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Claus Stenglein startet noch einmal durch


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Montag, 11. Sept. 2017

Jahrzehntelang war er Lehrer inKulmbach. Nun zeichnet Claus Stenglein für interkulturelles Lernen in der Lehrerfortbildung verantwortlich.
Claus Stenglein ist seit 1. September ist er Referatsleiter für den Bereich interkulturelles, interreligiöses und soziales Lernen. Foto: Sonny Adam


Man lernt nie aus. Das hatte sich der Kulmbacher Claus Stenglein gedacht, als 2014 die ersten Flüchtlinge an die Max-Hundt-Schule gekommen sind. Freiwillig hat er sich bereit erklärt, Fortbildungen zu absolvieren, sich verantwortlich um den Aufbau von sogenannten Flüchtlings- und Übergangsklassen zu kümmern.
Die Materie hat den heute 60-Jährigen dann allerdings so fasziniert, dass er ein Erweiterungsstudium für die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache aufgenommen und hier mittlerweile das zweite Staatsexamen absolviert hat. Auch ein bisschen Russisch hat er gelernt - "um zu verstehen, wie es ist, wenn man eine Sprache nicht beherrscht." Der Kulmbacher spezialisierte sich auf Schul- und Ausländerrecht, gab selbst Fortbildungen.
Jetzt hat Claus Stenglein an der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen, das Referat 1.4. "Interkulturelles, interreligiöses und soziales Lernen - Modellversuch islamischer Unterricht" übernommen. "Ich organisiere Lehrgänge und Fortbildungen für Kollegen aus ganz Bayern", erklärt Stenglein und freut sich über seine neue Aufgabe. "Es geht aber nicht nur um Flüchtlinge, sondern bei unseren Lehrgängen geht es auch um die Migration innerhalb der Europäischen Union. Denn auch Arbeitsmigranten aus den Niederlanden, aus Dänemark, aus Italien oder Polen stellen uns vor Herausforderungen."
Während die Akademie früher Lehrerfortbildungen im zweijährigen Turnus angeboten hat, läuft die Fortbildung für alle staatlichen Lehrer jetzt dreizügig. "Wir haben jedes Monat drei Kurse mit 25 bis 30 Personen. Wir sind in Dillingen 38 Kollegen, jeder behandelt ein anderes Thema."
Dass Dillingen 240 Kilometer von Kulmbach entfernt liegt, sieht Stenglein gelassen. "Ich komme einfach am Wochenende nach Hause." Der Kulmbacher, der sich an der Max-Hundt-Schule, an verschiedenen Mittelschulen und an der Schule in Fassoldshof schon einen Namen gemacht hat, hat zukünftig auch keine Ferien mehr. "Ich habe jetzt Urlaub, bin viel in der Organisation. Aber ich gebe natürlich auch Kurse", sagt Stenglein.
Dass er als Referatsleiter eine besondere Stellung hat, freut ihn. "Ich will auf jeden Fall bis zu meiner Pensionierung in Dillingen bleiben. Ich hätte nie gedacht, dass sich so etwas ergibt, das mir so viel Spaß macht."
Das, was Claus Stenglein an seinem neuen Job fasziniert, ist die Beschäftigung mit einer völlig neuen Herangehensweise. "Es ist ein großer Unterschied, ob man Deutsch als Fremdsprache lernt, oder als Zweitsprache. Bei der Vermittlung einer Sprache als Zweitsprache, lebt man schon in dem Land", sagt Stenglein.
Aus diesem Grund geht es darum, den Migranten schnell die wichtigsten Vokabeln und die Grundzüge der Grammatikzu vermitteln, so dass sie sich im Alltag zurecht finden können.