Druckartikel: Das wohl trockenste Jahr seit 1976 im Kreis Kulmbach

Das wohl trockenste Jahr seit 1976 im Kreis Kulmbach


Autor: Jürgen Gärtner

Gößmannsreuth, Montag, 20. Juli 2015

Den Bauern macht der ausbleibende Regen Sorgen. Die Erträge werden heuer 15 bis 20 Prozent geringer ausfallen als 2014. Am Montag zog der Präsident des BBV Oberfranken, Hermann Greif, eine erste Bilanz.
Sie überzeugten sich von der Qualität des Getreides: (von links) Wilhelm Böhmer, der Direktor der BBV-Hauptgeschäftsstelle Oberfranken, stellvertretender Kreisobmann Gerhard Reif und der Präsident des oberfränkischen Bauernverbands, Hermann Greif. Foto: Jürgen Gärtner


Nicht nur im Landkreis Kulmbach hat es in diesem Jahr zu wenig geregnet. Insbesondere im westlichen Oberfranken - Richtung Unterfranken, war eine regelrechte Trockenperiode zu verzeichnen. Und das hat Auswirkungen. Welche, das zeigte der oberfränkische Präsident des Bayerischen Bauernverbands, Hermann Greif, auf. Beim Erntepressegespräch auf dem Hof des stellvertretenden Kreisobmanns Gerhard Reif in Gößmannsreuth ging er von einer 15 bis 20 Prozent geringeren Ernte im Vergleich zu 2014 aus.

Jahr hat gut begonnen

Dabei hatte das Jahr gut angefangen. Der relative milde Winter habe die Bestände gut entwickelt ins Frühjahr gehen lassen, Auswinterungsschäden waren laut Greif nicht zu verzeichnen. Die Niederschlagsmengen im Winter und im Frühjahr seien zwar gering, aber für das Pflanzenwachstum ausreichend gewesen.

Doch die Trockenheit habe sich fortgesetzt. "Die Niederschlagsmengen von März bis Juli waren gering", so der oberfränkische BBV-Präsident. Mit der Besonderheit: Die Niederschlagsverteilung war regional und punktuell sehr unterschiedlich. Im östlichen Teil Oberfrankens (Hof, Wunsiedel, in Teilen der Landkreise Kulmbach, Bayreuth und Kronach), vor allem auf den Höhenlagen, seien die Niederschlagsmengen ausreichend gewesen.

Die einzelnen Sorten

Zu den einzelnen Früchten erklärte er:

Winterweizen: Durch den fehlenden Winter habe es Probleme mit Gelbrost (einer Pilzkrankheit) gegeben. Die Ernte habe bereits begonnen. Es wird von einer maximal durchschnittlichen Ernte ausgegangen.

Wintergerste: Die Ernte der typischen Futterfrucht für Rinder und Schweine bringe mittlere bis gute Erträge, wobei es deutliche Unterschiede je nach Wasserversorgung und Bodenart gibt. Auf Sandböden sind weit unterdurchschnittliche Erträge zu verzeichnen.

Sommer-/Braugerste: Oberfranken ist aufgrund seiner Böden das größte Anbaugebiet in Bayern. Es wird ein durchschnittlicher Ertrag erwartet. Bisher sind gute Qualitäten geerntet worden.

Triticale: Die Ertragssituation bei dieser Sorte - eine Kombination aus Roggen und Weizen und ein Futtergetreide - wird als durchschnittlich bis gut eingeschätzt. "Obwohl die Hitze den Pflanzen das Letzte abverlangt hat", so Greif.

Roggen: Die Qualität für Brotroggen ist sehr gut. Es wird von einer durchschnittlichen Erntemenge ausgegangen, die Erträge hängen wie bei den anderen Sorten stark von den Standorten ab.

Raps: Die Pflanze ist ein wichtiger Eiweißlieferant Die Erträge sind differenziert, auf manchen Flächen hat der Raps durch die Trockenheit gelitten. Die Qualität sei sehr gut. Rapsöl wird als Treibstoff oder für Lebensmittel (Margarine) verwendet, zudem ist Raps ein gentechnikfreies, hervorragendes Eiweißfutter für Tiere.

Mais-/Futterbau: Die Anbaufläche für die Futterfrucht blieb gegenüber 2014 nahezu gleich (2015: 32 526 Hektar). In Trockenregionen sind die ersten Bestände bereits verdorrt. "Die Aussaat war gut, jetzt schaut es böse aus, weil die Pflanze extrem wasserbedürftig ist."

Grünland: 30 Prozent der Flächen sind Grünland. Der Schnitt wird zum größten Teil an Kühe verfüttert. In den Trockengebieten kann es zu Engpässen kommen.

Preise drücken aufs Gemüt

Die Preise drücken bei Greif "ein bisschen aufs Gemüt", doch da die Ernte erst begonnen habe und noch keine genauen Angaben über Mengen und Qualitäten vorliegen, sei das Preisniveau noch unsicher. Viele Landwirte würden deshalb auf drei Säulen bauen: Vorverträge, Vermarktung zur Ernte und Einlagerung.

Über aktuelle Entwicklungen aus der Agrarpolitik informierte Wilhelm Böhmer, der Direktor der BBV-Hauptgeschäftsstelle Oberfranken. In der Kritik stand der drohende Grünlandstatus bei mehrjährigem Kleegrasanbau.

Bürokratischer Unsinn

In der Praxis bedeutet das für die Landwirte, dass Flächen, die sie seit mindestens fünf Jahren zum Anbau von Gras oder anderen Grünfutterpflanzen verwenden, dann nicht mehr anders nutzen dürfen. Um das zu vermeiden, seien allein im Landkreis Lichtenfels 700 Hektar Wiesen umgebrochen worden, so Böhmer. Das sei bürokratischer Unsinn und gehe zu Lasten der Betriebe und der Umwelt.

Der stellvertretende Kulmbacher BBV-Kreisobmann Gerhard Reif bestätigte die Ausführungen seiner Vorredner: "Im Landkreis hat es zu wenig geregnet." Dort, wo es punktuelle Niederschläge gegeben habe und der Boden das Wasser speichern konnte, sehe es gut aus.