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Bronchien, Nase, Hände: Was bei Erkältung wirklich wichtig ist


Autor: Natalie Schalk

Kulmbach, Sonntag, 17. März 2019

Wo und wie im Körper die Viren Probleme verursachen und welche Maßnahmen bei Erkältung sinnvoll sind, erklärt der Kulmbacher Mediziner Andreas Schmidt.
Bei Erkältungen hilft vor allem Bettruhe. Wer länger als drei Tage zu Hause bleibt, braucht allerdings eine ärztliche Bescheinigung. Foto: Maurizio Gambarini/dpa


Der Kulmbacher Mediziner Andreas Schmidt ist stellvertretender Vorsitzender der HNO-Ärzte in Bayern und Bezirksvorsitzender des Berufsverbands in Oberfranken. Er kennt Probleme und Maßnahmen bei Erkältungskrankheiten.

Hände

Problem: In den ersten drei Tagen eines Schnupfens sind Viren im Sekret, das sich in Nase und Rachen sammelt. Wer in die Handfläche hustet oder niest, überträgt die Viren auf alles, was er danach anfasst: Der Nächste hat die Viren an den Händen, langt sich ins Gesicht und transportiert die Viren so zu seinen Schleimhäuten.

Maßnahmen: Bei Menschenansammlungen und dem Kontakt mit Gegenständen, die viele Leute berühren - Einkaufswagen, Türklinken in öffentlichen Gebäuden - hilft häufiges Händewaschen. "Und nichts in den Mund stecken, was man in der Hand hatte." Gibt einem jemand die Hand, der Schnupfen hat oder sich gerade geschnäuzt hat, sollte man die Hände im Idealfall desinfizieren. Beim Niesen und Husten empfiehlt Schmidt, den Kopf von anderen Menschen wegzudrehen und über den Handrücken in eine Ecke zu niesen. "Die Hand verdeckt nur das Niesen optisch - etwa so wie beim Benutzen eines Zahnstochers." Ins Taschentuch zu niesen, nützt übrigens nichts: "Man knüllt es ja dann mit der Hand zusammen."

Nase und Nebenhöhlen

Problem: Ist die Nasenschleimhaut durch eine Erkältung über längere Zeit geschwollen, werden die Nasennebenhöhlen nicht richtig belüftet und bilden einen idealen Nährboden für Bakterien. Symptome sind vor allem Schmerzen im Stirn- und Oberkieferbereich, verstopfte Nase, leuchtend gelbe Sekrete und typische Erkältungsbeschwerden wie Fieber, wie der Kulmbacher HNO-Arzt Andreas Schmidt erklärt.

Maßnahmen: "Egal ob vorne rausgeschnäuzt oder hinten hochgezogen und ausgespuckt: Eiter und entzündlicher Schleim muss entleert werden", sagt Schmidt. Ätherische Öle wie Kampfer und Menthol machen beispielsweise bei einem Erkältungsbad (wer richtig krank ist, sollte nicht baden!) oder als Lotion auf der Brust die Nase frei. In der Akutphase, also in den ersten drei Tagen der Erkältung, sei Inhalieren mit Dampf sinnvoll. "Das hemmt die Verbreitung der Viren auf der Schleimhaut, wirkt schleimlösend und auch abschwellend. Das Wichtigste ist, dass die Schleimhäute abschwellen. Am effektivsten ist abschwellendes Nasenspray." Der Mediziner erlebt oft, dass Patienten das Medikament unterdosieren oder auch bei akuten Problemen nur pflegendes Meerwasserspray nutzen, weil sie Angst vor Abhängigkeit haben. "Das ist falsch!" Außerdem bei akutem Schnupfen oder Erkältung: Finger weg von der Nasendusche! Sie spült Wasser auf die Entzündung.

Ohr

Problem: Wenn die Verbindung zwischen Nasen-/Rachenraum und Ohr durch eine Erkältung zuschwillt, ist sie nicht ordentlich belüftet - ein idealer Nährboden für Krankheitserreger, die so zusätzlich zur Erkältung eine akute Mittelohrentzündung hervorrufen können, wie HNO-Arzt Schmidt erklärt. Typische Symptome sind plötzliche, starke Ohrenschmerzen und Fieber, aber auch, dass der Betroffene schlechter hört. Kinder erwischt's leichter: Sie haben noch nicht so viele Antikörper, außerdem sind Mandeln und Polypen bei ihnen noch aktiver und damit anfälliger.

Maßnahmen: In der Regel heilt eine akute Mittelohrentzündung binnen weniger Tage von selbst aus. Schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel lindern die Beschwerden. Wer fürchtet, eine akute Mittelohrentzündung zu haben, sollte einen Arzt aufsuchen, damit die Notwendigkeit eines Antibiotikums beurteilt werden kann.

Hals

Problem: Bei einer Erkältung ist der Rachen oft durch die Entzündung gerötet, der Hals schmerzt.

Maßnahmen: Bei Halsweh gilt: Gut ist, was guttut. "Viele empfinden warme Getränke als angenehm", sagt Schmidt. Kaba, Kaffee oder Tee? "Egal!" Bei Fieber ist der Flüssigkeitsbedarf erhöht. "Aber wer nur Halsschmerzen hat, muss nicht extrem viel mehr trinken als sonst." Bonbons zu lutschen regt den Speichelfluss an; auch das hilft bei kratzendem Hals. Zumindest subjektiv. "Aus medizinischer Sicht bringt's nichts, aber wenn's guttut, kann man's machen." Spezielle Pastillen sind unnötig: "Die Wirkstoffe helfen nicht." Achtung: Die Zähne nicht mit übermäßig Zucker belasten und den Magen nicht übersäuern.

Bronchien und Lunge

Problem: Infolge einer Erkältung können Bakterien oder Viren in Lunge oder Bronchialschleimhaut eindringen. "Es kann zu schlimmen Komplikationen wie Lungenentzündung und Bronchitis kommen." Dies kommt Schmidt zufolge in der Regel nur bei echten Grippeviren oder älteren Menschen vor, bei denen Lungenbläschen oder Bronchien schon geschädigt sind. Maßnahmen: Bei diesen Krankheiten hat der Patient normalerweise hohes Fieber, schmerzhaften Husten und er fühlt sich insgesamt sehr krank und braucht unbedingt einen Arzt.

Lesen Sie hier, was HNO-Arzt Andreas Schmidt über den Ablauf einer Erkältung sagt, wie man vorbeugen kann - und was man unbedingt lassen sollte.