Das Weggehen verlernt: Können sich die Kulmbacher nicht mehr aufraffen?
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Freitag, 29. Oktober 2021
Konzerte, Theater und Kabarett dürfen wieder stattfinden - aber die Nachfrage fällt nach dem Corona-Lockdown durchwachsen aus.
"Haben die Leute das Weggehen verlernt?" Während Veranstalter Matthias Mayer (u. a. Plassenburg-Open-Airs) trotz der Lockerungen noch auf mehr Besucher bei vielen Events hofft, sind andere schon wieder guter Dinge. Eine Umfrage unter Kulturschaffenden gibt ein durchwachsenes Bild der Lage.
"Mein Eindruck ist, dass die Leute dankbar sind, wieder Veranstaltungen besuchen zu können und eine Ablenkung zu haben von den strikten Einschränkungen der vergangenen Monate." Das sagt Helmut Völkl, der Leiter des Tourismus und Veranstaltungsservice (TUV) der Stadt Kulmbach. Die Resonanz auf die Veranstaltungen in der Dr.-Stammberger-Halle sei sehr positiv.
Als erfolgreiche Beispiele nennt er nicht nur Auftritte von Künstlern wie Gerhard Polt und den Well-Brüdern, sondern auch den Mädchen-Flohmarkt, der am Wochenende für ein volles Haus gesorgt habe. Außen-Veranstaltungen wie das Lauf-Event "Kulmbach Trails" würden wieder Besucher wie früher locken. "Und die Durchführung des Adventsmarkts ist durch die Regelungen des Freistaats erleichtert worden", freut er sich.
17 Veranstaltungen allein im November
Dass das Angebot steigt, das zeigt sich nach den Worten von Völkl auch daran, dass die Stadthalle wieder gut gebucht ist: "Dort finden allein im November 17 Veranstaltungen statt." Dazu zählen interne Firmen-Events ebenso wie der Auftritt von Heißmann und Rassau am 18. November. "Es läuft wirklich wieder gut an", ist der TUV-Chef zufrieden.
Nach erst einer Party-Nacht im Kauernburger Schlössla fällt es Veranstalter Jörg Hofmann schwer, schon ein Fazit zu ziehen: "Wir sind froh, dass es wieder losgeht und waren mit dem Besuch äußerst zufrieden, selbst wenn noch 50 Leute mehr ins Schlössla gepasst hätten", erklärt er mit Blick auf den Auftakt vor knapp zwei Wochen. Die Besucher seien gut vorbereitet gewesen, die 3G+-Regelung habe gut funktioniert. "Die Leute hatten Lust aufs Feiern", sagt er. Das sei auch verständlich gewesen nach 18 Monaten, in denen nichts los war. "Jetzt warten wir ab, wie es läuft. Nach zwei, drei Veranstaltungen lässt sich sicher ein besseres Fazit ziehen." Am heutigen Samstag hat das Schlössla wieder geöffnet, unter dem Motto "D.i.s.c.o. 54" darf getanzt werden.
"Richtig problematisch ist der Kulturbereich, während Rock-/Pop-Konzerte für junge Leute gut laufen." Das hat Matthias Mayer, der Geschäftsführer von Motion Kommunikation in Bayreuth, beobachtet. Lediglich Termine, die schon vor beziehungsweise während der Pandemie angesetzt und für die Eintrittskarten verkauft wurden, würden gut besucht. Aber auch hier würden zehn bis 20 Prozent der Ticketkäufer nicht kommen. Bei Kollegen seien es schon bis 50 Prozent gewesen, berichtet Mayer von einem bundesweiten Phänomen. Und: "Für neue Veranstaltungen kauft kaum einer mehr Tickets." Das drehe den Kulturschaffenden langsam die Luft ab.
Als einen Grund hat er die unterschiedlichen Regelungen (2G, 3G, 3G Plus) ausgemacht. Die einen seien nicht geimpft, andere wollten sich nicht testen lassen, wieder andere nicht mit Ungeimpften zusammenkommen. "Man kann es nicht jedem recht machen", sagt er.