Corona-Krise: Kommunbräu ist dicht
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 18. März 2020
Die Corona-Pandemie setzt auch der Hotellerie und Gastronomie zu. Viele Wirtshäuser versuchen sich im Außer-Haus-Verkauf. Andere Wirte ziehen notgedrungen die Reißleine.
"Zeit zum Reden habe ich jetzt genug", sagt Stephan Ertl. Der Chef des gleichnamigen Hotels am Stadtpark übt sich bei unserem Anruf im Galgenhumor. Gäste hat er keine mehr, seit Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt hat, dass nur noch Dienstreisende in Beherbergungsbetrieben aufgenommen werden sollten. Ministerpräsident Markus Söder hat gestern nachgelegt und für Bayern erklärt, dass keine Touristen in Hotels übernachten dürfen.
Existenzen stehen auf dem Spiel
Die Corona-Krise trifft die Branche schwer. Ertl, der Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes in Kulmbach ist, hat großes Verständnis dafür, dass Sozialkontakte auf ein Mindestmaß reduziert werden sollen, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Doch befürchtet der Hotelier, dass Existenzen vernichtet werden. Viele könnten die Einschnitte vielleicht zwei bis drei Wochen durchhalten, "zwei bis drei Monaten aber sicher nicht".
Viele haben viel investiert
Hotelbetreiber und Gastwirte hätten in einer zinsgünstigen Zeit Kredite aufgenommen, um ihren Betrieb auf Vordermann zu bringen. Es sei nicht nur staatliche Hilfe gefragt. Es sei auch die Frage, wie Banken verfahren, ob etwa Tilgungen ausgesetzt werden können.
Kurzarbeit
Ertl hat keine Gäste, braucht deshalb auch kein Personal. Er versuche, seine Mitarbeiter über Kurzarbeit zu halten - wohlwissend, dass er diese dringend benötigt, sollte der Betrieb wieder anlaufen. "Denn es ist in unserer Branche ja ohnehin schwer, Angestellte zu bekommen." Er fürchtet um den Fortbestand seines Hotels, denn die laufende Kosten müssten weiter getragen werden, auch wenn er keine Einnahmen verzeichnet. Ob die vom Staat angekündigten Hilfen greifen? Er hat große Zweifel. Es gebe noch nichts Greifbares. "Außer Steuerstundungen, die man beim Finanzamt schon beantragen kann."
Das Not-Konzept
Wie die Hotellerie stehe auch die Gastronomie vor einer kaum überwindbaren Hürde, so Ertl. Speiselokale dürfen zwar unter Auflagen bis 15 Uhr öffnen, "doch das größte Geschäft machen die ja in den Abendstunden". Etliche Wirte hätten sich dazu durchgerungen, sich zu bestimmten Zeiten auf den Lieferservice und Außer-Haus-Verkauf zu konzentrieren.