Burgruine Nordeck braucht ein Konzept
Autor: Sonny Adam
Stadtsteinach, Freitag, 07. November 2014
Der Förderverein historischer Stätten Bad Berneck stattete der Burgruine Nordeck bei Stadtsteinach einen Besuch ab. Keinen Höflichkeitsbesuch, sondern um sich tiefgreifend über die Generalsanierung zu informieren.
Von der Nordeck gehört hatten die Mitglieder des Bad Bernecker Fördervereins historischer Stätten schon viel. Und die Sanierung hat die Heimatforscher und Burgenkundler neugierig gemacht. "Wir wollten jetzt einmal aus erster Hand erfahren, wie das gemacht worden ist", erklärte Vorsitzender Richard Schneider.
Der Leiter des Forstbetriebes Nordhalben, Fritz Maier, und Udo Keßler vom Statikbüro Burges und Döring trafen sich mit den Interessierten. Udo Kessler ließ die ganze Sanierungshistorie Revue passieren, vom digitalen Aufriss bis zur Feststellung der Schäden.
18 Tonnen Steine verarbeitet
Der Leiter des Forstbetriebes Nordhalben, Fritz Maier, ging auf den Schutz der Ruine im vergangenen Winter ein. Die Ruine hatte ein Stürzkorsett und eine Plane als Abdeckung bekommen. "Und trotzdem haben sich die Schäden noch mal vergrößert", so Maier.
18 Tonnen neue Steine wurden bei der Sanierung der Burgruine Nordeck neu verarbeitet. "Was ist da für ein Mörtel verwendet worden?", fragte der Vorsitzende Schneider gleich nach. Natürlich Trasskalkmörtel, klärte Maier auf. Dieser Mörtel wurde auch mit Hochdruck in die Fugen verpresst. Die Ruine ist damit um einiges standfester geworden.
Zudem wurden die Hohlräume in der Burgruine mit einer Zementschaum-Suspension verfüllt. Diese Suspension hat den Vorteil, dass sie auch Salz, das in den Steinen vorhanden ist, bindet. "Die gesamte Ruine ist standfester geworden. Aber das hat länger gedauert", so Maier. Der Leiter des Forstbetriebes erklärte, dass mehr Hohlräume aufzufüllen waren als vorher angenommen.
Zudem ist die Ruine mit 2,50 Meter langen Edelstahlnadeln - sie haben einen Durchmesser von zwölf bis 16 Millimetern - befestigt worden. Die äußere Hülle ist mit diesen Nadeln jetzt wieder fest mit der inneren Schicht verbunden.
Die Experten vom Sanierungsunternehmen Preuße und Rätsch aus Weimar haben inzwischen sogar als allerletzten Akt der Sanierung das Stützkorsett entfernt. Jetzt werden noch die Mörtelreste, die sich hinter den Korsettstangen festgesetzt haben, abgeschlagen und entfernt - und dann ist die Sanierung endgültig abgeschlossen.
Mit Ruinen "gesegnet"
Die Bad Bernecker zeigten sich vom Anblick der Nordeck begeistert. Sie fotografierten, hielten Details fest. "Wenn wir nur auch einen Staatsforst hätten", sagte Schneider und spielte offen auf die Finanzierungsschwierigkeiten solcher Maßnahmen an. In Stadtsteinach hat der Forstbetrieb Nordhalben die gesamten Kosten getragen.
Auch die Bad Bernecker sind mit Ruinen "gesegnet". Die ältesten Befestigungsanlagen sind Überreste von der großen Walburg auf der Hohen Warte und die Turmburg Alt-Berneck aus dem 11. Jahrhundert. Sie liegt hoch über der Ölschnitz auf einem Felssporn. " Einzigartig ist neben den Burgruinen aber auch die Kapellenruine", schwärmte der stellvertretende Vorsitzende Albrecht Diller.
Während die Bernecker mit der Sanierung noch nicht so weit fortgeschritten sind wie die Stadtsteinacher, sind sie in einem Punkt schon weiter: Denn vor vier Jahren haben sich die Bad Bernecker zusammengeschlossen und haben einen Förderverein für historische Stätten gegründet. Der Verein ist von 13 Gründungsmitgliedern auf inzwischen über 100 Mitgliedern angewachsen. Seitdem sammelt die Organisation mit Burgfesten, Mittelalterveranstaltungen und Weihnachtsmärkten Geld für die Sanierung der Bernecker Burg - mit beachtlichem Erfolg. Und jetzt scheint sich auch eine Fördermöglichkeit, bei der bis zu neunzig Prozent Zuschuss fließen könnte, aufzutun. Die Außenmauerkrone ist schon zu zwei Dritteln erneuert. Und als Schutz haben die Bernecker Asphalt eingearbeitet, damit von oben kein Wasser eindringen kann - und das Ganze dann mit Mörtel verkleidet.
Kontakte nach Stadtsteinach
Als nächstes Großprojekt schwebt den Bad Berneckern die Sanierung der sogenannten Palas vor - ein Millionenprojekt. "Das müssen wir natürlich auf mehrere Jahre verteilen", sagte Thorsten Spree.
Die Bad Bernecker wollen jetzt die Kontakte mit Stadtsteinach intensivieren. "Vielleicht könnte man aus der Region eine Burgenregion machen", sagte Albrecht Diller und möchte auf jeden Fall Kontakt zum Stadtsteinacher Bürgermeister aufnehmen.
"Vielleicht tut sich dann auch in Stadtsteinach etwas mit der Gründung eines Nordeck-Pflegevereins oder eines Fördervereins. Denn was in Stadtsteinach jetzt noch fehlt, ist ein Konzept, das die Ruine naturverträglich mit der Stadt und dem Heimatmuseum oder der Region verknüpft", erklärte Fritz Maier vom Forstbetrieb Nordhalben und betonte, dass das allerdings Aufgabe der Stadt sei und nicht mehr in den Kompetenzbereich des Forstes falle.