Das sagen Kulmbacher Speditionen zum Beschluss der EU-Verkehrsminister
Autor: Stefanie Gleixner
Kulmbach, Dienstag, 04. Dezember 2018
Die EU-Verkehrsminister haben einen Beschluss zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer auf den Weg gebracht. Aber was sagen Betroffene?
Der österreichische Verkehrsminister Norbert Hofer teilte in der Nacht auf Dienstag mit, dass es ein Maßnahmen-Paket gebe, mit welchem die Sozialstandards für Lkw-Fahrer verbessert werden sollen.
Künftig sollen die Lkw-Fahrer ihre wöchentliche Ruhezeit von 45 Stunden am Stück nicht mehr in ihrem Führerhaus verbringen dürfen. Die Speditionen müssten dann Unterkünfte für ihre Fahrer zur Verfügung stellen. Entlastet sollen damit die überfüllten Parkplätze auf den Autobahnen werden.
Ebenso sollen die Löhne angeglichen werden: gleiche Arbeit am gleichen Ort für den gleichen Lohn. Wochenlange Touren durch Europa sollen auch der Vergangenheit angehören: Die Fahrer müssen nach maximal vier Wochen am Stück wieder nach Hause zurückkehren.
"Meiner Meinung nach ist das Paket gut gemeint und wurde mal wieder extrem schlecht gemacht. Die Betroffenen können das nicht umsetzen, und die Kontrollbehörden können das nicht kontrollieren", sagt Michael Möschel, Inhaber der Verkehrsakademie-Gruppe in Kulmbach.
Es gehört zum alltäglichen Bild an den Wochenenden, dass hauptsächlich Lkw aus Osteuropa an den Raststätten parken und dort ihre Wochenendruhezeit ablegen. "Wie soll das kontrolliert werden, dass sich die Fahrer eine Pension suchen? In die Ortschaften dürfen sie teilweise gar nicht reinfahren mit ihren Sattelschleppern, und sehr kleine Pensionen verfügen meistens nicht über eine Internetadresse, die man suchen könnte", sagt Michael Möschel.
Eine gleiche Bezahlung für alle Fahrer in Europa würde Möschel durchaus begrüßen. Dabei solle man aber richtig regeln und den Mindestlohn in allen Ländern angleichen. Ansonsten müsse man pro Fahrt unterschiedliche Lohnabrechnungen schreiben für jedes Land, in das der Fahrer komme.
"Man hätte bereits vor 15 Jahren richtige Entscheidungen treffen müssen, dann würde man diese Regelungen heute nicht brauchen. Damals wurde der Verkehrsmarkt liberalisiert und nicht richtig geregelt", resigniert Michael Möschel.