Den Namen Lorenz Sandler gibt es in Kulmbachs Geschichte zweimal
Autor: Erich Olbrich
Kulmbach, Donnerstag, 22. November 2018
Zwei Buchstaben am Kulmbacher Gebäude Kressenstein 13 weisen auf den Erbauer Kommerzienrat Lorenz Sandler hin.
In der Geschichte der Brauerei-Familie Sandler, gab es zwei bemerkenswerte Männer mit dem Vornamen Lorenz. Der ältere der beiden, (1792 - 1865) war Büttnermeister. Er beantragte 1823 die Konzession für ein eigenes Brauhaus. Wie rund 50 andere schankberechtigte Bürger übte er sein Brau- und Schankrecht neben dem Beruf aus.
Der Rat genehmigte ihm das Vorhaben und erlaubte ihm 1824 die Errichtung einer eigenen Malzdarre. Er braute sein Bier aber weiterhin überwiegend für den Eigenbedarf - jedenfalls zunächst. Den Warenverkehr erledigten Kulmbacher Fuhrleute. Sie nahmen für sich selbst regelmäßig Fässer mit Lorenz Sandlers Bier mit.
Exportbier nach Leipzig
Und so kam es, dass er ihnen schließlich einige Fässer anvertraute, die unterwegs den Schankwirten angeboten wurden. Der Versuch lief zur vollen Zufriedenheit, Nachbestellungen folgten. Am 11. Oktober 1831 fuhr erstmals ein gänzlich mit Sandler-Bier beladener Wagen nach Leipzig. Damit wurde der Kulmbacher Bierexport begründet.
Als Lorenz Sandler 1865 im Alter von 73 Jahren starb, übernahm sein Sohn Georg, in Kulmbach auch als Gründer der Feuerwehr (1857) bekannt, mit seinem jüngeren Bruder Johann Martin den weiteren Ausbau der Brauerei. Doch Johann Martin starb 1869 und Georg folgte ihm im Alter von nur 39 Jahren 1870. Von da an übernahm Georgs Witwe, Margaretha Sandler, die Führung der Brauerei. Unterstützt wurde sie dabei von ihren Söhnen Lorenz und Otto (1861 - 1918). Über Otto Sandlers Villa am Schießgraben 23 haben wir in der 49. Entdeckertour berichtet.
Immer schlicht gekleider
Lorenz Sandler wurde am 2. Oktober 1854 geboren und war der Enkel des gleichnamigen Brauereigründers. Am 19. August 1880, heiratete er Margarete Haberstumpf, mit der er sieben Kinder hatte. Er galt als urwüchsig und heiter, war immer schlicht gekleidet mit Joppe und Jägerhut. Auch war er ein beliebter und geschätzter Bürger der Stadt und in der Kommunalpolitik engagiert.
Mit 36 Jahren wurde er 1890 in das Gemeindekollegium gewählt und war hier in der Armenpflege tätig. Nach seiner Wahl in den Magistrat 1899 kümmerte er sich um die Verwaltung des Krankenhauses. Seinen Fleiß setzte er auch als Vorstand des Kommunalverbandes ein. Diese zeitraubende und verantwortungsvolle Tätigkeit übte er vollkommen ehrenamtlich bis 1920 aus.
Für seine Verdienste wurde er 1920 mit der goldenen Bürgermedaille ausgezeichnet. Bereits 1916 war durch König Ludwig III. von Bayern die Ernennung zum Kommerzienrat erfolgt.