Bürgerpreis: Hempfling hat geholfen, ein Leben zu retten
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Freitag, 14. November 2014
Sylvia Hempfling gehört zu den Menschen, die Alois Harbauer nach seinem Herzstillstand im dm-Markt sofort wiederbelebt haben. Die Kulmbacherin wurde Donnerstagabend von der BR für ihre Zivilcourage ausgezeichnet.
Dass sie anderen Menschen hilft, ist für Silvia Hempfling eine Selbstverständlichkeit. Schon von Berufs wegen, ist die gelernte Altenpflegerin doch im ambulanten Pflegedienst tätig. Dass sie in ihrer Freizeit hilft, ein Leben zu retten, ist für die 33-Jährige aber doch noch eine Besonderheit. Und so wird sie sich wohl noch lange an den 23. Januar 2014 erinnern, als sie im dm-Markt in der Albert-Ruckdeschel-Straße Zivilcourage gezeigt hat.
Silvia Hempfling stand mit ihrem Sohn Jonas an der Kasse, als sie einen Hilferuf hörte. Sie zögerte nicht lange, ließ den Einkaufswagen stehen und rannte in die Ecke des Ladens, aus dem die Rufe kamen. Dort lag ein Mann am Boden. Es war der 77-jährige Alois Harbauer, der ein Fotobuch hatte gestalten wollen und urplötzlich vom Stuhl gefallen war. Harbauer hatte einen Herzstillstand erlitten und rang mit dem Tod.
Ein großes Helferteam
Mitarbeiter des Drogeriemarkts waren sofort zur Stelle. Sie zögerten nicht lange, holten eine Beatmungsmaske und alarmierten den Notarzt. Doch es waren auch Kunden, die Zivilcourage gezeigt haben. "Wir haben gleich gesehen, dass er im Gesicht ganz blau ist. Wir haben Wiederbelebungsversuche gestartet mit eine Herz-Druck-Massage und Beatmung", sagt Silvia Hempfling, die weiß, dass auch Nadja Dressel mit ihrem Sohn Jan aus Stadtsteinach, die Stadtsteinacherin Tanja Turba und die Kulmbacherin Annemarie Vießmann zum Helferteam gehörten, das zupackte. "Wir haben gehofft, dass der Notarzt gleich kommt. Der war zum Glück auch gleich zur Stelle."
Alois Harbauer erwachte erst 14 Tage später im Klinikum aus dem Koma. "Der Arzt hat mir gesagt, dass ich ein zweites Leben geschenkt bekommen habe", betont der 77-Jährige, der sich heute wieder bester Gesundheit erfreut. "Mir geht es gut, und ich genieße das Leben."
Stellvertretend für die Helfer wurde Silvia Hempfling nun mit dem Bürgerpreis der Bayerischen Rundschau ausgezeichnet. "Das ist mir ehrlich gesagt etwas unangenehm, denn die Anderen haben ja auch ihren Beitrag geleistet", sagt die 33-Jährige, die um ihren Einsatz kein großes Aufsehen machen will. Dass sie geholfen habe, sei eine Selbstverständlichkeit, verfüge sie doch als Altenpflegerin über eine Ersthelfer-Ausbildung.
Silvia Hempfling würde sich über mehr Zivilcourage in der Gesellschaft freuen, hat aber auch für all die Verständnis, die in solchen Notfällen in Schockstarre verharren: "Dass hat dann oft nichts mit mangelnder Hilfsbereitschaft zu tun", sagt sie. "Manche Leute sind in solchen Situationen einfach heillos überfordert."