Das Kribbeln im Bauch: Wie gehen Künstler mit Lampenfieber um?
Autor: Jürgen Gärtner
Kulmbach, Dienstag, 16. Juli 2019
Sängerin, Schauspielerin, Dirigent und Kirchenmusiker: Sie alle sind es gewohnt, vor Publikum aufzutreten. Und bei (fast) allen ist das Kribbeln im Bauch trotz teils langer Erfahrung noch da. Wie gehen sie damit um?
           
Was haben ein Hofer Symphoniker, eine Rocksängerin, ein Kirchenmusikdirektor und eine Schauspielerin an der Naturbühne Trebgast gemeinsam? Ganz einfach: Sie stehen bei ihren Auftritten im Fokus des Interesses. Aber die Blicke der Menschen auf sich zu ziehen, ist für viele eine unangenehme Vorstellung. Andere genießen das Scheinwerferlicht. Wir haben zwei Profis und zwei Laien gefragt, wie es bei ihnen aussieht. Wie viel Mut kostet es sie, sich ins Rampenlicht zu stellen?
"Das Lampenfieber wird man nie ganz los", sagt Rainer Streit, der seit 1997 Solo-Tubist bei den Hofer Symphonikern ist. Doch für ihn ist dieser Nervenkitzel vor einem Auftritt unentbehrlich: "Wenn der nicht mehr ist, passt was nicht." Allerdings sei diese Grundanspannung unterschiedlich ausgeprägt: "Wenn ich ein Stück schon öfter gespielt habe, ist es nicht mehr so schlimm."
Häufiger als im Hofer Profi-Ensemble steht Rainer Streit bei einer anderen Formation im Mittelpunkt: beim Bläser-Quintett Rekkenze Brass. Alle Stimmen seien gleichberechtigt. "Hier kann man sich nicht in einem großen Orchester verstecken."
Und auch als Sänger sucht Rainer Streit immer wieder die Herausforderung - so wie jüngst beim Osterkonzert des Musikvereins Ludwigschorgast, den er auch dirigiert. "Das ist wieder ein Nervenkitzel." Für Frank Sinatras "My Way" musste er nicht nur einen englischen Text auswendig lernen, sondern auch mit einem schwierigen Song ohne richtigen Refrain klarkommen.
Doch wie schafft es der Ludwigschorgaster, die Nerven in den Griff zu bekommen? Sein Rezept: eine gute Vorbereitung. ",My Way' habe ich seit Weihnachten geübt", sagt er. Wenn er sich nicht entsprechend vorbereite, sei er vor Auftritten deutlich nervöser. "Das ist dann aber kein Lampenfieber, sondern Unsicherheit." Aber, so sagt der studierte Musiker, so richtig schief sei noch nie ein Auftritt gegangen.
Einem ganz anderen Musik-Genre hat sich Liza Minet verschrieben: Sie ist die Sängerin der Kulmbacher Heavy-Metal-Band "Dying Gorgeous Lies". Als Frontfrau weiß sie, dass auf ihren Schultern eine riesengroße Verantwortung lastet: "Ich muss schauen, dass ich das Publikum erreiche und gleichzeitig die Band im Auge haben, wenn einmal etwas Ungeplantes passiert." Die Fans bei Konzerten zu begeistern, ist für sie eine Art Spiel. "Wenn es klappt, gibt mir das einen Adrenalinschub. Dieses Feedback ist das Schönste, was es gibt und der Grund, warum ich auf der Bühne stehe."
"Dying Gorgeous Lies" waren schon mit einigen Szene-Größen wie Testament und Sepultura auf Tournee durch die USA, traten vor Tausenden auf. "Wenn du zum Beispiel in Las Vegas vor so einem großen Publikum auf die Bühne musst, ist die Aufregung natürlich riesig, und es erfordert eine extra Portion Mut, da rauszugehen", sagt die Sängerin.