Druckartikel: Das dürfte es nicht geben

Das dürfte es nicht geben


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Donnerstag, 21. April 2022

Wenn in einem deutschen Landkreis mit knapp 70.000 Einwohnern 5000 Menschen leben, deren Einkommen nicht reicht, um täglich etwas Vernünftiges zum Essen auf den Tisch zu bringen, läuft irgendetwas grundverkehrt.
Die Kulmbacher Tafel ist in Nöten.


Genau das ist zur Zeit im Landkreis Kulmbach der Fall. Rentner mit Grundsicherung, Geringverdiener mit Kindern, Geflüchtete und andere Menschen, die für ihren Lebensunterhalt auf Geld vom Staat angewiesen sind, spüren die Preiserhöhungen infolge des Ukraine-Kriegs besonders heftig.

Würden alle diese Menschen die Hilfe der Tafel in Anspruch nehmen (wozu sie berechtigt wären), hätte der Verein schon kapitulieren müssen. Dort kann man nur das weitergeben, was gespendet wird.

Die Spenden sind jedoch rückläufig. Effizientes Warenmanagement der Supermärkte sorgt dafür, dass weniger Lebensmittel im Laden bleiben, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft und die üblicherweise an die Tafeln gehen. Gleichzeitig ist uns das Thema Armut vor der eigenen Haustür kaum bewusst. Es ist leise, fällt kaum auf.

Dabei müsste eigentlich ein Aufschrei durchs Land gehen: Wir geben Milliarden für durchaus fragwürdige Straßenbau-Projekte aus, können aber nicht gewährleisten, dass in jedem Haushalt genug zu essen da ist.

Kurzfristig bringt diese Erkenntnis freilich wenig. Auf nötige Sozialreformen werden wir angesichts der Vielzahl ungelöster Probleme noch lange warten. Was helfen kann, ist Solidarität.

Die fällt vielen freilich zunehmend schwerer, weil jeder die höheren Preise am eigenen Geldbeutel spürt. Aber ein bisschen können die meisten von uns sicher noch abgeben.

Und viele kleine Beträge können in Summe den entscheidenden Unterschied machen.