Bundesweites Beispiel: Darum drehte das ZDF in Mainleus
Autor: Jürgen Gärtner
Mainleus, Mittwoch, 01. Dezember 2021
Der Umbau der Spinnereibrache in Mainleus sorgt bundesweit für Aufmerksamkeit. Sogar ein Team des ZDF drehte deshalb in der Gemeinde.
Unverhofft kommt oft. Auch für Markus Tröbs, den Geschäftsführer des Bad Bernecker Büros "Main Umwelt". Völlig überraschend wird er zum Interviewpartner des ZDF-Fernsehteams, das in den vergangenen zwei Tagen in Mainleus drehte.
Ingenieur Tröbs ist mitverantwortlich für Abriss und Neugestaltung des Spinnerei-Geländes. Vor der Kamera soll er spontan Rede und Antwort stehen. Was ist das Besondere an der Industriebrache im Herzen des Ortes? Wie geht die Entsiegelung vonstatten? Gibt es viele Altlasten? All diese Fragen beantwortet er dem dreiköpfigen Team, das einen Beitrag für das Magazin "plan b" drehte.
Alles dreht sich dabei um das Thema Flächenentsiegelung und Renaturierung, um "Boden gutmachen", wie Filmemacher Wolfram Huke erklärt. Und da ist er bei Tröbs an der richtigen Stelle. Ein großer Vorteil bei der Spinnerei sei der Umstand, dass beim früheren Bau kein Gelände aufgeschüttet werden musste, sondern in den Hang gegraben wurde, erklärt Tröbs. "Somit wurde kein schädliches Material mit eingebracht." Das habe sich auch bei der Altlastenuntersuchung gezeigt, bei der man "nicht sonderlich fündig geworden ist". Und wenn, dann habe es sich um Baumaterial gehandelt, das asbest-, teer- oder PCB-haltig sei.
Eigens aus Erfurt angereist war Landschaftsarchitekt Werner Alkewitz. Von ihm und einem weiteren Büro stammt der Siegerentwurf im Wettbewerb um die Neugestaltung des Geländes. Schon über zwei Jahrzehnte befasst sich der Fachmann mit Projekten wie dem in Mainleus. "Das ging los, da hat noch niemand von grüner Infrastruktur geredet", erklärt er. Ein großes Augenmerk legt er auf den Umgang mit Regenwasser. Das soll nach Möglichkeit nicht in Kanälen verschwinden, sondern idealerweise vor Ort versickern oder genutzt werden. Im Mainleuser Fall kann das Regenwasser den kleinen See speisen, der in der parkähnlichen Anlage entstehen soll, oder gleich zur Bewässerung von Pflanzen dienen. "Es ist schon eine spannende Frage, wie man das Mainleuser Zentrum neu beleben kann", sagt er mit Blick auf die Planungen für die Industriebrache.
Rede und Antwort vor der Kamera des ZDF-Teams stand auch Bürgermeister Robert Bosch (CSU). Der Gemeinde gehört ein Großteil des Geländes. Natürlich freut ihn, dass das Spinnerei-Projekt beim ZDF auf Interesse gestoßen ist. "Das ist eine große Wertschätzung für den Weg, den die Gemeinde beschritten hat." Bosch spricht mit Blick auf die Planungen von wegweisenden neuen Dingen, die bei der Begrünung und Wassernutzung vorgesehen sind. Von einer "blau-grünen Infrastruktur" ist deshalb immer wieder die Rede. Wenn das Projekt einmal abgeschlossen ist, dann werden nur noch fünf Hektar versiegelt sein anstatt neun wie bisher. Insgesamt ist das Gelände 14 Hektar groß, elf davon gehören dem Markt.
Dass eine Gemeinde in der Größenordnung von Mainleus so ein Projekt in Angriff genommen hat, das hat auch Filmemacher und Fernsehautor Wolfram Huke beeindruckt. Mit seinem Team, das noch aus Kameramann Marc Francke und Assistent Lukas Hofmann besteht, beleuchtet er verschiedene Aspekte unter dem Blickpunkt "Boden gutmachen". So zumindest lautet der Arbeitstitel des Beitrags, der in der Sendung "plan b" im ZDF (immer samstags um 17.35 Uhr) voraussichtlich im Januar ausgestrahlt wird. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.
Huke staunte umso mehr über das Mainleuser Spinnerei-Projekt, weil er oft das Gegenteil erlebt hat: "Andere Kommunen verkaufen eher ihre Liegenschaften an Investoren. Aber Mainleus schaut, dass sich der Ort weiter entwickelt." Die Entsiegelung der Spinnerei-Flächen werde sogar einer der Hauptaspekte in der Sendung sein.