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Busfirmen sagen Nein zum Verkehrsverbund


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Montag, 25. Januar 2016

Die Firmen Schuster und Pomper lehnen den Beitritt zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg ab. Sie wollen ihre Tarifhoheit nicht abgeben und sehen viele Nachteile. Die Firma Stadtbus Schütz hält sich offiziell bedeckt.
Bahnkarten, aber keine VGN-Tickets kann man am Kulmbacher Bahnhof kaufen. Die regionalen Busunternehmer sind gegen den Beitritt zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg. Foto: Archiv/dpa


Er wird immer wieder gefordert, der Anschluss des Landkreises Kulmbach an den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Einer, der sich vehement für den Beitritt ausspricht, ist der frühere Grünen-Stadtrat Volker Wack. Nutznießer des VGN-Beitritts wären laut Wack nicht nur Touristen, sondern vor allem auch die Pendler in der Region.


Immense Kosten

Doch ist der Beitritt für den Kreis überhaupt finanzierbar? Würden die heimischen Busunternehmer den Schritt überhaupt wagen, sich in das große VGN-System zu integrieren? 523 Kulmbacher pendeln täglich in den Großraum Nürnberg, wie das Landesamt für Statistik ermittelt hat. Im Vergleich zu den 18.196 Binnenpendlern hält sich die Zahl in Grenzen. Auf 900.000 Euro waren die Beitrittskosten zum VGN für den Landkreis 2013 beziffert worden. In den Folgejahren hätte Kulmbach über 400.000 Euro zahlen müssen. Immense Kosten - neuere Zahlen stehen nicht zur Verfügung -, die der Grund dafür waren, dass der Kreistag im Dezember den Beitritt zum Verkehrsverbund unter den derzeitigen Rahmenbedingungen erneut abgelehnt hat.


Kritisches im Kreistag

Neben dem Schienen-Konzessionären Agilis und Deutsche Bahn sollten beim VGN-Anschluss auch die regionalen Busunternehmer mit ins Boot geholt werden. Stephanie Schütz von der Stadtbus Kulmbach GmbH hat im Kreistag eine Stellungnahme abgegeben, wollte sich gegenüber der BR jetzt aber nicht äußern. Man befinde sich in der Findungsphase, sagt Schütz, die sich - wie von Kreisräten zu erfahren war - in der Sitzung kritisch geäußert hat.


"Weiß nicht, was ich bekomme"

Die Busunternehmern Schuster (Schwarzach) und Pomper (Neudrossenfeld), die eigene Linien betreiben, machen indes keinen Hehl daraus, dass sie den VGN-Anschluss ablehnen. Sie haben dies dem Kreis schriftlich mitgeteilt. "Ich möchte die Tarifhoheit, die ich besitze, nicht abgeben", erklärt Stefan Schuster von der Schwarzacher Busfirma. Im Verkehrsverbund gebe es einen großen Finanzierungspool. "Ich weiß dort nicht, was ich an Geld bekomme. Als Betreiber einer kleinen, selbstständigen Überlandlinie habe ich den Überblick über meine Finanzen", betont Schuster. Er kenne Kollegen, die beim VGN nach drei Monaten das erste Mal Geld bekommen hätten. "Wir Kleinen brauchen das Geld aber monatlich." Schuster fährt auch Linien im Landkreis Lichtenfels, etwa nach Weismain. Lichtenfels ist zwar VGN-Mitglied, aber der Schwarzacher macht nicht mit. "Bei mir lösen Fahrgäste bis zur nächsten VGN-Station ein ganz normales Ticket."


"Punkten mit günstigen Preisen"

Auch Sabrina Pomper-Dzajic vom Neudrossenfelder Busunternehmen Pomper Reisen ist davon überzeugt, dass der VGN-Anschluss viele Nachteile mit sich bringen würde. "Ich glaube nicht, dass es zu einem Tourismus-Boom kommt, den sich mancher offenbar verspricht", sagt die Unternehmerin, die wie Stefan Schuster die Tarifhoheit nicht aus der Hand geben will. "Wir müssten die Preise anpassen, obwohl wir heute gerade mit unseren günstigen Preisen punkten können." Als Folge könnten die Fahrgastzahlen sinken, da alternative Verkehrsmittel dann im gleichen Preissegment liegen würden, was im schlimmsten Fall dazu führen würde, "dass wir aus wirtschaftlichen Gründen einige Touren unserer Linie nicht mehr bedienen können." Verlierer wären laut Pomper-Dzajic vor allem die Leute auf dem flachen Land.


Schwächung für Kulmbach?

Auch die Stadt Kulmbach, so glaubt die Neudrossenfelderin, wäre kein Nutznießer des Tarifverbundes. Man mache mit den günstigeren Bahnpreisen den Kulmbachern die Einkaufstour nach Nürnberg schmackhaft. Die Einkaufsstadt Kulmbach würde dadurch geschwächt.
Und was sagt der Omnibusverkehr Franken, der einige Linien im Landkreis betreibt? "Grundsätzlich begrüßen wir es, wenn es Verkehrsräume mit einheitlichen Tarifen gibt", stellt Geschäftsführer Günther Köhnke fest, führt jedoch an: "Allerdings muss aus unserer Sicht als Verkehrsunternehmen eine absolute Sicherheit gegeben sein, dass es wirtschaftlich nicht zum Nachteil der Verkehrsunternehmen führt und ein Verbundbeitritt mindestens zu den gleichen oder besser zu höheren Fahrgeld-Einnahmen führt."

Sollte Geld im Landkreis ausgeben werden, sollte man es lieber in den bestehenden ÖPNV investieren, fordert Stefan Schuster. Vor allem in eine bessere Taktung. In manche Orte komme der Bus nur zweimal am Tag. "Gerade in unserem ländlichen Raum brauchen wir Anruf-Busse", so der Schwarzacher.


Bestehende Strukturen stärken

Man sollte nicht nur über den VGN diskutieren, sondern bestehende Strukturen stärken: "Denn Bürger, die mit dem Bus nicht zum Bahnhof kommen, müssen sich keine Gedanken über Zugtickets machen." Wer zum Bahnhof komme, könne auch mit Bahntickets günstig nach Nürnberg fahren.