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Demografische Entwicklung im Landkreis Kulmbach


Autor: Thomas Heuchling

Kulmbach, Freitag, 28. November 2014

Der demografische Wandel trifft den Kreis Kulmbach hart. In der statistisch ältesten und jüngsten Gemeinde gibt es offensichtliche Gründe für die unterschiedliche Entwicklung.
Symbolbild: Patrick Seeger/dpa


Oberfranken wird der demografische Wandel von allen bayerischen Regierungsbezirken am härtesten Treffen. Besonders stark sind Überalterung und Rückgang der Einwohnerzahl in den nördlichen und nordöstlichen Landkreisen, also auch in Kulmbach. Bis 2032 könnte die Bevölkerung hier bis zu 7,5 Prozent abnehmen, obwohl die bayerische Gesamtbevölkerung um rund 2,8 Prozent zunimmt, prognostiziert das Landesamt für Statistik in seiner regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung.

Demnach könnte die Bevölkerung im Landkreis Kulmbach in den kommenden 18 Jahren von rund 73.200 auf 64.200 Menschen schrumpfen. Zwei Hauptgründe für diese Entwicklung lassen sich bei einem Blick auf die Statistik erkennen. Eine Ursache ist das stetige Auseinander driften von Geburten- und Sterberaten: 2012 sind im Landkreis fast doppelt so viele Menschen gestorben (910) wie geboren wurden.

Zudem steigt die durchschnittliche Lebenserwartung.

Diese Entwicklung begann in den 1980er Jahren und hat sich im vergangenen Jahrzehnt verschärft. Auf der anderen Seite stehen die Wanderungsbewegungen. Hier zeichnete sich Ende der 1980er Jahre ein stärkerer Weg- als Zuzug von Menschen aus der Region ab. Der Fall der innerdeutschen Grenze stoppte diesen Trend. In den 2000er Jahre nahm er wieder Fahrt auf.


Grafengehaig: älteste Gemeinde im schrumpfenden Oberland
Gerechnet hat Bürgermeister Werner Burger nicht damit, dass seine Gemeinde, mit einem Altersdurchschnitt von 47,2 Jahren, die Älteste im Landkreis Kulmbach ist. "Wenn man es hört, dann ist es nicht schwer, Erklärungen dafür zu finden", sagt Burger.

Es gebe wenig qualifizierte Arbeitsplätze in der Gemeinde, und die jungen Leute, von denen viele aufs Gymnasium gehen und danach studieren, zieht es in die Ballungszentren. Ein herber Verlust von rund 60 Arbeitsplätzen war im März 2013 die Insolvenz der Firma Horn. Nichtsdestotrotz gibt sich Burger optimistisch. Wichtig sei es, die Leute zu halten und ihnen eine hohe Lebensqualität anzubieten. Ein wichtiger Schritt sei die Eröffnung des Dorfladens "Unner Lädla", unter Beteiligung von Kommune und Bürger, vor fünf Jahren gewesen. Auch der Breitbandausbau soll durch Gelder der Staatsregierung bis 2016 verbessert werden. Schnelles Surfen via LTE sei bereits vielerorts möglich.


Oberland ist am ältesten
Mit den Ursachen und Folgen einer schrumpfenden Bevölkerung mit hohem Altersdurchschnitt ist Grafengehaig nicht allein. Viele Gemeinden im Oberland haben damit zu kämpfen. So hat Guttenberg einen Altersdurchschnitt von 46,3 oder Presseck einen von 46,9 Jahren. Zudem geht die Einwohnerzahl im Oberland am stärksten zurück. Leer stehende Häuser, ein deutlich sichtbares Zeichen dieser Entwicklungen, sind auch in Grafengehaig zu sehen.


20 Euro kostet in Grafengehaig der Quadratmeter erschlossenen Baulands.
Es gebe Leerstände im Ort, aber Häuser würden auch wieder verkauft oder vermietet - und zwar sehr günstig. Für den Quadratmeter gemietete Wohnfläche zahlt man rund vier Euro, erklärt Burger und fügt an: "Wenn Leute zuziehen, dann sind es oft Rentner." Gründe dafür seien vernünftige und kostengünstige Häuser, die schöne Natur, Sicherheit und ein "hoch aufgestelltes Vereinsleben".

Wenn doch mal eine junge Familie bauen will, dann mache man alles möglich, sagt der Bürgermeister. Trotz seines Optimismus macht sich Werner Burger keine Illusionen: "Die 20-Jährigen werden wir nicht zu uns locken. Aber wir können eine Wohngemeinde mit hoher Lebensqualität für ältere und mittelalte sein."


Kasendorf: Jüngste Gemeinde lockt junge Familien mit Arbeitsplätzen
Die Marktgemeinde im südwestlichen Landkreis ist eine doppelte Ausnahme. Mit 41 Jahren sind die Bewohner von Kasendorf im Durchschnitt die jüngsten Landkreisbewohner. Zudem blieb die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren relativ konstant und legte teilweise sogar zu. Ein kontinuierlicher Rückgang - wie in vielen anderen Gemeinden - ist nicht zu beobachten.

Bürgermeister Bernd Steinhäuser ist überrascht, dass seine Gemeinde die jüngste im ganzen Landkreis ist, hat aber eine einfache Erklärung: "Ich gehe davon aus, dass die Fülle an Industriearbeitsplätzen, unter anderem bei Maja-Möbel oder ait, der Hauptgrund dafür ist." Zudem gebe es mehr berufliche Einpendler als Auspendler in Kasendorf.


54 Euro kann ein Quadratmeter erschlossenen Baulands in Kasendorf kosten
Anders als im - an Einwohner verlierenden - Oberland, gibt es in Kasendorf kaum lange Leerstände auf dem Wohnungsmarkt: "Mietwohungen sind bei uns sehr schnell weg", sagt Steinhäuser. Ebenfalls heiß begehrt sind die Bauplätze der Marktgemeinde. So sei das Baugebiet in Heubsch fast vollständig belegt.

Für die Zukunft plant die Marktgemeinde optimistisch: "Wir sind bereits auf der Suche nach einem neuen Baugebiet", sagt der Bürgermeister. Er werfe regelmäßig einen Blick auf die Einwohnerzahl und der zeige, dass es in Kasendorf einen kontinuierlichen Zuzug gebe.