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Darf die Kulmbacher Mälzerei Müller abgerissen werden?


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Montag, 06. Mai 2019

Die Pläne, die Mälzerei Müller für einen riesigen Wohnkomplex abzureißen, stoßen auch auf Kritik. Viele bedauern, dass ein Stück Kulmbacher Geschichte verschwindet. Wir haben beim Landesamt für Denkmalpflege nachgefragt.
Allein der Darrturm ist denkmalgeschützt und soll erhalten werden. Foto: Alexander Hartmann


Kulmbach Die Mälzerei Müller in der Pestalozzistraße soll einem riesigen Wohnkomplex weichen, den die Rosenheimer Droesel-Gruppe für Studenten und Senioren errichten will. Der Bericht über den geplanten Abriss des Backsteingebäudes am Samstag wurde heiß diskutiert, der bevorstehende Fall des Industriegebäudes kritisiert.

Für Sanierung

"Wie sieht das mit dem Bestandsschutz aus?", fragt auf Facebook Valentin Bruhn, der sich eine Sanierung gewünscht hätte, damit das Gebäude erhalten bleibt. "Schade. Man hätte die schöne alte Mälzerei erhalten sollen und die Wohnungen darin einbauen", meint Philipp Hintz. Andi Zeitlers Kommentar geht in dieselbe Richtung. "Man richtet für Millionen Euro ein nicht wirklich schickes Spinnereigebäude her, und einen alten Backsteinbau reißt man ab. Das ist Kulmbach und sein Denkmalschutz." "Wieder verschwindet ein Stück Geschichte", schreibt Matthias Baer.

Seit 2002 in der Denkmalliste

Doch was sagen eigentlich die Denkmalschützer? Wie Silke Wapenhensch, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, mitteilt, hat sich das Landesamt für Denkmalpflege mehrfach mit dem Objekt befasst. Wie sie ausführt, wurde der ehemalige Darrturm der Petzbräu AG 2002 in die Denkmalliste eingetragen. Der Listentext lautet: "Pestalozzistraße 3. Darrturm der ehem. Brauerei Petz, siebengeschossiger Backsteinturm in neugotischen Formen, 1910 nach Plänen von J. A. Topf & Söhne, Erfurt."

Der Turm soll bleiben

Der noch für die Petzbräu errichtete Darrturm nimmt Wapenhensch zufolge eine Sonderstellung unter den Bauten der ehemaligen Mälzerei Müller ein. Dieser sei 1910 aus dem Umbau zweier Darren hervorgegangen. Wappenhensch: " Der gut überlieferte Bau nimmt eine herausragende Wahrzeichen- und Verweisfunktion wahr."

"Ausstattung weitestgehend verschwunden"

Der Turm soll auch erhalten bleiben, die übrigen Gebäude hätten jedoch keine Denkmaleigenschaft. "Sie wurden nicht als Einzeldenkmäler in die bayerische Denkmalliste aufgenommen - zumal auch die Ausstattung weitestgehend verschwunden ist", so die Pressereferentin.

Auch eine erneute Begehung der noch stehenden Fabrikgebäude im Jahr 2017 und die Recherchen zur möglichen Bedeutung der ehemaligen Petzbräu AG hätten keine neuen Erkenntnisse erbracht. Und so können die dreigeschossigen, nach 1914 aufgestockten Kellereigebäude aus Backstein an der Ostseite des Areals, das ehemalige Sudhaus an der Nordseite, ein dreiachsiger, dreigeschossiger Backsteinbau direkt an der Pestalozzistraße sowie das Maschinenhaus, das in den 1930er Jahren zu einem Putzbau für Wohn- und Ladenzwecke umgebaut worden ist, für das Wohnbauvorhaben abgerissen werden. Dafür bringt so mancher auch Verständnis auf. So Guido Renner, der auf Facebook schreibt: "Klar ist es schade um das historische Gebäude. Aber Kulmbach braucht Wohnraum - und nicht nur für Studenten."