Corona: Helfer für Heime dringend gesucht
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Freitag, 01. Januar 2021
Mittlerweile gibt es in drei Altenheimen zahlreiche infizierte Bewohner und Mitarbeiter. Das bringt das verbleibende Personal an seine Grenzen.
Wenn an Silvester am Nachmittag im Mail-Postfach der Redaktion eine Einladung zu einem Pressegespräch am Neujahrstag aufschlägt - dann muss das schon einen ganz besonderen, dringlichen Grund haben. Den gibt es in der Tat: Im Landkreis Kulmbach werden dringend Pflegekräfte und Helfer gesucht, die die Mitarbeiter in jenen Altenheimen unterstützen, in denen zahlreiche Corona-Fälle das Personal spürbar dezimiert haben.
Wie berichtet, waren seit der Weihnachtswoche in drei Altenheimen nach umfangreichen Tests bei zahlreichen Bewohnern und Mitarbeitern Infektionen mit dem Corona-Virus diagnostiziert worden. Wo immer möglich, waren die erkrankten Bewohner isoliert worden. Die positiv getesteten Mitarbeiter wurden in Quarantäne geschickt.
Aktuell sind, wie Landrat Klaus Peter Söllner bei der kurzfristig angesetzten Pressekonferenz erläuterte, in der Awo-Einrichtung Am Rasen in Kulmbach 36 Bewohner und 18 Mitarbeiter infiziert. In der ebenfalls von der Awo getragenen Einrichtung in der Johann-Brenk-Straße in Kulmbach sind es 78 Bewohner und 36 Mitarbeiter und im Altenheim "Pro Seniore" in Wirsberg 39 Bewohner und elf Mitarbeiter.
Alles ruhig in Mainelus
Mittlerweile ist auch im Mainleuser Stift der Diakonie großflächig getestet werden. "Zum Glück ohne einen einzigen positiven Befund", wie Söllner sagte.
Dort, wo auch viele Mitarbeiter positiv getestet werden oder als Kontaktpersonen in Quarantäne müssen, wird schnell das Personal knapp. Der Landkreis hat sich deshalb noch im alten Jahr an alle Heimträger in der Region mit der Bitte gewandt, wenigsten eine von den eigenen Kräften für den Einsatz in den betroffenen Häusern zur Verfügung zu stellen. Vom BRK gebe es bereits eine Zusage, so Söllner.
In vielen Einrichtungen arbeite das Personal schon seit Wochen am Limit, so der Landrat weiter. Theoretisch könne er als Landrat im Katastrophenfall - und der gilt derzeit in Bayern - auch anordnen, dass Einrichtungen Personal abstellten. "Aber wir setzen auf Freiwilligkeit und sind sicher, dass unser Appell fruchtet."
Dramatische Situation
Wie dramatisch die Situation in den Altenheimen ist, weiß Yves Wächter, der Mitglied der Corona-Koordinierungsgruppe ist und in engem persönlichen Kontakt zu den Einrichtungen steht. "Die Mitarbeiter machen dort einen Superjob und jammern wenig", sagt er. "Aber sie kommen an ihre Grenzen." In einer solchen Situation sei die Gefahr groß, dass sich Fehler einschleichen. Deshalb bräuchten die Mitarbeiter in der Pflege dringend Unterstützung.
Zusammen mit Max Türk, Pflegekoordinator des BRK-Kreisverbandes, greift Wächter den Heimen bei der Bewältigung des Infektionsgeschehens unter die Arme. Dazu gehört zum Beispiel die sogenannte Kohorten-Isolation. Das bedeutet, dass man die positiv getesteten Menschen insgesamt von den anderen Heimbewohnern isoliert.
"Immer dem Virus hinterher"
Im Heiner-Stenglein-Altenheim Am Rasen ist dies Yves Wächter zufolge relativ gut zu bewerkstelligen, weil man dafür ein separates Stockwerk nutzen könne. In der Karl-Herold-Altenwohnanlage in der Johann-Brenk-Straße sei dies schwieriger - unter baulichen Gesichtspunkten, aber auch, weil dort so viele Bewohner infiziert seine. In der Wirsberger Seniorenresidenz könne man auf ein separates Stockwerk und zusätzlich auf einen isolierten Gebäudebereich zugreifen.
In allen Häusern gebe es gute Schutz- und Isolationsmaßnahmen, betont Yves Wächter. "Aber letztlich arbeiten wir immer dem Virus hinterher".
Ein erster Aufruf mit der Bitte um Unterstützung sei erfolgreich gewesen, sagt Wächter. Es hätten sich fünf Fachkräfte gemeldet, dazu vier Menschen, für die Bürgermeister Frank Wilzok später die Bezeichnung "helfende Hände" wählt: Menschen, die zum Beispiel in der Küche helfen können, oder Botengänge oder Besorgungen in der Apotheke übernehmen.
Auch wer nicht sonderlich viel Zeit investieren könne, sei willkommen. "Wir sind für jede Entlastung dankbar, und wenn es nur eine Schicht ist oder ein Tag."
Dass die außergewöhnliche Situation bewältigt werden kann, ist nicht nur ein Verdienst des Pflegepersonals. Max Türk findet auch für die Hausärzte lobende Worte: "Sie wechseln sich untereinander ab, um die Versorgung der Patienten in den Heimen sicherzustellen. Sie sorgen dafür, dass die Rate der Klinik-Einweisungen gering bleibt und das Pflegepersonal entlastet wird."
Dem Aufruf an Freiwillige, sich zur Entlastung der Mitarbeiter in den Heimen zu melden, schließt sich nicht zuletzt auch der derzeit amtierende Kulmbacher Bürgermeister Frank Wilzok an. "Das Personal in den Heimen arbeitet zum Teil schon seit 14 Tagen durch. Die Menschen brauchen dringend Unterstützung." Wichtig seien vor allem Pflegekräfte - ehemalige oder solche, die derzeit in Teilzeit arbeiten und sich vorstellen könnten, ihre Arbeitszeit vorübergehend aufzustocken.
Dankbar für jede Meldung
"Wir sind dankbar für jede Meldung", so Wilzok, der verspracht, dass jede Mail beantwortet wird (Adressen siehe unten).
Es seien viele Menschen, die derzeit ihren Beitrag leisteten, um die Folgen der Pandemie zu bewältigen: die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt, die Mitarbeiter im Impfzentrum und im Testzentrum, die ehrenamtlichen Helfer, das Personal in Kliniken, Heimen und im Rettungsdienst und viele mehr. Er habe die Hoffnung, dass es gemeinsam gelingen könne, das Ausbruchsgeschehen zu verlangsamen und zu kontrollieren.
Wer das Personal in den Heimen unterstützen möchte, kann sich per Mail an folgende Adressen melden:
Pflege und Pflegehelfer: kats@landkreis-kulmbach.de (diese Mails werden zeitnah bearbeitet)
"Helfende Hände": vanessa.gramlich@stadt-kulmbach.de (diese Mails werden ab Montag wieder bearbeitet)