Babys im Müll entsorgt: Ein Tierschutz-Verein aus Franken hilft Katzen - und braucht selbst Hilfe
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Mittwoch, 18. Dezember 2019
Spenden benötigt der Tierschutzverein immer. Aber ein Kostenposten bereitet seit Jahren besondere Sorgen: die Zahl verwilderter Katzenkinder.
Nummer 233 ist schwarz wie die Nacht. Herkunft? Unbekannt. Vielleicht von einem Bauernhof in der Nähe. Das Fellknäuel sieht nicht nur nicht gut aus - es sieht auch nicht gut mit den verklebten Augen. Diagnose: Katzenschnupfen. Keiner weiß, wie lange sich der kleine Kerl bei der nasskalten Witterung im Freien durchgekämpft hat. Nun ist er in der Obhut des Tierschutzvereins, hat es warm, bekommt Futter und Medikamente.
Nummer 233 ist kein Einzelschicksal - das lässt schon die Zahl vermuten. "So viele Baby- und Jungkatzen sind allein in diesem Jahr bei uns gelandet", sagt Tierheimleiterin Carina Wittmann. Eine erschreckend hohe Anzahl.
"Das Leiden hat viele Gesichter"
In die Versorgung dieser Tiere fließt mittlerweile ein nicht unerheblicher Teil des Haushaltsbudgets des Tierschutzvereins Kulmbach. Es vergeht keine Woche, in der nicht der Nachwuchs verwilderter Hauskatzen oder aber von unkastrierten Bauernhofkatzen irgendwo auftaucht. Da, wo die Tiere herkommen, werden sie nicht oder nur ungenügend versorgt. Und so ziehen sie umher. "Manchmal kommen sie zu Leuten, die sich noch ihrer annehmen und sie füttern. Aber das geht oft nur eine bestimmte Zeit lang, dann sind wir die letzte Station." Meist sind die Katzen elend beieinander. Sie leiden an Katzenschnupfen, sind von Parasiten befallen oder plagen sich mit Durchfallerkrankungen herum. "Das Leiden hat viele Gesichter", sagt Carina Wittmann.
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Exponentielles Wachstum
Ein Leiden, das es nicht - oder wenigstens nicht in diesem Ausmaß - geben müsste. "Im Frühjahr und im Herbst, da kommt die Flut. Meistens werfen Katzen zwei Mal im Jahr, es gibt aber auch Jahre, da gibt es drei Mal Nachwuchs. Im Schnitt hat jede Kätzin fünf Junge." Die Weibchen sind bereits vor Erreichen des ersten Lebensjahres gebärfähig. Da kann man sich vorstellen, was da in einem Katzenleben zusammenkommt. Das potenziert sich und macht mehrere Tausend Babys pro Katzenpaar."
Das Elend also ist absehbar, "aber es passiert zu wenig". Deswegen lautet ihr Appell: "Die Katzenhalter sollen bitte ihre Tiere kastrieren lassen. Das Leid, das entsteht, wenn sich die Tiere unkontrolliert vermehren, gerät oft aus dem Blick." Viele dämmern in verborgenen Ecken vor sich hin, völlig verfloht und verzeckt.