Das Brot ohne Namen
Autor: Romy Denk
Kulmbach, Donnerstag, 17. Januar 2019
Der weibliche Wortschaft ist groß. Beim Brot aber hört das Wissen oft auf.
Erfahrungsgemäß beträgt der tägliche Wortschatz einer Frau im Schnitt 16000 Wörter. Aber es zeigt die Erfahrung, dass diese auf mystische Weise ins Nirwana verschwinden, wenn man an der Bäckertheke steht und sich ein Brot kaufen will.
Denn irgendwie heißen die Brotsorten dann auf einmal "das da hinten" oder "das Runde da unten rechts". Ganz schmackhaft ist auch "das mit den Körnern da oben".
Glücklicherweise scheinen die lieben Damen hinter der Theke in ihrer Ausbildung diese Fremdsprache gelernt zu haben, denn erfreulicherweise greifen die Verkäuferinnen immer genau zur richtigen Brotsorte.
Ich frage mich immer, warum einem bei Betreten der Bäckerei so eine Kurzzeit-Amnesie befällt und bin mir sicher, das liegt an den Düften in jenen Räumen. Vanilleduft zum Beispiel wirkt beruhigend und entspannend. Offenbar so entspannend, dass manch eine Frau (inklusive mir) sofort vergisst, was sie kaufen wollte und dann neben dem Brot mit dem unbekannten Namen vorsichtshalber noch einen Streuseltaler, ein Schokohörnchen und eine Quarktasche mitnimmt. Diese Namen sind mir in dem Moment zum Glück geläufig.