Burg Zwernitz: Markus Söder zeigt Flagge
Autor: Alexander Hartmann
Sanspareil, Donnerstag, 21. April 2016
Was als undenkbar galt, ist in Sanspareil Realität : Von der Burg grüßt nicht mehr die Bayern-, sondern die Frankenfahne. Minister Söder hat es angeordnet.
Er weht auf der Kaiserburg und auf dem Heimat-Ministerium in Nürnberg - und jetzt dauerhaft auch in Sanspareil: der Fränkische Rechen, der auf der Burg Zwernitz gehisst wurde. Sanspareil genießt damit einen Sonderstatus, von dem viele fränkische Kommunen nur träumen, denn: An den staatlichen Gebäuden in Bayern müssen laut Flaggen-Verordnung die bayerische Staatsflagge, die Bundesflagge und - soweit möglich - die Europaflagge gehisst werden. Der Franken-Rechen bleibt da außen vor, denn er gilt nicht als offizielle Fahne.
Söder: "Setzen ein Zeichen"
Die offizielle Order für Sanspareil hat letztlich kein geringer als Heimatminister Markus Söder (CSU) ausgegeben. "Wir setzen ein Zeichen für die Heimat Franken", sagt der Mann, der bayerischer Ministerpräsident werden will und nun in Franken Flagge zeigt.
Das Schreiben an das Ministerium
Jedoch hat Söder das nicht ganz freiwillig gemacht, sagt Sabine Welß, die die Franken-Beflaggung auf der Zwernitz angestoßen hat. Die Bayreutherin hatte die Burg mit ihrer Tochter und deren Freund im Sommer 2015 besichtigt. "Es hat mich genervt, dass da das bayerische Rautenmuster vom Turm wehte", sagt Sabine Welß, die ihrem Ärger in einem Schreiben an das Heimatministerium Luft gemacht hat. "Diese alten fränkischen Kulturträger haben ein Recht darauf, auch in der heutigen Zeit fränkische Kulturträger zu sein und zu bleiben", hat Welß betont.
Zwei neue Fahnenmasten
Im Oktober erhielt sie ein Antwortschreiben von Ministerialrat Hermann Auer.
Ihr wurde darin mitgeteilt, dass der Rechen an der Vorrichtung am Turm der Burg angebracht wird, die bayerische Staatsflagge und die Bundesflagge an zwei neu zu installierenden Masten gehisst werden. Man werde ihrem Anliegen gerecht und halte gleichzeitig den Vorgaben der Flaggen-Verwaltungsanordnung ein, hat der Ministerialrat erklärt.Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis das Versprechen in die Tat umgesetzt wurde. Die Franken-Fahne weht jetzt von der Zwernitz, zwei andere Flaggen wurden ihr "geopfert". Die Bundes- und Bayern-Fahne befinden sich an der Hauptstraße.
"Darf kein Einzelfall bleiben"
Sabine Welß freut sich, dass ihr Vorstoß Erfolg hatte. Sie hofft nun aber, dass Sanspareil kein Einzelfall bleibt, sondern von der Zwernitz eine Initialzündung ausgeht.
"Ich habe gefordert, dass das Hissen des Fränkischen Rechens an staatlichen Gebäuden grundsätzlich angeordnet wird", teilt die Bayreutherin mit, die nicht versteht, dass das, was für Sanspareil gilt, etwa für die Kulmbacher Plassenburg nicht gelten soll.Dass die neue Beflaggung im Wonseeser Ortsteil rechtzeitig zum Start der Landesgartenschau in Bayreuth vorgenommen wurde, ist laut Welß folgerichtig. "Sanspareil ist ja eine offizielle Außenstelle." Auf der Landesgartenschau selbst wird der Fränkische Rechen übrigens nicht gehisst, sondern die Oberfranken-Fahne. Mit ihrer Forderung, den Rechen am Eingang zum Landesgartenschau-Gelände zu zeigen, sei sie abgeblitzt, sagt Welß.
Dass der Minister in Sanspareil eine Ausnahme gemacht hat, verwundert den Fränkischen Bund, der seit vielen Jahren fordert, dass die Frankenfahne dauerhaft aufgehängt werden darf. Er habe schon 2008 angeregt, dass an den 100 bedeutendsten Orten und Gebäuden der Rechen gehisst werden sollte, sagt dessen Vorsitzender Wolfgang Hoderlein.
Viele Sanpareiler hängen das Flaggenthema übrigens bei weitem nicht so hoch. "Ich sehe das relativ leidenschaftslos", sagt etwa Ludwig Lindner, der von seinem Wohnhaus direkt auf die Zwernitz blickt.