Druckartikel: Bücher aus Holz mit echter Rinde

Bücher aus Holz mit echter Rinde


Autor: Sonny Adam

Kulmbach, Montag, 20. April 2015

Wissen über Bäume bekommt niemand in die Wiege gelegt. Biologielehrer Dieter Herbstsommer hat aber Wege gefunden, wie sich seine P-Seminaristen am Kulmbacher Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium Kenntnisse über die verschiedenen Baumarten einprägen können.
Nach dem Vorbild alter Xylotheken aus dem 18. Jahrhundert hat Lehrer Dieter Herbstsommer mit den MGFG-Schülern Bücher aus Holz mit Blättern oder sonstigen Besonderheiten der Bäume ausgestattet. Als Buchrücken diente ein Stück Stamm. Fotos: Sonja Adam


Hans-Joachim Mytzka macht dieses Jahr Abitur. Sein selbst gebasteltes Holzbuch wird der 18-Jährige am Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium als Ausstellungsstück zurücklassen. "Es hat echt Spaß gemacht, das Buch aus und über die Fichte zu basteln", sagt er. Tatsächlich war es die Aufgabe, im P-Seminar Biologie ein Buch aus dem Holz eines Baumes zu fertigen - aufklappbar.

Der Buchrücken ist aus der Rinde des entsprechenden Baumes, das Cover aus echtem Holz. Und im Inneren sind getrocknete Blätter oder Nadeln, Früchte, Zapfen und viel Wissenswertes über die entsprechende Baumart gesammelt.

Details prägen sich ein

Die Details wie das Aussehen der Nadeln, der Zapfen und die Besonderheiten von Fichtenholz haben sich bei Mytzka jedenfalls durch seine Baumbuchbastelei tief ins Gedächtnis eingeprägt.

"Das, was ich durch die Xylothek gelernt habe, werde ich nicht vergessen. Auf jeden Fall nicht so schnell."

Mit der Kreation des Buches aus Fichte hatte es Mytzka noch vergleichsweise leicht. Denn der Baum kommt in der Region häufig vor und das Holz ist relativ einfach zu beschaffen. "Am schwersten hatte es der Pascal Oschee", muss Lehrer Dieter Herbstsommer zugeben. "Ich habe mir den Ginkgo-Baum ausgesucht", erzählt der 19-Jährige. "Einen Ginkgo zu finden, war ja noch einfach. Ich habe den Baum vor dem ehemaligen bilka-Kaufhaus genommen. Ich habe dort Blätter gesammelt und Früchte. Ich habe den Ginkgo das ganze Jahr beobachtet und fotografiert", erzählt Oschee.

Doch nirgendwo konnte er Ginkgo-Holz auftreiben. "Das Holz wird für die Möbelherstellung nicht verwendet", weiß er. Um ein Haar wäre sein Ginkgo-Buch gescheitert. Doch dann hat Biologielehrer Dieter Herbstsommer selbst noch ein kleines Stückchen Holz via Internet ergattern können. Und daraus hat Pascal Oschee dann ein etwas kleineres Buch als die anderen Exemplare gefertigt. "Das war nicht einfach, weil ich das Holz zusammenfügen musste", sagt Oschee, ist aber auf seine kleines Xylothek-Buch um so stolzer.

Jeder hat tolle Geschichten

Jeder Teilnehmer am P-Seminar Biologie kann über sein eigenes Holzbuch tolle Geschichten erzählen. Cornelia Medved (17) hat es sich leicht gemacht und den heimischen Apfelbaum als Anschauungsobjekt hergenommen. "Unser Garten war früher eine Apfelplantage", erzählt sie. "Ich muss wirklich sagen, so ein Holzbuch selbst zu basteln ist wirklich einmal etwas anderes."

Lisa-Marie Zahl (18) hat den Kirschbaum aus Nachbars Garten geplündert und beobachtet. "Mit den Bäumen habe ich mich erst im Seminar auseinandergesetzt. Aber es war interessant."
Durch das Seminar ist eine stattliche Bibliothek zusammen gekommen. Auch die Kastanie, die Linde und die weit verbreitete Stileiche haben ein eigenes Holzbuch bekommen. "Vielleicht können sich ja auch Biologielehrer der kommenden Generation mit dem Projekt anfreunden", ist Lehrer Herbstsommer begeistert über die Ergebnisse.

Die kleine Xylothek der MGF-Schüler ist bis zu den Sommerferien im Fachtrakt des Gymnasiums zu besichtigen.