Daheim wartet der Hofladen auf Günther Pfändner
Autor: Jochen Nützel
Wonsees, Dienstag, 29. April 2014
Nach 30 Jahren Kommunalpolitik, als Bürgermeister und Gemeinderat in Wonsees, hat Günther Pfändner wieder Zeit fürs Metzgern.
Vor dem Eingang zum Rathaus hängen noch die Ostereier am Brunnen. Sie baumeln dem "Eulenspiegel von Wonsees" vor der Nase. So wird Friedrich Taubmann genannt - ob seiner bisweilen wortspielreichen wie spöttischen Ausdrucksweise. Der in Trebgaster Sandstein gemeißelte helle Kopf der Marktgemeinde blickt mit stoischer Ruhe auf den Mann, der es sich auf einer der steinernen Buch säulen bequem macht. Günther Pfändner hat für den Fototermin eine seiner letzten Amtshandlungen als Bürgermeister unterbrochen, ein Treffen mit Bürgern. "Das war mir immer das Wichtigste."
18 Jahre ging der heute 63-Jährige als Stellvertreter von Bürgermeister Rudi Birner im Rathaus ein und aus. "Eine Gegenkandidatur gegen ihn kam nicht in Frage, so etwas hat in Wonsees keine Tradition." Als Birner abtrat, rückte Pfädner an die Gemeindespitze. Die vergangenen zwölf Jahre leitete er die Geschicke seiner Heimat.
Großer Schnitt
Nun macht er den großen Schnitt: keine weitere Kandidatur mehr für den Rathaussessel und auch keine mehr als CSU-Vertreter im Gemeinderat. "30 Jahre Kommunalpolitik sollten genügen. Ich will nicht zu denen gehören, die man raustragen muss, weil sie den Schuss nicht gehört haben."
Günther Pfändner lächelt. Er spricht von seiner politischen Karriere ohne Wehmut. Kein Blick zurück im Zorn, der gebürtige Zedersitzer wirkt mit sich im Reinen. Er habe sein Amt nie als Machtposition verstanden. Der begeisterter Fußball-Schiedsrichter habe auch auf dem Spielfeld der Politik den Unparteiischen verkörpert. "Ich war der Erste unter Gleichen, wie es so schön heißt." Die Beschlüsse des Gemeinderats habe er stets "als Auftrag" verstanden, auch für Gremien wie etwa dem Regionalen Planungsausschuss. D er beratschlagte unter anderem über die Bewertung und Ausweisung potenzieller Vorranggebiete für Windkraftanlagen.
Kehrtwende bei der Windkraft
Als das Gespräch auf das Thema kommt, werden die Gesichtszüge bei Günther Pfändner ernster. "Es ist ja kein Geheimnis, dass ich zunächst ein Verfechter dafür war. Auch eine meiner Flächen wäre als möglicher Rotor-Standort in Frage gekommen. Dass sich aus der Bürgerschaft einmal derartiger Widerstand formieren könnte, hatte damals keiner vermutet." Und so vollführt Günther Pfändner nicht zuletzt bei der entscheidenden Sitzung des Planungsverbands in Hof die Kehrtwende und spricht sich zusammen mit Landrat Klaus Peter Söllner gegen Vorrangflächen auf Wonseeser Gemarkung aus.
"Mancher hat mir das bis heute nicht verziehen, das spüre ich an den Blicken, und ich bedauere, dass mir Grundstückseigentümer noch böse sind", sagt der scheidende Bürgermeister. Die entsprechend deutlichen Beschlüsse im Rat sowie die Stimmung in der Bürgerschaft aber seien für ihn "eindeutig genug gewesen, mich so zu verhalten. Da konnten und wollten wir nix übers Knie brechen." Auch wenn die Gemeinde von den Pachteinnahmen des potenzieller Betreibers Prokon finanziell profitiert hätte. "Jedenfalls sah es damals so aus, als Prokon noch nicht in finanzielle Schieflage mit den Genuss-Scheinen kam."
Gemeindefinanzen konsolidiert
Der finanziell leck geschlagene Gemeindedampfer hat unter dem CSU-Kapitän deutlich ruhigere Fahrwasser erreicht. "Selbstlob ist nicht mein Ding, aber wenn ich etwas sagen kann, dann das: Die Haushaltslage hat sich erfreulich entwickelt. Vor zwölf Jahren habe ich etwa 1,5 Millionen Schulden übernommen. Dann habe ich - als meine erste Amtshandlung - eine lange aufgeschobene und sicher unpopuläre Maßnahme umgesetzt: Wonsees hat nicht umgelegte Beiträge für den Kanalbau erhoben." Ein Geldsegen für den Markt, der mittlerweile sogar in der Lage ist, das neue, 300 000 Euro teure Feuerwehrfahrzeug aus Eigenmitteln bezahlen zu können. "Das darf dann mein Nachfolger einweihen."
Der heißt Andreas Pöhner und war Günther Pfändners Wunschkandidat. "Zu meinem 60. Geburtstag habe ich beschlossen: Nach dieser Amtszeit ist für mich Schluss." Der 63-Jährige grinst, als er sich an das entscheidende Gespräch mit Andreas Pöhner erinnert. "Als ich ihm meine Vorstellung unterbreitete, hat er nicht gleich Hurra geschrien." Mittlerweile ist der Bankkaufmann mit 93 Prozent gewählt und beerbt Günther Pfändner am 1. Mai.
Dann beginnt für den pensionierten Lebensmittelüberwacher eine neue Ära - und auch wieder nicht. Der gelernte Metzger kehrt zurück zu seinen Wurzeln: seinen Würsten und in seinen eigenen Hofladen.