Druckartikel: Bunkerbau in der Kulmbacher Blaich blieb unvollendet

Bunkerbau in der Kulmbacher Blaich blieb unvollendet


Autor: Erich Olbrich

Kulmbach, Freitag, 31. Mai 2019

Die Luftschutzstollen unterhalb der Blaicher Schule in Kulmbach wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschüttet.
Im Hang unterhalb der Blaicher Schule (im Hintergrund) sollte im Zweiten Weltkrieg ein Bunker entstehen. Erich Olbrich


In der Entdecker-Tour 60 haben wir über den Bau von Luftschutzkellern im Bereich Kressenstein berichtet. Heute schauen wir uns die nie fertig gestellte Anlage in der Blaich etwas genauer an.

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs wurde unterhalb der Blaicher Schule, ungefähr gegenüber der Einmündung der Friedrich-Ebert- in die Blaicher Straße, ein Bunker gegraben, der nach dem Krieg wieder aufgefüllt wurde. Eine leichte Vertiefung im Hang weist heute noch auf die Stelle hin.

Rechts von der Schule, dort wo sich aktuell die Schulsportanlage befindet, führte ein im Zick-Zack angelegter Splittergraben den Hang hinauf. Die Angst vor Bomben und Tieffliegerangriffen wuchs mit fortwährender Dauer des Krieges.

Erste Luftangriffe

Im August 1944 wurde Kulmbach erstmals mit dem Luftkrieg konfrontiert: Eine Fliegerstaffel der Royal Air Force warf nachts Leuchtkugeln über der Stadt ab. Daraufhin wurde der Ausbau der Luftschutzkeller forciert.

Auch die Angst vor Tieffliegern wuchs. Um Kulmbach herum entstanden mehrere, mit Maschinengewehren bestückte Flack-Türme.

Genaue Verhaltensregeln für den Fall eines Angriffs standen am 12. August 1944 in der Zeitung "Bayerische Ostmark": "Bei der Wahrnehmung von Bordwaffenbeschuss muss man sich dort, wo man sich gerade befindet, hinwerfen mit dem Gesicht zur Erde. Dabei sind möglichst Bodenvertiefungen, Ackerfurchen, Straßengräben als Deckung, Bäume, Sträucher und deren Schattenbildung zur Tarnung auszunutzen. Kann man sich nicht hinwerfen, dann sollte man hinhocken, das Gesicht zur Erde gerichtet und ganz ruhig sitzen bleiben. Helle, leuchtend bunte oder weiße Kopftücher und Kleidungsstücke möglichst nicht anziehen beziehungsweise bei erkannter Gefahr ablegen und auch wildes Umherspringen vermeiden."

Bahngleise ein beliebtes Ziel

In den letzten Kriegsmonaten wurde immer wieder Fliegeralarm ausgelöst, doch die Maschinen flogen in großer Höhe über Kulmbach hinweg. Dass die Stadt bis auf die letzten Kriegswochen vor alliierten Luftattacken verschont blieb, dürfte der Unkenntnis der Kriegsgegner zuzuschreiben sein, wie die Kleinstadt Kulmbach und ihre Nachbarorte in die Rüstungsproduktion des Dritten Reiches einbezogen worden waren.

Ab Januar 1945 zogen fast täglich die silbern glänzenden alliierten Bombergeschwader über Kulmbach hinweg, es gab ständig Fliegeralarm. Das Zugfahren war durch die Tieffliegerangriffe lebensgefährlich geworden, selbst die Schulkinder waren auf dem Nachhauseweg nicht mehr sicher.

Die Kulmbacher Bahngleise wurden mehrfach getroffen und Waggons mit Industriegütern in Brand geschossen.

Feuerwehr verhindert Schlimmeres

Treffer bekamen auch die Post, die Färbereien Schmidt und Schüler, die BELG und einige Privathäuser ab. Die Gasfabrik wurde knapp verfehlt, nur eine Garage daneben geriet in Brand. Der Einsatz der Kulmbacher Feuerwehr unter ihrem Kommandanten Albert Beierlein verhinderte das Ausbreiten des Flammen.

Am 12. April 1945 fielen zwei Bomben auf die Plassenburg, eine davon beschädigte den Nord- und Ostflügel mit dem Uhrturm schwer. Die andere explodierte im Schönen Hof und forderte zwei Menschenleben. Weitere Bomben fielen an diesem Tag auf die Stadt und richteten große Schäden an.

Kaum Zerstörungen

Dennoch fiel im Vergleich zu anderen Städten die Zerstörung Kulmbachs relativ gering aus. Der unsinnige Befehl, alle Brücken zu sprengen, wurde in Kulmbach nur an der Eisenbahnbrücke in der Blaich umgesetzt. In diesen letzten Kriegstagen dürften in Kulmbach und der näheren Umgebung etwa 40 Menschen ums Leben gekommen sein. Am 13. April 1945 rückten amerikanische Truppen in Kulmbach ein.

Der Stollen in der Blaicher Straße konnte nicht mehr fertiggestellt werden, was nach dem Kriegsende am 8. Mai 1945 auch nicht mehr notwendig war. Auf Befehl der Besatzungsmacht wurden die Arbeiten eingestellt und das Betreten verboten.

Später wurden dann sowohl der Stollen und als auch der Splittergraben mit Erde aufgefüllt. Längst ist Gras darüber gewachsen.