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"Das Eich" aus Kulmbach: Komik chaotisch bis diszipliniert


Autor: Daniela Deeg

Kulmbach, Freitag, 19. Dezember 2014

"Das Eich" aus Kulmbach wird künftig jede Woche einen satirischen Blick zurück auf Franken und die Welt werfen. Wo, warum und wie Komiker Stefan Eichner das tut, durfte infranken. de schon vorher in Erfahrung bringen.
Foto: Agentur Streckenbach


Wie wird man ein Komiker? Indem ein Auftritt ansteht. So war es zumindest bei Stefan Eichner aus Kulmbach. Zu seinem 32. Geburtstag hatte seine Frau ein besonderes Geschenk: Sie hatte Plakate drucken lassen, einen Saal gebucht und Karten verkauft für ein Soloprogramm, das noch gar nicht existierte. "Sonst hätte ich das wahrscheinlich bis heute noch nicht hinbekommen", sagt der heute 39-Jährige mit dem blonden Pferdeschwanz und grinst über das ganze Gesicht. Bei Geburtstagen und beim "Gaudibrettla" rund um Kulmbach hatte er zwar schon Bühnenerfahrung gesammelt, doch von einem eigenen Programm war er noch weit entfernt gewesen.

Das war 2007. Die Veranstaltung im Kauernburger Schlössla neun Monate später wurde ein Riesenerfolg. Er musste sie weitere zwei Mal wiederholen. "Das Eich" war geboren. Sein erstes Programm "Zum Schreia" stand.



Es folgten "Der Schwachsinn galoppiert", "Das dritte Eich - aufwachen!" und ein "Best-Of-"Programm, diverse Kabarett- und Comedypreise wie den "Vohenstraußer Kabarettpreis" oder den "NDR Comedy-Contest". Künftig ist das Eich jede Woche auf infranken.de zu sehen mit seinem Videoblog "Jetzt Eicht´s!"

Das Eich: Der Liedermacher
Dabei wird der Komiker satirisch auf die vergangene Woche zurückblicken und dabei auch zur Gitarre greifen oder sich ans Klavier setzen. Schließlich machen seine Lieder etwa die Hälfte seines Programms aus. Musik spielt für Eichner nicht nur auf der Bühne als Liedermacher eine große Rolle, sondern auch privat. "Musik läuft eigentlich bei mir fast die ganze Zeit", sagt Eichner. Mit Freunden spielt er nach wie vor in einer Motörhead-Coverband. Beigebracht hat sich der Kulmbacher sowohl die Gitarre als auch das Klavierspiel autodidaktisch.

Chaotisch und doch diszipliniert. So laufe es auch ab, wenn er mit einem neuen Programm beginne. So wie derzeit, denn am 10. Oktober 2015 steht in seiner Heimatstadt Kulmbach die Premiere für sein viertes Programm an. "Ich sammele einfach alles", sagt Eichner. Sobald er eine Idee habe, spreche er sie als Memo auf sein Handy. "Mir passiert halt auch viel Blödsinn", gesteht er und dann erzählt er die Geschichte vom beleuchteten Pissoir, das er noch in letzter Sekunde als neumodischen Handtrockner erkannt hatte. Während er das schildert, gestikuliert er und lacht immer wieder über das ganze Gesicht. Man glaubt ihm, wenn er sagt: "Es sprudelt halt immer einfach so aus mir heraus. Dass mir mal nichts mehr einfällt, davor habe ich keine Angst".

Wenn es dann aber konkret ans Schreiben gehe, bezeichnet sich als Eichner als diszipliniert."Das ist ein Handwerk für mich". Kein Wunder, Eichner arbeitete nach seiner Ausbildung zum Industriekaufmann viele Jahre als Onlinejournalist bei einem Verlag für Börsen-Fachmagazine. Der Vorverkauf für die Premiere läuft bereits, aus gutem Grund: "Unter Druck arbeitet sich´s am Besten. Und da jetzt schon jetzt gut Karten verkauft sind, weiß ich, dass ich am 10. Oktober definitv fertig sein muss", schmunzelt er.

Stefan Eichner: "Arbeitsloser mit einem bezahlten Hobby"
Dennoch bezeichnet er sich selbst scherzhaft als "Arbeitsloser mit einem bezahlten Hobby". Selbstironie ist ihm wichtig. Das entspanne ja auch. So kennt er vor seinen Auftritten kaum noch Lampenfieber. "Ich habe keine Angst vor einem Rohrkrepierer", sagt er. Und das obwohl er sein Programm vor der Premiere niemanden vorspielt. Denn jeder Abend und jedes Publikum sei anders. Und für Eichner darf kein Witz vor der Tour verbraucht sein. Das soll sich im Auftritt widerspiegeln. "Bei einem optimalen Abend sind 80 Prozent einstudiert und 20 Prozent spontan." So werde es nicht langweilig.

Aber dass es Eichner langweilig wird, kann man sich sowieso nicht vorstellen. Denn wenn er nicht gerade auftritt, Gags schreibt oder für infranken.de Nachrichten kommentiert, dann kümmert sich der dreifache Familienvater um das Haus, die Hühner der Familie, baut ein Baumhaus für den Nachwuchs oder kocht. Das ist nämlich eine weitere Leidenschaft des 39-Jährigen samt Gemüseanbau und Chiliaufzucht.

Dafür will er verstärkt auch sein Publikum begeistern: In dem neuen Showformat "Candlelight Comedy" wird während der Show ein schnelles, gesundes Menü gekocht. Denn für Eichner geht es bei seiner Arbeit nicht nur um platte Schenkelklopferei. Ein ernstes Thema pro Auftritt muss in den Augen des Kulmbachers sein. Und die Herausforderung ist, dass das Publikum danach genauso laut lacht wie zuvor. Und das gelingt Eichner immer wieder: Denn ein guter Komiker wird man wahrscheinlich nicht, man ist ein guter Komiker.