Corona bedeutet für Kulmbacher Filmemacher Schaden und Chance
Autor: Christian Schuberth
Kulmbach, Dienstag, 11. August 2020
Der Kulmbacher Filmemacher Axel Klawuhn hat in der Krise Aufträge verloren, aber ein Zukunftsfeld erschlossen.
Wenn Axel Klawuhn den Begriff Corona hört, könnte er lachen und weinen zugleich. Die Virus-Pandemie hat auch den Kulmbacher Filmemacher hart getroffen. "Ich habe Aufträge im Wert von über 130 000 Euro verloren", sagt der 62-Jährige Geschäftsführer der "filmwerk medienproduktion", die bis 2018 als "kama media" firmierte. Bei der Motorrad-Sternfahrt, der Bierwoche oder dem Spartan Race hätte er ebenso drehen sollen wie Imagefilme für Firmen - alles gestrichen.
Mit Corona verbindet Axel Klawuhn aber auch positive Assoziationen. Denn seit 2008 dokumentiert er in Mexiko den Aufbau der größten Brauerei der Welt. Hergestellt wird dort: Corona-Bier...
Die Corona-Krise hat dem Filmemacher außerdem ein neues Geschäftsfeld beschert: das der Schulungsvideos. In der Corona-Krise aus der Not geboren, würden immer mehr Firmen solche Kurzfilmchen für Mitarbeiter oder Kunden in Auftrag geben. "Das ist die Zukunft", ist Axel Klawuhn überzeugt und zeigt uns ein Erklärvideo über die Herstellung von Türen. Den Auftrag hat er von einer Firma aus Thüringen, für die er schon seit Jahren Werbefilme, etwa für Messen, dreht. "Wir haben gemeinsam eine Woche am Drehbuch gearbeitet, drei Tage in der Produktion gedreht und 14 Tage geschnitten", sagt Klawuhn. Ein hoher Aufwand für einen am Ende dreiminütigen Kurzfilm, in dem ganz normale Angestellte vor der Kamera stehen und Arbeitsabläufe erklären. "Das war für sie auch eine große Herausforderung", sagt Klawuhn.
Die Schulungsvideos haben zusammen mit den staatlichen Hilfen verhindert, dass seine Zwei-Mann-Firma "über die Klinge springen musste", sagt Klawuhn. Nun hat er schon die nächsten Aufträge für Lehrfilmchen in der Tasche. "Für heuer bin ich ausgebucht." Corona bedeutet für ihn also Schaden und Chance zugleich.
Mega-Brauerei
Den Aufbau der Mega-Brauerei in Mexiko begleitet der Kulmbacher Filmemacher schon seit 2008, und zwar im Auftrag eines Brauanlagenherstellers aus Ludwigsburg (Baden-Württemberg), der die gesamte Technik liefert. Inzwischen hat Klawuhn in der Corona-Brauerei mehrere feste Kameras installiert, denn noch immer wird gebaut. "Im letzten Bauabschnitt soll die Kapazität auf 30 Million Hektoliter im Jahr gesteigert werden", informiert Klawuhn. Zum Vergleich: die Kulmbacher Brauerei AG braut in Kulmbach pro Jahr etwa 1,5 Millionen Hektoliter.
Filmer und Taucher
Eigentlich wollte Axel Klawuhn Pädagoge werden, hat vor Jahrzehnten Lehramt für Haupt- und Realschule studiert. Vor einer Klasse stand er aber nie. "Während meines Studiums kam das Thema Film auf, das mich schon immer fasziniert hat. Denn mein Vater hat bereits seine Tauchgänge im Roten Meer gefilmt."
Die Unterwasserwelt ist neben den Bewegtbildern die zweite Leidenschaft, die Axel Klawuhn von seinem Vater, einst Kampftaucher beim Militär, übernommen hat. Und so arbeitet er schon seit Jahren an einer Dokumentation über die Tauch-Pioniere Jacques-Yves Cousteau und Hans Haas. Letzteren, einen österreichischen Meeresbiologen, hat Klawuhn vor dessen Tod noch interviewt. "Das meiste Material habe ich schon im Kasten." Jetzt muss nur noch ein Fernsehsender kommen, der die Doku ausstrahlen will. Klawuhn ist aber zuversichtlich, seinen Film verkaufen zu können.