommen lassen.
Tankstellenpächter Armin Friedlein (links) und sein Kunde Konrad Biedermann sind sich einig: Denunzianten kann kein Mensch gebrauchen.  Foto: Stephan Tiroch


Armin Friedlein schraubt an einem Opel, der beim Tüv vorgefahren werden soll. In seiner Tankstelle in Ziegelhütten hat er jede Menge zu tun. Manchmal weiß er nicht, wo er zuerst hinlangen soll. Während er die Bremsen repariert, kommt ein Tankkunde mit einer Frage - und der infranken.de-Reporter will sich die Geschichte von dem unbekannten Denunzianten erzählen lassen, der dem Tankstellenpächter Ärger eingebracht hat.

Friedlein legt kurz den Schraubenschlüssel zur Seite und erklärt, warum er vor kurzem einen Praktikanten eingestellt hat. Weil eben in der Tankstelle so viel zu tun ist und weil er weiß, dass es für Umschüler oder Arbeits suchende, die eine Qualifizierungsmaßnahme machen, oft nicht leicht ist, einen Praktikumsplatz zu finden.

Der Praktikant, schon jenseits der 50, wird dem Tankstellenpächter vom Bildungsinstitut Peters vermittelt, das für das Jobcenter Maßnahmen der

beruflichen Weiterqualifizierung durchführt. "Es ist ein Vertrag gemacht worden - in dreifacher Ausfertigung", sagt Friedlein.

Zwei Wochen soll das Praktikum dauern. Der Mann arbeitet gut und zuverlässig. "Es hat alles gepasst", betont der Tankstellenpächter - bis zu dem Tag, als der Zoll gekommen ist. "Die sind mit einem blauen Kleinbus und drei Mann angerückt und haben direkt nach meinem Praktikanten gefragt. Die kannten seinen Namen und haben sich alles zeigen lassen."

Verdacht der Schwarzarbeit

Friedlein kann den Verdacht der Schwarzarbeit schnell entkräften. Er legt den Vertrag vor, von dem auch das Jobcenter Kenntnis hat. Der Zoll rauscht wieder ab, aber der "Hammer" für den Tankstellenpächter und seinen Helfer kommt erst noch: Zeitgleich liegt im Briefkasten des Praktikanten ein Schreiben - Absender: Jobcenter. Darin ist die Rede davon, dass er seinen Anspruch auf Sozialleistungen verwirkt, wenn eine Tätigkeit nicht gemeldet wird. "Beim Jobcenter weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut", schimpft Friedlein und ärgert sich: "Ein Anruf bei mir, und alles wäre geklärt gewesen."

Der Tankstellenpächter fürchtet um sein Renommee ("Wir sind ein ordentlicher Betrieb") und vermutet die Ur sache des Übels im Jobcenter. "Diese Leute" hätte ihm den Zoll auf den Hals und dem Praktikanten den Blauen Brief nach Hause geschickt.

Beweisen kann Friedlein seinen Verdacht nicht. Beim Zoll gibt man sich zugeknöpft und bittet freundlich um Verständnis, dass man zum "genannten Sachverhalt aus Gründen des Steuergeheimnisses und des Sozialdatenschutzes keine Angaben machen kann". Allerdings räumt Pressesprecher Stefan Schramm vom Hauptzollamt Schweinfurt ein, dass die Zöllner der Finanzkontrolle Schwarz arbeit unter anderem Hinweisen nachgehen - auch anonymen.

"Alles korrekt gelaufen"

"Von unsere Seite ist alles korrekt gelaufen", versichert Institutsleiterin Irmgard Forkel von der Peters Bildungsgruppe. "Das Jobcenter hat Kenntnis davon, wer in welchem Praktikum ist." Mehr dürfe sie zu dem Fall nicht sagen. Datenschutz.

Aber auch beim Jobcenter Kulmbach will man sich den Schwarzen Peter nicht zustecken lassen. "Die Anzeige beim Zoll ist nicht vom Jobcenter erfolgt, nicht von Amts wegen, so was machen wir nicht, da haben wir selbst einen Außendienst", betont Horst Vormann.

Nach den Worten des Pressesprechers ist beim Jobcenter nämlich parallel ebenfalls ein anonymer Hinweis eingegangen. Dass man nicht gleich erkannt habe, was Sache ist, begründet Vormann damit, dass sich die Information über das Praktikum und der Eingang der Anzeige "zeitlich überschnitten" haben.

Jobcenter muss tätig werden

Grundsätzlich stellt Vormann fest: "Bei anonymen Anzeigen werden wir tätig und fordern den Betreffenden zur Mitwirkung auf. Wir sind gehalten, dem Missbrauch von Steuergeldern vorzubeugen." Im betreffenden Fall, so Vormann weiter, "hat sich alles schnell aufgeklärt". Dem Mann seien auch keine Leistungen gekürzt oder Geld gesperrt worden.

Bleibt die Frage: Wer ist der Denunziant gewesen? Die Vermutung, dass der Unbekannte im Umfeld des Tankstellenpächters zu suchen ist, hält dieser für unwahrscheinlich. Friedlein schraubt immer noch an dem Opel rum und will trotz allen Ärgers nicht ausschließen, dass er wieder mal einen Praktikanten nimmt: "Aber bitte nicht noch mal so ein Blödsinn."