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Carneval-Club ruft bei Mainleuser Sitzung: "Wir sind Charlie"


Autor: Stephan Stöckel

Mainleus, Sonntag, 11. Januar 2015

Bei der Mainleuser Prunksitzung hält der "Goldener Schuh"-Preisträger René Pischierer in der Bütt ein Plädoyer für die Meinungsfreiheit. Doch die Narretei kam nicht zu kurz. Der lallende Butler John aus Kronach und viele Tanzgruppen sorgten für eine tolle Stimmung.
Die USA lassen grüßen: Die Tanzgruppe "Generation 2 aus Hirschaid" begeisterte bei ihrem Auftritt in der Stadthalle. Fotos: Stephan Stöckel


Kein dreifach donnerndes "MCC weiß-blau Helau", sondern ein lautes "Wir sind Charlie" hallte einen Moment lang bei der Prunksitzung des Mainleuser Carnevals Clubs (MCC) am Samstagabend durch die Burgkunstadter Stadthalle. Ausgelöst hatte das der elfte Preisträger des Sonderordens "Der Goldene Schuh", René Pschierer.

Die 300 Besucher erlebten einen Mainzer Vollblutnarren, der mit Blick auf den Terroranschlag in Paris kein Blatt vor den Mund nahm. Pschierer hielt in der Bütt eine Rede, die einem Plädoyer für Meinungsfreiheit glich: "Jetzt das freie Wort zu brechen, das wäre ausgesprochen schlecht, hier gilt es verbal zu rächen und zu sagen: "Jetzt erst recht!" Pschierer wurde der Figur gerecht, die er verkörperte: dem Bajazz mit der Latern, der auch Unbequemes ausleuchtet.

Die Laudatio

Peter Kuhn aus Schweinfurt hatte nicht zu viel versprochen: "Mit

Augenzwinkern ganz gewitzt und doch satirisch zugespitzt, vermag er in geistigen Bildern den Irrsinn dieser Welt zu schildern, er macht vor keiner Hürde halt mit seiner Wort- und Sprachgewalt." All jene, die die Angst vor einer Islamisierung schüren, bekamen von Pschierer ihr Fett weg: "Nein zu Nazis und Pegida - Toleranz braucht eine Chance", rief er ihnen mit scharfer Zunge entgegen.

"Wer betrügt, der fliegt"

Der Preisträger ist Hautarzt. Da Lachen bekanntlich die beste Medizin ist, kam selbiges nicht zu kurz. Den CSU-Slogan "Wer betrügt, der fliegt" nahm der Satiriker nicht ernst. In München, das über einen Flugplatz verfüge, möge das ja noch gehen. "Doch wie verhält es sich mit Berlin?", fragte er und erntete lautes Gelächter. Franz Besold aus Weismain hatte als Weingott Bacchus die Lacher auf seiner Seite. Hätte die Frau, die mit ihrem Auto 60 Meter den Staffelberg hinuntergestürzt war, Red Bull getrunken, dann wäre sie "ungelogen bis nach Banz geflogen". Den Vogel unter den Büttenrednern schoss Wolfgang Baumann aus Kronach ab, der als lallender Butler John auftrat . Für das russische Bauchgrimmen, von dem er in Anspielung an die Ukraine-Krise sprach, hatte er folgenden Ausdruck parat: "Poopsin und Gasbrumm."

Zeulner trägt die Narrenkappe

Der Borkuschter Schusterbu machte seine Sache ebenso gut wie Sitzungspräsidentin Christine Friedlein und Faschingsprinzessin Andrea I. (Linz). Prinzgemahl Philipp I. (Nüsslein) konnte wegen einer Erkrankung nicht teilnehmen. MdB Emmi Zeulner bekam die Narrenkappe aufgesetzt. Die frischgebackene Senatorin versprach, sie in der Badewanne zu tragen.

Die "Crazy Birds"

Die Marschtanzgarde des MCC, verkörpert von jungen Frauen des Lichtenfelser Balettstudios Diroll, begeisterte mit einem Gardetanz. Tanzrhythmus Hirschaid entführte mit der Gruppe "Generation 2" und einer erstklassigen Choreographie in die USA, glänzte dank der Neubertgarde mit einem Marschtanz und präsentierte Tanzmariechen Lisa Zeh. Bettina Walter tanzte zu Liedern aus dem Musical "Sissi", die Narrengruppe "Gerbrunn" zog die Blicke mit einem Indianer-Schautanz auf sich. Das Duo "Franken Top" (Peter Birk und Bernd Kern) lockte aufs Tanzparkett. Kurz vor Mittenacht tanzten die "Crazy Birds" aus Erlangen - in magisches Schwarzlicht getaucht - über die Bühne. Das Ballettstudio Doris Diroll zeigte mit seinem Schautanz "Moulin Rouge" ein unbeschwertes, heiteres Paris.