Corona: Kulmbachers Partnerregionen ziehen eine gemischte Bilanz

3 Min
Die 2016 fertiggestellte Piazza Thurnau in Positano Foto: Archiv/Vincent Reimann
Die 2016  fertiggestellte Piazza Thurnau in Positano Foto: Archiv/Vincent Reimann

Wie ist die aktuelle Lage in den Partnerregionen Kulmbachs? - Wir haben uns in Italien, Schottland und Österreich umgehört.

Im Juli dieses Jahres vermeldete Mechy d'Aiello, Vizepräsidentin des Freundeskreises Positano/Thurnau, für die Partnerstadt in Italien einen "ganz normalen Sommer". Und auch jetzt im Winter hat sich nicht viel geändert.

"Die Situation ist bei uns viel besser als in Deutschland", erzählt sie. Es sei sehr ruhig, aber das liege nicht an Corona, sondern daran, dass im Winter die meisten Geschäfte, Restaurants und Hotels ohnehin geschlossen hätten. "Wir nutzen die Zeit für viele Renovierungen", verrät Mechy, "die meisten Kellner und Köche arbeiten im Winter als Handwerker und bringen die Hotels auf Vordermann." Nur wenig Coronafälle habe es in jüngster Zeit in Positano gegeben, "ich glaube, es waren vier Fälle, aber das ist alles wieder gut." Vor Ort seien nur wenige Touristen, die in Privathäusern leben.

Lediglich im Norden des Landes, etwa in Südtirol, habe man mit höheren Inzidenzen zu tun, dort schließen abends die Lokale. "Hier in Positano wird der Weihnachtsmarkt im Ortszentrum in diesem Jahr etwas kleiner ausfallen", sagt Mechy d'Aiello. Viele Frauen basteln, und auch der Verein des Freundeskreises backt Plätzchen, es dürfe aber nichts Offenes verkauft werden.

Frage nach dem Greenpass

"In Positano wird auch viel geimpft", sagt die Süditalienerin. Das Rote Kreuz helfe dabei mit, und alleine am Mittwoch dieser Woche hätten sich 120 Positanesen ihre dritte Impfung verabreichen lassen. "Wir tragen Maske in ÖPNV, Geschäften und Restaurants, und fast überall wird nach dem Greenpass gefragt", also nach einem Impfnachweis. In den Krankenhäusern sei die Lage noch gut, die Intensivstationen seien wenig belegt, meist mit Ungeimpften. "Hier in Positano sind fast alle vernünftig und lassen sich impfen. Die Italiener sind brav gewesen und haben gut zugehört", sagt d'Aiello. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass gerade Italien zu Beginn der Pandemie extrem zu leiden hatte. "Die Leute sahen die Gefahr und wollten die Impfung haben."

Auch in Kulmbachs schottischer Partnerstadt Kilmarnock ist die Impfquote recht hoch. Im Bereich des Councils East Ayrshire, also quasi dem Landkreis, wurden bislang 84,4 Prozent der Bevölkerung ab zwölf Jahren zwei Mal geimpft, ihre Boosterimpfung erhielten knapp 35 Prozent. Dabei lag es den Behörden besonders am Herzen, sich um diejenigen in der Pandemie zu kümmern, die sich aufgrund ihrer Vulnerabilität abschotten mussten.

"Dies betraf etwa 5400 Bürgerinnen und Bürger, und wir erkannten schnell die Wirkung dieser Anforderungen auf das physische und emotionale Wohlbefinden", sagt Craig McArthur, Direktor des Gesundheitssystems. Hier kümmerten sich Ehrenamtliche und Partnerorganisationen nicht nur um die Versorgung mit Lebensmitteln oder Medikamenten, sondern in wöchentlichen Telefonanrufen wurde dafür gesorgt, dass diese Menschen nicht den Kontakt zur Außenwelt verloren haben.

Keine Kontaktbeschränkungen

In Sachen Corona-Maßnahmen richtet sich der Landkreis East Ayrshire ganz nach den Vorgaben der schottischen Regierung. "Aktuell muss jede Person ab zwölf Jahren in den meisten öffentlichen Innenräumen eine Maske tragen, es sei denn, sie sind davon befreit", erklärt Craig McArthur.

Die aktuellen schottischen Richtlinien besagen, dass es keine Kontaktbeschränkungen hinsichtlich der Anzahl von Personen pro Haushalt mehr gibt, und man muss auch nicht mehr zwei Meter voneinander entfernt stehen. Es wird jedoch an die Bevölkerung appelliert, dennoch Abstand zu Haushaltsfremden zu halten, überfüllte Plätze zu meiden, sich lieber im Freien zu treffen und regelmäßig zu lüften. Restaurants, Cafés und Kneipen haben geöffnet, bei einem Besuch muss man seine Kontaktdaten hinterlegen. Wer allerdings ein Konzert oder eine Sportveranstaltung besuchen, will, muss seine vollständige Impfung nachweisen.

Im burgenländischen Rust indes herrscht, wie im gesamten Nachbarland Österreich, seit etwas mehr als einer Woche strikter Lockdown. "Lokale, Hotels, Geschäfte - alles ist aktuell zu", sagt Magistratsdirektor Mag. Mathias Szöke, "Amazon schreibt wohl täglich Dankesbriefe".

Touristisch keine Einbußen

Die Wirtschaftshilfen seien allerdings gut gewesen, er kenne niemanden, der hätte schließen müssen. Auch touristisch habe es keine größeren Einbußen gegeben, der Sommer sei hervorragend gelaufen. "Es gibt aber viel Verwirrung", erklärt der Magistratsdirektor. Da der Handel offiziell zu sei, gingen bei ihm viele Fragen ein. "Darf ich denn jetzt noch einen Christbaum kaufen?", wollen etwa Konsumenten wissen, und "Darf ich überhaupt noch Christbäume verkaufen?", fragen verunsicherte Händler.

Grundsätzlich gehe es der Stadt Rust gut, man habe mit knapp 80 Prozent im Burgenland die höchste Impfrate in Österreich. "Vor kurzem hatten wir ein großes Cluster, das aber wieder am Abklingen ist", sagt Mag. Szöke, der mit seinem Team seit Wochen mit der Kontaktnachverfolgung beschäftigt ist.

Die Akzeptanz für Maßnahmen sei allgemein in Österreich nicht mehr so gut, "bei uns ist es okay, wir sind halt auch ein kleiner Ort." Die Ruster dürfen das Haus zum Arbeiten, zum Besuch wichtiger Personen, für die Freizeitgestaltung und zum Helfen verlassen. Die Inzidenz in Rust liegt bei 450. Schnelltests seien aktuell kostenlos, jedoch "wurde unser perfekt funktionierendes Testsystem Ende September ausgesetzt."

In den Schulen würden alle getestet, gleich ob geimpft oder nicht geimpft, jedoch gebe es auch in diesem Bereich viel Widersprüchliches: "Den Schülern wird empfohlen, zu Hause zu bleiben", sagt Mag. Szöke, "der Unterricht läuft aber in Präsenz weiter."