Bürgerhospital in Kulmbach: Es soll weitergehen
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Donnerstag, 04. Mai 2017
Mitarbeiter und Angehörige applaudieren, weil für das Altenheim ein neuer Betreiber gesucht wird. Doch die Zeit ist knapp.
Ob der Rathaussaal bei einer Stadtratssitzung schon mal so voll war? Alle Zuhörerplätze besetzt, auch in den beiden Nebenräumen. Nicht wenige Besucher mussten stehen. Sie alle wollten wissen, wie es mit dem Bürgerhospital weitergeht.
Ganze Belegschaft vertreten
Dessen Belegschaft war am Donnerstag nahezu komplett vertreten. "Bis auf zwei sind alle Mitarbeiter aus der Pflege und der Hauswirtschaft da, und dazu noch viele Angehörige der Heimbewohner", sagte eine Frau, die in dem Altenheim arbeitet, das die Arbeiterwohlfahrt - wie berichtet - nicht mehr fortführen will.Inge Aures (SPD) erläuterte in ihrer Eigenschaft als Awo-Kreisvorsitzende, dass man den Mietvertrag vor zwei Jahren form- und fristgerecht bei der von der Stadt verwalteten Bürgerhospitalstiftung gekündigt habe. Es sei trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, eine Lösung zu finden. Unter anderem müsse man die verschärften Anforderungen der Pflegeverordnung einhalten. Deswegen habe man den Bewohnern Ersatzplätze im sanierten Awo-Altenheim am Rasen angeboten.
Es sei immer das Ziel gewesen, "einen neuen Mietvertrag in gutem Miteinander auf den Weg zu bringen", erklärte Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). Bei den Gesprächen sei es der Awo unter anderem darum gegangen, günstigere Konditionen auszuhandeln - zum Beispiel für die Kostenübernahme von Reparaturen.
Immer wieder Applaus für Befürworter
Er stellte fest, dass das Bürgerhospital sehr beliebt sei: "Die Menschen werden gut betreut und fühlen sich wohl." Die Lage in der Innenstadt mache es möglich, am Leben teilzuhaben. Viele Bewohner hätten signalisiert, dass sie nicht umziehen wollen. Es stelle sich die Frage: "Was machen wir mit den Leuten, die dableiben möchten?" Damit eröffnete er eine Diskussion, in der sich ausschließlich Befürworter des Bürgerhospitals zu Wort meldeten. Für sie gab es immer wieder Applaus."Menschen sind keine Ware, die man vom einen an den anderen Ort verschiebt", sagte Michael Pitzner (CSU). Er sprach sich dafür aus, die Senioren in der Innenstadt zu belassen. Dritter Bürgermeister Frank Wilzok, der das Rote Kreuz als Awo-Nachfolger ins Gespräch gebracht hatte, kritisierte, dass die Kündigungen ohne Vorwarnung erfolgt seien. "So geht man mit Menschen nicht um", meinte Thomas Nagel (FDP). Doris Stein und Hans-Dieter Herold (beide Grüne) plädierten wie der Seniorenbeirat der Stadt dafür, das Bürgerhospital zu erhalten. Ralf Hartnack (WGK) regte an, alle Wohlfahrtsverbände - also auch BRK, Diakonie und Caritas - an einen Tisch zu holen.