Druckartikel: Damit Senioren nicht allein sind

Damit Senioren nicht allein sind


Autor: Katharina Müller-Sanke

Kasendorf, Donnerstag, 26. März 2015

In Kasendorf soll künftig eine Gruppe Ehrenamtlicher dafür sorgen, dass der Alltag für ältere und kranke Bürger abwechslungsreicher wird. Eine Änderung im Pflegestärkungsgesetz macht's möglich. Über 20 Bürger werden derzeit geschult.
Erich Bütterich freut sich mit der Leiterin der Diakoniestation, Sabine Herold, darauf, dass die Betreuungsgruppe in Kasendorf endlich ihre Arbeit aufnehmen kann. Foto: Katharina Müller-Sanke


Erich Bütterich ist für seine 88 Jahre noch topfit. Er malt gerne - vor allem bäuerliche Motive, Blumen und Getreide auf Leinwand, auf Übertöpfe, Schränke und vieles mehr. Und er erzählt gerne Witze. Doch seine Scherze kann er heute kaum mehr anbringen. Denn Erich Bütterich ist viel allein.

Er hat zwar noch Glück und seine Familie besucht ihn regelmäßig, aber ansonsten sind es vor allem die Diakonieschwestern, die für Abwechslung im Alltag des Kasendorfers sorgen. Das soll sich nun ändern: Nicht nur für Erich Bütterich, sondern auch für viele andere Kasendorfer, die in einer Pflegestufe betreut werden oder zum Beispiel dement sind.

Sabine Herold, die Leiterin der Kasendorfer Diakoniestation, hatte im vergangenen Jahr von Änderungen im Pflegestärkungsgesetz gehört, die Anfang 2015 dann wirklich in Kraft getreten sind. Durch diese Änderungen kann das Angebot für Demenzkranke, aber auch für Klienten aller Pflegestufen vergrößert werden, indem nun "niedrigschwellige Betreuungsleistungen" von der Pflegekasse übernommen werden müssen. Diese Leistungen können zum Beispiel über eine Betreuungsgruppe erbracht werden.

Regelmäßige Treffen

In einer solchen Gruppe, wie es sie in ähnlicher Form schon in Mainleus und seit neuestem auch in Thurnau gibt, kommen Senioren regelmäßig zusammen. Da wird zum Beispiel miteinander geredet, gelacht, gespielt, gebastelt - was auch immer bei den Menschen gut ankommt. Nun soll eine solche Betreuungsgruppe in den nächsten Wochen auch in Kasendorf an den Start gehen.

"Wir wollen klein anfangen"

Eine Idee, die beim Vorsitzenden des Diakonievereins Kasendorf-Wonsees, Günther Pfändner, sofort auf offene Ohren gestoßen ist. Die Vorbereitungen konnten beginnen. "Wir wollen klein anfangen", so Sabine Herold, "erst einmal mit wenigen Senioren und dann, wenn die Gruppe Erfolg hat, immer mehr Menschen einladen. Ich bin immer dafür, dass etwas Zeit haben soll, langsam zu wachsen", so die Leiterin der Diakoniestation.

Derzeit werden über 20 Ehrenamtliche für die Arbeit mit den Senioren in der Betreuungsgruppe geschult. "Sie opfern einen großen Teil ihrer Freizeit", freut sich Sabine Herold und ist beeindruckt von der großen Resonanz. "Viele Kasendorfer und Menschen aus der Umgebung sind auf uns zugekommen und haben gesagt, dass sie mithelfen wollen."

Fünftägige Fortbildung

Ohne die Ehrenamtlichen und nur mit hauptamtlichen Schwestern wäre die Betreuungsgruppe gar nicht möglich. In der Fortbildung, die sich über fünf Tage erstreckt und die von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft erbracht wird, wird unter anderem der richtige Umgang mit Senioren und mit Demenzkranken unterrichtet. Danach sind die Teilnehmer optimal auf die Arbeit in der Betreuungsgruppe vorbereitet.

Erich Bütterich ist zunächst noch zurückhaltend, als ihm Sabine Herold von der neuen Gruppe erzählt. "Da kenne ich doch keinen", ist sein Kommentar. Doch als Sabine Herold allein die ehrenamtlichen Helfer aufzählt, weiß der ehemalige Fliesenleger doch zu jedem eine kleine Geschichte. "Die Elke Fischer ist doch fast meine Nachbarin - klar weiß ich, wer das ist!" ruft er aus.

Und Christa Angermann? "Da habe ich doch Fliesen gelegt", erinnert sich der 88-Jährige und freut sich. Auch von den Senioren kennt er die meisten, obwohl er viele von ihnen seit Jahren nicht gesehen hat.
So wie Erich Bütterich wird es vielen Kasendorfern gehen. Wer nicht mehr so oft vor die Tür kommt, hat eben selten die Möglichkeit, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Schade eigentlich.

Im ländlichen Raum ideal

Doch gerade in ländlichen Regionen wie bei uns, wo fast jeder jeden kennt, ist eine Betreuungsgruppe ein idealer Ort, um über die alten Zeiten, die Familie und gemeinsame Interessen zu ratschen. Und um gemeinsam mit alten Bekannten zu lachen.

Erich Bütterich überlegt sich schon mal ein paar Gesprächsthemen. Und passende Scherze hat er ohnehin immer auf Lager.