Druckartikel: Buchstabentod im Wörtermeer

Buchstabentod im Wörtermeer


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Sonntag, 23. August 2020

Lustige und peinliche Pannen treffen den, der sich via Handy-Tastatur durchs Leben textet. Was eigenes Ungeschick nicht schafft, leistet die Autokorrektur.
Texten via Smartphone wird manchmal unfreiwillig komisch.Archiv/Andrea Warnecke/dpa


Wenn ich in der BR-Redaktion am Computer sitze, sind meine Tippfinger auf der Tastatur flink und arbeiten relativ fehlerfrei. Doch wehe, ihr natürlicher Lebensraum wird ihnen genommen und sie sollen via Smartphone texten!

Da werden die sonst so souverän treffsicheren Fingerspitzen zu spitzbübischen Kobolden, deren größtes Vergnügen absurde, manchmal auch peinliche Wortschöpfungen sind, von denen ich die kreativsten lieber für mich behalte.

Fleißig unterstützt werden die hinterlistigen Scherzkekse von der Autokorrektur. Die Erfinder haben sich sicher was dabei gedacht, vielleicht sogar etwas Gutes, aber für mich führt der autokorrigierte Weg häufig direkt ins Desaster.

Besonders schlimm ist das in Chats wie bei WhatsApp. Ich klicke den "Senden-Pfeil" im Bewusstsein, dass geschrieben steht, was ich dachte. Um Sekunden später zu registrieren: Nein! Hilfe - was ist das? Wer war das? Ich bestimmt nicht!

Was habe ich da schon an Mist produziert. Verstümmelungen, auf die nicht mal ich selbst mir einen Reim machen kann, sind darunter. Eine Art elektronischer Dadaismus oder doch eher ein Buchstabentod im Wörtermeer.

Vorgestern war's, da tauschte ich mit einem Freund Rezeptideen aus. Wir sprachen über Gewürze, als mein Mörser zum Mörder mutierte. Und was gab's als Beilage? Bargets, Baugetten oder gänzlich ungenießbares Bargeld? Egal - langes Brot aus Frankreich halt.

Manchmal, nur manchmal, weiß die künstliche Intelligenz besser als ich, was ich gerade brauche. Ich schreibe einer Freundin, dass ich auf eine gute Gelegenheit für ein neues Projekt warte. Doch sie bekommt die Nachricht: Ich brauche eine fitte Ferienzeit!

Die könnte helfen. Und danke, lieber Elektronik-Pumuckl, dass es keine fette Fummelzeit geworden ist.