Emmi Zeulner spricht von "Einkastelung", die der Netzbetreiber Tennet für die Bürger im Marktleugaster Gemeindegebiet vorsehe. Sie redet davon, dass es die Möglichkeit gebe, die bestehende Trasse unter die Erde zu verlegen. "Es herrscht Einigkeit darüber, ja nicht den ganzen Ostbayernring zu verhindern, aber in diesem Bereich muss die Möglichkeit von Erdkabeln genutzt werden." Es sei gesetzlich möglich, das Areal als Pilotprojekt zu kategorisieren. Es handle sich um eine überschaubare Strecke von zwei Kilometern; neue Raumordnungsverfahren wären unnötig, eine zeitnahe Umsetzung gegeben.
Eine entsprechende Gesetzesänderung wurde bereits formuliert. Darin steht ein kleines "F*" , Symbol für Pilotprojekte zur Erdverkabelung. In Niedersachsen gibt es das bereits. Ein kleiner Buchstabe in einem Gesetzestext - ein großer Schritt für eine Familie im Landkreis.
Das aufmunternde Nicken der Abgeordneten am Ende ihrer Ausführungen gilt Josef Pittroff. Jetzt soll er reden. Soll dem Minister, den bayerischen Kabinettsmitgliedern und den Bürgern darlegen, was ihn umtreibt und auf die Straße, zusammen mit Fritz Ruppert und auch Ralf Goller, dem Bank-Filialleiter, der nur einen Steinwurf entfernt von den Pittroffs im Dunstkreis der angedachten Trasse lebt.
Die Stimme des Neuensorgers bebt. "Ich bin nur ein normaler Bürger und mache das nicht alle Tage." Er bedankt sich bei allen Politikern für die Unterstützung, eine Erdverkabelung ins Kalkül zu ziehen. Den Bundesminister schließt er ausdrücklich mit ein. Dann kommt das "aber": Pittroff sei das beste Beispiel dafür, dass es in der Stromdiskussion ums nichts weniger gehe als die Gesundheitsgefährdung von Menschen. "Strahlung und Magnetfelder sind extrem schädlich. Bei Volllast werden auf der Leitung bei uns 100 Mikro-Tesla überschritten, sagt das Bundesamt für Strahlenschutz. Eine MRT-Aufnahme hat eine Strahlung von 1,5 Mikro-Tesla."
Neurologische Ausfälle
Die vorhandene Trasse habe bereits starke neurologische Ausfälle zur Folge, sein Zustand verschlechtere sich zusehends. Aber nicht nur das. "Es gibt bei uns ungewöhnlich viele Fehlbildungen bei Säuglingen, die Krebsrate ist überdurchschnittlich hoch. Zukünftig werden wir dann von drei Seiten verstrahlt - was wird dann sein?"
Sein Nachbar Ralf Goller führt wirtschaftliche Gründe gegen die Tennet-Pläne ins Feld. Die Gegend sei strukturschwach, habe mit Arbeitsplatzverlusten zu kämpfen. "Aber wir haben eine intakte Natur, die wir nutzen können, um beim Tourismus zu punkten. Das könnte die Region zum Blühen bringen - wenn man uns unser Umfeld nicht kaputtmacht."
Einen Fürsprecher haben die Bürger in Landrat Klaus Peter Söllner (FW). "40 Kilometer Ostbayerring sind vernünftig auf den Weg gebracht worden. Unsere Forderung ist ja nicht die nach durchgehender Verkabelung." Im besagten Gebiet aber handele es sich um ein kurzes Teilstück. "Im Vergleich zu anderen Schwierigkeiten ist das ein denkbar kleiner Baustein, der sich sicher im Sinne der Betroffenen gestalten lässt."
Eine Argumentation, die der frisch gekürte umweltpolitische Sprecher der FW-Landtagsfraktion, der Kulmbacher Rainer Ludwig, unterstützt. "Die Energiewende lässt sich, davon bin ich überzeugt, vor Ort lösen - ohne Trassen, die unsere Bürger über Gebühr belasten."
Anregungen nach Berlin nehmen
Peter Altmaier hört sich alles an, will die Anregungen mitnehmen nach Berlin. "Ich verspreche aber nichts, was ich nicht halten kann." Jede Kommune habe gute Gründe, die Trasse nicht durch ihr Hoheitsgebiet verlaufen zu lassen. "Ich gebe zu bedenken: Ohne Leitungen wird es nicht gehen. Strom soll sauber, sicher und bezahlbar sowie überall und jederzeit in der benötigten Menge verfügbar sein." Er nennt sie nicht explizit, aber er meint sie: die verflixte Quadratur des Stromkreises.
Wozu die Aufregung? Zwar wollen angeblich alle die 'Energiewende', aber die energietechnisch laienhafte Bevölkerung samt ihrer rotgrünschwarzen technikfernen Politiker versteht nicht, dass diese inzwischen hunderte von Milliarden teure Illusion in unseren Breiten NIE funktionieren kann. Weder sind wir ein windumtoster Inselstaat wie z.B. Dänemark, noch sonnenüberflutet wie am Äquator und wir verfügen nicht über große Fjorde wie Norwegen, die man zur Stromgewinnung mit Turbinen absperren kann. Und es sind weder flächendeckende Großspeicher noch softwaregesteuerte intelligente Verteilernetze in Sicht. Der gelernte Jurist Altmaier dürfte von der komplexen Technologie Energietechnik ungefähr soviel verstehen wie Blinde von der Farbe. Was bleibt ihm also mehr übrig als Worthülsen zu verbreiten, die ihm seine interessengesteurten Berater vorsagen? Also ruhig entspannt weiterprotestieren, spätestens nach der nächsten Bundestagswahl wird man die 'Energiewende' sowieso gesichtswahrend entsorgen müssen.
Irgendwie macht sich die Neuensorger Bürgerinitiative selbst unglaubwürdig. Zum Einen kann ich keine "Einkastelung" sehen. Wenn die neue Trasse fertig ist (die sich weiter weg vom Ort als die bisherige befindet), wird die alte Trasse abgebaut.
Und die Angaben zu den Magnetfeldern sind schon mal völlig falsch. Magnetresonanztomographen (MRT) arbeiten mit magnstischen Flussdichten von etwa 1,5 Tesla, also eine Million mal höher als das was die Herrschaften behaupten. So kann man seine eigene Glaubwürdigkeit erfolgreich zerstören.