Druckartikel: Das Liebespaar und die böse Mutter

Das Liebespaar und die böse Mutter


Autor: Werner Reißaus

Marktschorgast, Sonntag, 25. Februar 2018

Die Marktschorgaster Dorfbühne hat mit der Komödie "Irgendwo im Nirgendwo" einen Volltreffer gelandet. Die Darsteller wuchsen förmlich über sich hinaus.
Turbulent geht es bei der Komödie "Irgendwo im Nirgendwo" zu, die die Marktschorgaster Dorfbühne aufführt. Nach der viel umjubelten Premiere sind noch sechs weitere Termine geplant.Werner Reißaus


Eine umjubelte Premiere feierte die Dorfbühne Marktschorgast am Samstagabend. Mit dem Volksstück "Irgendwo im Nirgendwo" hatten die Akteure um Tatjana Lengel einen Volltreffer gelandet, der die Lachmuskeln der Theaterfreunde von der ersten Sekunde an strapazierte. Die Darsteller wuchsen förmlich über sich hinaus.

Ralph Händler führte nicht nur gekonnt Regie, sondern überzeugte auch als John McEntire. Die Krone setzten dem turbulenten Stück Marc Benker als Opa Julius und Elka Sacha als Oma Ursi auf, die tolle schauspielerische Leistungen zeigten. Tatjana Lengel als die bornierte und verrückte Mirta agierte auf gleichem Niveau.

Alex (Leon Metzner) und Nicki (Anna-Maria Lengel) sind frisch verliebt und versuchen gerade, ihre erste gemeinsame Wohnung einzurichten. Da gibt es schon mal unterschiedliche Farbwünsche auseinander. Während Nicki die Kombination "Cappuccino und Tannengrün" für gut hält, merkt Alex kritisch an: "Ich weiß auch nicht, dass sieht irgendwie aus, wie wenn du einem kleinem Kind Spinat fütterst und dann nach einer Stunde in die Windel guckst."

Leon Metzner stand heuer zum zweiten Mal auf der Bühne und spielte den genervten Sohn seiner herrischen Mutter schon sehr routiniert. Bei Anna-Maria Lengel, die quicklebendig agierte, spürt man, dass ihr das Theaterblut von ihren Eltern Thomas und Tatjana Lengel in die Wiege gelegt worden ist.

Das Glück der beiden könnte perfekt sein, wäre da nicht Mirta (Tatjana Lengel), die Mutter von Alex - eine sehr kritische und bissige Person. Sie fühlt sich zu Höherem berufen und sucht für ihren Alex eine Frau aus besseren Kreisen. Nicht umsonst versucht sie, sich der Angebetenen ihres Sohnes als "Mirta von Zellöööör" auszugeben, und verweist auf die französischen Wurzeln ihres Mannes. Alles erfunden und gelogen, Mirta stellt ihr Motto "Mehr Schein als Sein" immer wieder heraus.

Doch Ursi (Elke Sacha), die Mutter von Mirta, lässt die Aufschneiderei nicht widerspruchslos im Raum stehen: "Mein Gott, ich glaab, bei der hob ich domols die Noochgeburt aufgezung. Also von mir hot sa des net, von Zellöööör."

Auch Nickis Opa Julius (Marc Benker) stößt ins gleiche Horn. Die beiden schlitzohrigen Alten verbünden sich, um Alex und Nicki zu helfen.

Elke Sacha spielt die witzige und gutmütige Oma gekonnt. Allein ihr äußeres Erscheinungsbild war zum Schießen. Marc Benker gab den gerissenen Opa so perfekt, man hätte diese Figur nicht besser darstellen können. Die Besucher gerieten bei den Auftritten der beiden wiederholt aus dem Häuschen. Vor allem dann, als sie Mirta mit einem raffinierten Trick ruhigstellen wollten, aber das Gegenteil der Fall war: Opa Julius, früher als Apotheker tätig, hatte wohl eine zu starke Dosis in den Kaffee gemischt. Die Mixturen ließen Mirta in eine andere Welt entschweben, sogar als Taucherin im "Schorchätzer" Stöckleinsteich war sie unterwegs.

Opa Julius ließ dann nichts unversucht, um seinen Kumpel Fridolin (Christian Müller) zu überreden, sich in die reiche Erbtante Friedlinde zu verwandeln. Und die log dann das Blaue vom Himmel herunter. Auch Moni (Simone Metzner) und Uli (Uli Popp), Nickis beste Freundinnen, sind sofort mit Rat und Tat zur Stelle. Köstlich vor allem die Szene, in der sich Christan Müller mit Stöckelschuhen und Frauenkleidern bewegte und Opa Julius ihm an seinen unechten Brüsten klar machte, dass er eben eine Frau zu spielen habe. Auch Simone Metzner und Ulli Popp überzeugten.

Tante Friedlinde bekommt dann aber mit John, dem richtigen Vater von Nicki, der plötzlich aus Amerika auftaucht, einen heißen Verehrer, der kaum zu bändigen ist. Als Nicki Opa Julius mit der Frage konfrontiert wird, was jetzt aus ihrem Dad wird, der von der vermeintlichen Tante Friedlinde auf dem Sofa heiß umgarnt wurde, stellt dieser treffend fest: "Na, der wird schon noch sein blaues Wunder erleben."