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Personalmangel: Das "Nash"-Problem haben viele Wirte im Raum Kulmbach


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Freitag, 22. Juli 2016

Köche, Küchenhilfen und Servicekräfte sind Mangelware. Vielen Wirten, die kein Personal finden, wächst die Arbeit über den Kopf.
Sie sind ausgepowert: Caro und Mario Krause verlassen das "Nash". Foto: Alexander Hartmann


Das "Nash" macht im August zu. Caro und Mario Krause, die das amerikanische Restaurant am Kulmbacher Kino seit einem Jahrzehnt betreiben, ziehen die Reißleine. Sie haben den Pachtvertrag, der ausläuft, nicht verlängert.


Viele 15-Stunden-Tage

Es sei kein Personal zu finden. Seit zwei festangestellte Mitarbeiterinnen aus persönlichen Gründen gekündigt hätten, hätten sie und ihr Mann die Mehrarbeit auffangen müssen, sagt Caro Krause, die im Juni 330 Stunden auf ihrem Arbeitszeitkonto verbucht hat. "Das ist für uns nicht mehr zu schaffen", betont die 50-Jährige, die die vielen 15-Stunden-Tage satt hat.

Wie den "Nash"-Betreibern wächst auch anderen Wirten in Stadt und Landkreis Kulmbach die Arbeit über den Kopf. Viele suchen händeringend nach Köchen, Küchenhilfen oder Servicekräften, die sie entlasten. Wer einen Blick in die Job-Börsen wirft, sieht, dass in der Gastronomie ein Personalnotstand herrscht.


Mindestlohn und Tarifgehalt

Auch die Traditionsgaststätte "Petz" sucht Küchenhilfen. "Wir brauchen dringend Unterstützung", klagt Wirtin Helga Bergbauer, die die Erfahrung gemacht hat, dass Kräfte, die über die Arbeitsagentur vermittelt werden, dem harten Gastronomie-Alltag oft nicht gewachsen sind. Dass es der Verdienst ist, der die Leute abschreckt, glaubt sie nicht. Angestellte Mitarbeiter erhielten Tariflohn, geringfügig Beschäftigte den Mindestlohn von 8,50 Euro, sagt Bergbauer. Dass Bedienungen einschließlich des Trinkgelds auf einen Stundenlohn von 15 Euro kommen können, stellt Caro Krause vom "Nash" fest.


Das sagt der Gaststättenverband

"Wen ich gutes Personal habe, zahle ich gerne auch mehr als den Mindestlohn", erklärt Stephan Ertl vom gleichnamigen Hotel am Stadtpark, der auch Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes ist. Ertl weiß, dass die Personalnot vielen Kollegen zusetzt, die mangels Mitarbeiter mitunter keine Veranstaltungen mehr annehmen könnten.

Die gesamte Branche leide unter einem Fachkräftemangel, sagt der Hotelier, nach dessen Worten es auch kaum mehr Auszubildende gibt. Das Arbeitsschutz- und das Arbeitszeitgesetz würden das Gastgewerbe belasten. Viele Vorgaben gingen an der Realität vorbei.


"Regelungen nicht praktikabel"

So dürften Azubis, die noch keine 18 Jahre alt sind, nur an jedem zweiten Wochenende arbeiten, um 22 Uhr sei für sie zudem Schluss. Er kann nachvollziehen, dass man mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz eine Überforderung junger Leute verhindern wolle - doch seien die Regelungen unpraktikabel in einer Zeit, in der sich das Ausgehverhalten der Bevölkerung und die Anforderungen an das Gastgewerbe stark verändert hätten.

Generell dürften Beschäftigte nie länger als zehn Stunden am Stück arbeiten. Dabei könne man etwa eine Hochzeitsgesellschaft nach zehn Stunden aber nicht einfach vor die Tür setzen. An einen Austausch der Servicekräfte an einem Abend sei nicht zu denken, da ja ohnehin kein Personal zu Verfügung stehe, sagt Stephan Ertl.
Caro und Mario Krause, die das "Nash" verlassen, wird der Personalmangel bald nicht mehr belasten. Sie werden erst mal eine Auszeit nehmen. An Urlaub ("Das letzte Mal sind wir 2001 verreist") sei nicht zu denken gewesen, da das Restaurant parallel zum Kino immer geöffnet war. "Das ist vertraglich geregelt", sagt Caro Krause.


Die Auszeit - und dann?

Was nach der Pause kommt? Sie und ihr Ehemann können sich vorstellen, erst einmal als Angestellte zu arbeiten ("Einen Job finden wir sicherlich"), sie wollen sich irgendwann aber wieder selbständig machen. Das neue Lokal soll, da sind sie sich einig, auf jeden Fall kleiner und damit weniger personalintensiv sein.


Filmtheater will zeitnahe Lösung

Was aus dem "Nash" wird? Wie Michael Thomas, der Eigentümer der Thomas Filmtheater GmbH, mitteilt, sei man auf der Suche nach einem Nachfolger in Gesprächen, man sei aber nach wie vor offen für weitere Interessenten. Offen sei man auch für neue Konzepte, wenngleich das amerikanische Restaurant wirtschaftlich erfolgreich betrieben worden und eine Fortführung dieses Konzeptes daher naheliegend sei.

Die neuen Pächter könnten künftig durchaus auch einen Ruhetag einlegen, sagt Thomas, der darauf verweist, dass der Vertrag mit dem Ehepaar Krause erst Ende September ausläuft. Der Filmtheater-Eigentümer hofft, dass das "Nash" zeitnah wiedereröffnet wird.