Das lange Warten auf Hohlmeier
Autor: Sonny Adam
Marktleugast, Freitag, 20. Sept. 2013
Die EU-Abgeordete Monika Hohlmeier sprach in Marktleugast über Crystal-Speed und die Schwierigkeit, das Drogengeschäft zu unterbinden - allerdings mit 75 Minuten Verspätung. Als die Veranstaltung begann, war sie noch 190 Kilometer von Marktleugst entfernt.
Wenn eine EU-Abgeordnete nach Marktleugast kommt, dann ist das etwas Besonderes. Schon eine halbe Stunde vor der Veranstaltung waren die ersten Parteianhänger und CSU-Freunde da und warteten auf Monika Hohlmeier (CSU), die zum Thema "Sicherheit in der Grenzregion - Menschenhandel und Drogen" sprechen wollte. Die ließ aber auf sich warten, hatte sie doch vorher einen Termin in Rott am Inn. Als die Veranstaltung in Marktleugast begann, war sie noch 190 Kilometer entfernt, teilte sie per Handy mit. So hieß es für die Besucher: warten, warten, warten.
Warten, warten, warten
Margret Schoberth, Schriftführerin der CSU Marktleugast und Vorsitzende der Frauenunion, die selbst Lehrerin am Gymnasium in Münchberg ist, ergriff das Wort. Sie schickte voraus, dass Drogen längst auch im ländlichen Raum ein Thema sind. Auch CSU-Bundestagskandidatin Emmi Zeulner und Oswald Purucker vom Ortsverband sprachen zu den Besuchern. So überbrückte man im Sportheim die Zeit.
Doch just in dem Moment, als einige schon überlegten, ob sie vielleicht doch lieber gehen und sich einen gemütlichen Fernseh-Abend machen sollten, kam Hohlmeier - mit 75 Minuten Verspätung. "Das war wieder typisch A 9. Ich war jetzt fünf Stunden unterwegs", entschuldigte sie sich und legte los.
Als sie endlich eingetroffen war, ging es gleich tief in die Materie. Drogen sind längst nicht mehr nur ein Problem in Großstädten, sagte Hohlmeier. Die meisten Neueinsteiger bei Crystal-Speed habe es in den letzten Jahren in Wunsiedel gegeben, teilte sie mit und warb für eine europaweit agierende polizeiliche Einsatztruppe und die Verbesserung der länderübergreifenden Zusammenarbeit.
Immense Spätfolgen
"Crystal ist die schlimmste Droge, die es gibt", erklärte sie. Schon beim ersten Konsum mache sie abhängig. . Die Spätfolgen seien immens. "Aber es nützt nichts, wenn wir die Droge in Deutschland bekämpfen. Das muss europaweit passieren", forderte sie. Für die tschechische Polizei sei es oft schwierig, Durchsuchungsbefehle zu bekommen. "Die haben in Tschechien extrem strenge Regeln, Das Land kommt ja aus dem Kommunismus", stellte sie fest. Oft informiere die tschechische Polizei deutsche Kollegen, "und die warten dann an der Grenze". Hohlmeier: "Und die Tschechen können dann, wenn wirklich Drogen gefunden worden sind, in die Drogenküchen gehen.
In den Drogenküchen seien meist Vietnamesen zugange. "Sie arbeiten dort nicht freiwillig, sondern werden gezwungen. Wenn sie nicht weitermachen möchten, dann werden ihre Familien in Vietnam vernichtet und bekommen das zu spüren. Das ist ein Teufelskreislauf", schilderte Hohlmeier die Regeln des organisierten Verbrechens. "Tschechien hat ein Problem mit den Vietnamesen.Jetzt macht die EU Druck."
Aus Kleber und Gift gekocht
Doch eigentlich müsste man noch anderweitig ansetzen. Denn die Ausgangsstoffe kommen ebenfalls aus dem Ausland - oft aus Polen. "Man muss wissen, dass Crystal aus Amphetamin, wie es im Grippemittel vorhanden ist, aus Kleber und Gift gekocht wird", so die Abgeordnete, die sich für strenge Abgaberegeln aussprach. Man dürfte Amphetaminhaltige Mittel nur noch in kleinen Mengen an namentlich bekannte Personen abgeben. Auch in der EU müsse alles registriert und dokumentiert werden. Dabei gelte es, Kinder zu schützen.
Sie wand sich gegen eine Freigabe von leichten Drogen, forderte eine Datenvorratsspeicherung. Denn nur so könne man gegen das international agierende organisierte Verbrechen punkten.
Am Ende hatte die EU-Abgeordnete die Marktleugaster doch noch versöhnt, hatte sie nach ihrer Verspätung doch interessante Einblick in die Drogenproblematik gegeben. Und die Tatsache, dass sie den angekündigten Aspekt des Menschenhandels außen vorließ, das konnten ihr die meisten dann auch verzeihen.