Bund Naturschutz: Keine grünen Chaoten
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Montag, 25. Februar 2013
In den siebziger und achtziger Jahren wurden sie oft als "grüne Chaoten" beschimpft oder zumindest belächelt, heute, 40 Jahre nach der Gründung des Kreisverbands Kulmbach des Bundes Naturschutz, freuen sich die Pioniere von einst darüber, dass Umwelt- und Naturschutz in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.
Zu den Aktiven, die schon seit Jahrzehnten dabei sind, gehören Kreisvorsitzender Wolfgang Schenker, Barbara Merkel und Dietrich Beck
Was hat der Bund Naturschutz erreicht? "Wir haben das Bewusstsein der Menschen verändert", sagt Barbara Merkel, seit 1983 Mitglied und lange Jahre im Vorstand aktiv. "Man wird heute nicht mehr angefeindet, weil man Naturschützer ist."
Ein "blöder Affe"
Der Weg dahin war allerdings weit und oft nicht einfach, wie sich die 62-Jährige, die mehr als 20 Jahre im Kulmbacher Vorstand tätig war, noch gut erinnert. "Ich hatte mal eine private Alusammelstelle bei unserem Haus in Ebersbach eingerichtet, weil es noch keine öffentliche gab. Da hat mir dann jemand in einer Nacht und Nebelaktion ein Bild draufgeklebt - von einem Affen, der sich an die Stirn tippt.
Dass Umweltschützer Spinner sind - das denkt heute niemand mehr.
Etwas bewegen
Für Wolfgang Schenker kam der Einstieg in den Bund Naturschutz 1989. "Unsere Themen damals waren der Treibhauseffekt, erneuerbare Energien, Atomkraft-Proteste." Für sein Engagement sei die Einsicht ausschlaggebend gewesen, "dass wir etwas an unserem Lebensstil ändern müssen, um nicht den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen." Der Bund Naturschutz sei die Institution, mit der man etwas bewegen könne.
Zwar habe man in den vergangenen 40 Jahren vieles erreicht, "doch darauf ausruhen dürfen wir uns nicht". Naturschutz könne man nicht nur mit dem Spaten umsetzen, so Schenker: "Das ist kein Randthema, sondern ein zentrales Zukunftsthema."
Beck ein Mann der ersten Stunde
In Deutschland gibt es den Bund Naturschutz schon seit 100 Jahren, im Landkreis seit 40 Jahren. Den ersten Ortsverein im Kreis gründeten 1984 engagierte Marktschorgaster. Siegfried Beck, selbst seit 1983 Mitglied, war dort einer der Männer der ersten Stunde. "Grüne Chaoten wurden wir im Ort von vielen genannt, aber das haben wir als Ehrentitel getragen", sagt er. Rückblickend schmunzelt er über diese Zeiten, aber damals sei das kein Spaß gewesen. Beck erinnert sich an den geplanten Kahlschlag am Kapellenberg. "Ich habe mit anderen einige hundert Unterschriften gesammelt, um die alten Linden zu erhalten. Die haben wir dann an Paul Späth vom Landratsamt übergeben, über den dann auch der Kontakt zum Bund Naturschutz zustande kam." Letztlich blieben die Linden stehen, wurden einige Jahre später sogar saniert.
Luftverschmutzung, Waldsterben, die Eingriffe in die Landschaft durch die Flurbereinigung - das waren Themen, die Siegfried Beck von Anfang an wichtig waren und für die er sich auch streitlustig zeigte.
"Wer im Naturschutz etwas erreichen will, muss hartnäckig sein", weiß er und ist stolz auf die vielen kleinen Schritte, die Bewegung in wichtige Themen gebracht haben. "Wir waren in Marktschorgast die ersten, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde eine Sondermüll-Sammlung durchgeführt haben." Danach kam die Sondermüll-Sammlung des Landkreises. "Da hat man mal die Mengen gesehen, die da zusammenkommen."
In den Köpfen verankern
Die Aufgaben des Bundes Naturschutz haben sich im Vergleich zu früher nicht geändert, aber erweitert, meint Wolfgang Schenker. "Wir müssen Vorhaben zu verhindern, die naturschädlich wirken, und voranzubringen, was wertvoll ist." Das Ziel müssen sein, "den Naturschutz so in den Köpfen zu verankern, dass der Prozess unumkehrbar ist.