Corona-Krise: Hilfsbedürftige, bitte melden!!!
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Freitag, 27. März 2020
In vielen Orten haben sich Helferkreise gegründet. Die Kulmbacherin Karin Klippel (70) ist heilfroh, dass Manuela Heckel für sie jetzt einkaufen geht.
Selbst einkaufen gehen kann Karin Klippel schon lange nicht mehr. Die alleinstehende Rentnerin hat gesundheitliche Probleme. Jetzt ist der 70-Jährigen auch noch ihre "gute Seele" für die nächste Zeit erst einmal weggebrochen. Eine langjährige Bekannte, die bis vor kurzem für sie in die Supermärkte gegangen ist, die jetzt aber, um sich vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen, selbst kaum noch auf die Straße geht. "Weil sie ja zur Risikogruppe gehört", teilt Karin Klippel mit.
"Ich bin heilfroh"
"Ich hatte zeitweise Angst, dass ich verhungere, weil mir die Lebensmittel langsam ausgehen", sagt die Kulmbacherin, die in dieser Woche dann aber doch Brot, Toast, Margarine, Obst, Eier und vieles mehr an die Haustür geliefert bekommen hat. "Ich bin überglücklich und heilfroh", sagt die 70-Jährige, die eine neue "gute Seele" gewonnen zu haben scheint: Manuela Heckel, die sich bei dem von der Stadt gegründeten Helferkreis engagiert. "Ich bringe mich da gerne ein, will die Leute unterstützen, die Unterstützung brauchen", sagt Heckel.
Es gibt viele Helfer
Die 56-Jährige gehört zu über 120 Personen, die einen Beitrag leisten wollen, damit ältere Leute und Menschen mit Vorerkrankung, die als besonders gefährdet gelten, für Einkäufe oder den Gang zur Apotheke ihr Haus nicht mehr verlassen müssen.
Der Zuspruch sei gewaltig, sagt Thomas Tischer von der Stadtverwaltung, der die Anmeldungen für den Helferkreis entgegennimmt. Was noch fehlt, sind allerdings diejenigen, die die Hilfe in Anspruch nehmen. Stand Mittwoch waren es laut Tischer erst sechs Kulmbacher, die sich gemeldet haben.
"Darum geht ges doch gar nicht"
Ob die fehlende Nachfrage darin begründet liegt, dass Senioren nicht jammern und nicht als hilfsbedürftig gelten wollen? Eine Vermutung, die sich für Lion Kramer aufdrängt, der in Thurnau den von der Gemeinde initiierten Helferkreis unterstützt. "Ich habe eine ältere Frau getroffen, die mir gesagt hat, dass sie ja noch selber einkaufen kann. Doch darum geht es ja gar nicht", sagt der 19-Jährige, der weiß, dass gerade Ältere größere Menschensammlungen meiden sollen.
Wer sich noch fit fühle, sollte in Thurnau doch lieber einen Spaziergang um den Schlossweiher machen statt sich in die Schlange vor der Supermarktkasse einzureihen, sagt er.
Helfen konnte der 19-Jährige, der ein duales Studium beim Zoll absolviert, bis dato nicht. Denn auch in Thurnau gibt es ein Problem. Zwar haben sich schon über 40 Helfer registrieren lassen, aber erst fünf, die ihre Unterstützung in Anspruch nehmen wollen.