Bürgerpreis: Wenn Helfen selbstverständlich ist
Autor: Thomas Heuchling
Kulmbach, Freitag, 14. November 2014
Gertrud Murr-Honikel und Anton Steinl helfen Flüchtlingen bei ganz alltäglichen Problemen in einem für sie fremden Land. Dabei treffen die beiden auf Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede, aber auch auf viel Dankbarkeit.
Großes Aufhebens um ihre Arbeit wollen Gertrud Murr-Honikel und Anton Steinl nicht machen. Dabei ist ihr Engagement gerade jetzt besonders wichtig. Beide sind seit Monaten fast täglich unterwegs und begleiten Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak oder der Ukraine bei Behördengängen, Arztbesuchen oder Schulanmeldungen - eben alles was der deutsche Behördendschungel so her gibt. Auch bei der Suche nach Kleidung, Möbeln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs helfen sie.
Murr-Honikel ist Mitglied bei "amnesty international Kulmbach" und unterstützt Neuankömmlinge schon länger bei Behördengängen oder mit Sprachunterricht. Doch in Anbetracht des großen Ansturms der vergangenen Monaten, müsse man doch mehr machen und den Hilfsorganisationen wie der Caritas unter die Arme greifen, erklärt sie.
Über ihre Idee solche unbürokratischen Hilfsangebote flächendeckend anzubieten, hatte auch die Bayerische Rundschau im Juli berichtet. Einer der Ersten, der sich bei der 71-Jährigen gemeldet hat, war Anton Steinl.
Er habe einfach Zeit zur Verfügung, sagt er. Der gelernte Bankkaufmann und Versicherungs-Mitarbeiter ist in die Altersteilzeit übergegangen. Für den 61-Jährigen Grund genug seine freie Zeit der Hilfe für Flüchtlinge zu widmen.
Als erstes übernahm Steinl die Begleitung und Betreuung einer syrischen Familie. Mit Englisch komme man ganz gut weiter, aber einige ehrenamtliche Dolmetscher helfen aus, so Steinl.
Es liege nicht daran, dass die Behörden nicht wollen, aber es gibt einfach sehr viele Schwierigkeiten. "Die Leute sind mit unserem System nicht vertraut und können sehr oft kein Deutsch", fasst Steinl eines der Grundprobleme zusammen.
Da stimmt ihm Gertrud Murr-Honikel zu: "Die Sprachbarriere ist ein Problem, ein anderes die Eingewöhnung in unser System. Und die Menschen kommen aus zerbombten Städten und haben viel Schlimmes erlebt." Sie ist oft mit den Erlebnissen und Schicksalen der Flüchtlinge konfrontiert. "Es ist nicht immer einfach. Man muss versuchen sein eigenes Leben davon zu trennen, es nicht zu nah an sich heranlassen."
Integration braucht Zeit
Steinl musste lernen mehr Geduld zu haben. Er habe gedacht es gehe schneller, die Mensch würden sich im für sie fremden Deutschland schneller zurecht finden. "Da muss man Nachsicht haben. Aber bei vielen sehe ich langfristig gute Integrationschancen", sagt Steinl.
Von negativen Reaktionen, die es manchmal gibt, wenn er mit einer Familie aus Syrien oder dem Irak im Stadtbus unterwegs ist, lässt sich Steinl nicht verunsichern.
Zu der syrischen Familie, die er auf den ersten Schritten in Deutschland begleitete, habe er immer noch Kontakt und für die zwei Kinder schon Opa-Gefühle entwickelt. Trotz seines Einsatzes und dem seiner Mitstreiterin Murr-Honikel sei ihr Engagement nicht ohne die vielen anderen Helfer und die Kooperation mit der Caritas möglich, betont Anton Steinl
Das Arbeitspensum ist oft sehr unterschiedlich. In dieser Woche sei viel zu tun gewesen, sagt Gertrud Murr-Honikel. Sie sei fast täglich von früh bis abends unterwegs gewesen. "Auf die Zeit dürfe man gar nicht schauen." Trotz aller Probleme, die hauptsächlich durch kulturelle Unterschiede oder ein anderes Temperament der Flüchtlinge entstehen, kommt Murr-Honikel zu dem Schluss: "Menschen sind auf der ganzer Welt gleich."
Auf die Frage, warum sie denn hilft, gibt Gertrud Murr-Honikel eine ganz einfache Antwort: "Es ist für mich ganz normal zu helfen."