Das Hollfelder Kintopp spielt eine besondere Filmrolle
Autor: Alexander Hartmann
Hollfeld, Donnerstag, 21. März 2019
In Hollfeld hält ein Verein ein ganze besonderes Kino am Leben: das "Kintopp", das es im Wettbewerb mit großen Ketten schwer hat und nicht nur Mainstream bietet.
Im Wettbewerb mit den großen Ketten, die mit Blockbustern die Besucher vor die Leinwand locken, haben es kleine Lichtspielhäuser und Programmkinos schwer. Viele verschwinden von der Bildfläche, die noch existieren, befinden sich im Überlebenskampf.
Besucher aus vielen Teilen Oberfrankens
Ein Kampf, den man auch in Hollfeld kennt, der kleinsten Stadt in Bayern, in der es mit dem "Kintopp" noch ein eigenes Filmspielhaus gibt. Ein Haus, das nicht mit vielen Sälen, sondern nur mit einem Vorführraum lockt, das nicht über den allermodernsten Surround-Sound oder dick gepolsterte Logensessel verfügt, das mit seinem besonderen Charme aber seit Jahrzehnten Besucher aus vielen Teilen Oberfrankens lockt - und das nach einer Zeit der finanziellen Not wieder schwarze Zahlen schreibt.
Start im Jahre 1982
Es war 1982, als die frühere ZDF-Fernsehjournalistin Ursula Schleicher das Kino, in dem sich einst die Stadtlichtspiele befunden haben, erworben und nach einem vierjährigen Stillstand als "Kintopp" wiedereröffnet hat. Ihr Anspruch war es, dem Publikum nicht nur Mainstream, sondern auch "besonders wertvolle" Filme anzubieten, die mitunter soziale und politische Themen aufgreifen - und sie hatte mit dem Konzept Erfolg.
"Am Ende ein Draufzahlgeschäft"
"Anfangs kamen bis zu 23 000 Besucher im Jahr", sagt Winfried Hartl, der Vorsitzende des Vereins "Kintopp-Freunde Hollfeld", der erlebt hat, dass es mit dem Aufkommen von DVDs und Heimkino in den 90er-Jahren bergab ging. "Letztlich war es ein Draufzahlgeschäft", weiß Hartl, der das Kino 2014 von Ralf Söhnlein und Anja Kupfer übernommen hat. Die waren 2011 nach dem Abschied von Ursula Schleicher eingestiegen, hatten das "Kintopp"-Aus so verhindert. Es war eine Zeit, in der rund 80 000 Euro in die technische Aufrüstung mit einem digitalen Projektor und neuer Tonanlage investiert worden sind , um das Kino - auch mit Fördermitteln und dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren - zukunftsfähig zu machen.
Bis zu 15 Helfer
Filmrollen sind aus der Kinolandschaft längst verschwunden. In Hollfeld können alte Streifen aber immer noch gezeigt werden, denn: Im heute klimatisierten Vorführraum befindet sich neben dem digitalen Gerät auch der alte 35-Millimeter-Projektor. Bedient werden beide von Wolfgang Kupfer, dem bis dato einzigen in Vollzeit angestellten Mitarbeiter im bis zu 15 Helfer starken Team, das den Betrieb des Kinos und des angeschlossenen Bistros schultert. Darunter sind Studenten und Schüler, die von Donnerstag bis Montag aushelfen. Das sind die Tage, an denen das "Kintopp" geöffnet ist.
"Wir sind eine Familie"
"Wir sind wie eine Familie", sagt Geschäftsführerin Ruth Dormann, die für die Filmauswahl zuständig ist. Dormann sucht nicht nur Blockbuster aus, sondern - im Geiste von Ursula Schleicher - nach wie vor auch "wertvolle Filme". Im Wissen, dass diese zwar keinen Besucheransturm auslösen, sie aber zwingend gezeigt werden müssen, um in den Genuss des Zuschusses über 5000 Euro zu gelangen, den Programmkinos aus dem "FilmFernsehFonds Bayern" erhalten können. "Geld, das wir brauchen, um den laufenden Betrieb zu schultern."
Künstler unterstützen das Kino
Geld, das aber bei weitem nicht ausreicht, um im Überlebenskampf bestehen zu können. Der Verein baut nicht nur auf den Zuschuss und die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern, sondern auch auf die Beiträge, die die inzwischen 250 Mitglieder zahlen. Mitglieder, die auch aus umliegenden Landkreisen kommen. Wie Silvia Schott aus Kulmbach, die sich vor vielen Jahren "in das alte Kino verliebt hat". "Es ist mehr als Filmeschauen, das ,Kintopp' ist ein Kulturraum", sagt die 53-Jährige, die von den 60er-Jahre-Tütenlampen, dem Samtvorhang oder auch der grünen Wandbespannung schwärmt. "Das Kino hat einen ganz besonderen Charme", so die Kulmbacherin, die entsetzt war, als es vor ein paar Jahren vor dem Aus stand. "Mir war es wichtig, dass es weiter geht. Deshalb bin ich auch Mitglied im Verein geworden."