Bringt erst der Rewe-Neubau mehr Sicherheit in Stadtsteinach?
Autor: Matthias Beetz
Stadtsteinach, Donnerstag, 15. Januar 2015
"Wie viele Leute noch, bis endlich etwas getan wird???" Diese und ähnliche Kommentare finden sich in sozialen Netzwerken seit dem tragischen Verkehrstod einer 89-jährigen Stadtsteinacherin am Mittwoch auf der B 303. Die Stadt wird sogar direkt aufgefordert, an der dortigen Verkehrssituation etwas zu ändern.
Noch eindringlicher formuliert es Karl-Heinz Schramm, ein Neffe der verunglückten Stadtsteinacherin: "Mitten am Tag in Freiburg im Breisgau vom Tod der letzten verbliebenen Tante hören zu müssen, weil es an ein paar Eimern Farbe für einen Zebrastreifen, ein bis zwei Verkehrszeichen, um einen Fußgängerüberweg an dieser Stelle zu markieren, gemangelt hatte, ist unglaublich hart und unfassbar", schreibt er noch am Abend des Unglücks in einer E-Mail an die Redaktion der Bayerischen Rundschau.
Nach Einbruch der Dunkelheit
Der tragische Unfall ereignete sich am Mittwoch nach Einbruch der Dunkelheit. Die 89-jährige Frau wollte nach dem Einkauf im Markt gegen 17 Uhr zurück in ihre nahe gelegene Wohnung. Beim Überqueren der Bundesstraße mit ihrem Rollator wurde sie von zwei Autos erfasst. Sie verstarb noch an der Unfallstelle.
Das war auch vor knapp einem Jahr so, als an fast gleicher Stelle ein anderes schreckliches Unglück geschah. Eine 85-jährige Stadtsteinacherin wollte an einem Nachmittag im März 2014 mit ihrem Fahrrad die Bundesstraße in Höhe des Einkaufsmarktes überqueren. Dabei übersah sie offenbar einen stadtauswärts fahrenden Sattelzug. Die Radfahrerin erlag später den Folgen ihrer schweren Verletzungen.
Wie den Polizeiberichten zu entnehmen ist, kam es in der Vergangenheit wiederholt zu Unfällen in diesem Bereich. Und zu einer Vielzahl von Blechschäden.
Neuer Vorstoß der Stadt
Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) zeigt sich erschüttert vom neuerlichen Unglück - und stimmt dem Ruf nach mehr Sicherheit an diesem Verkehrsknotenpunkt zu. "Wir haben dazu schon mehrmals Anstöße bei den Fachbehörden gegeben. Aus gegebenem Anlass werden wir natürlich einen neuen Vorstoß starten", schreibt er auf Facebook. Allerdings schränkt Wolfrum auch deutlich ein: "Die Stadt Stadtsteinach ist nicht berechtigt, auf einer Bundesstraße was immer auch zu tun." Selbst wenn die Kommune auf eigene Kosten eine Ampel errichten wollte, sei das ohne Erlaubnis der Verkehrsbehörden nicht möglich.
Schon mehrmals habe es Ortstermine mit Polizei, Landratsamt und Bauamt an dieser Stelle gegeben. Eine Ampel sei dort allerdings abgelehnt worden, da nur wenige hundert Meter entfernt bei der Fachklinik eine solche Lichtzeichenanlage steht, die zudem von Schülern und Krankenhausbesuchern benutzt werde. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe die Stadt die Absenkung des Gehsteigs an der Einmündung Egerländerstraße vorgenommen, um den Radfahrer und Fußgänger in Richtung Ampel zu lenken.
Alles nach Vorschrift
Manfred Amschler, Leiter des Sachgebiets Verkehrswesen am Landratsamt, und Siegfried Beck, beim Staatlichen Bauamt Bayreuth zuständig für die Bundesstraßen im Landkreis Kulmbach, bestätigen diese Ortstermine. Und kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die dortige Situation aus verkehrstechnischer Sicht keinen Anlass zur Beanstandung gibt: Der Überblick sei ausreichend, die dort gefahrenen Geschwindigkeiten seien aus Richtung Zaubach zunächst auf 60 und dann nach dem Ortsschild auf 50 km/h klar beschränkt, und in wenigen hundert Meter Entfernung gebe es eine Lichtzeichenanlage. "Ein Schnellschuss macht keinen Sinn", sagt Manfred Amschler über die Forderung nach Sofortmaßnahmen, betont allerdings, dass man die Situation nochmals überprüfen werde.
Das sieht auch der neue Stadtsteinacher Polizeichef Horst Nölkel so. "Man muss abwarten, was der Gutachter zu dem konkreten Fall sagt", kommentiert er die Sachlage. Er will den Erkenntnissen der Ermittler - auch was mögliches menschliches Fehlverhalten angeht - nicht vorgreifen.
Was Siegfried Beck "erschüttert", ist die vor allem die Tatsache, dass das jüngste Unglück zu einem Zeitpunkt geschehen ist, da die Beseitigung des Unfallschwerpunktes schon absehbar, fast greifbar ist. Denn: Rewe plant in Stadtsteinach den Neubau eines Einkaufsmarktes in direkter Nähe. Und damit wird auch die Verkehrssituation komplett neu geordnet. Am Montag behandelt der Stadtrat den Antrag. Der Bau soll noch 2015 beginnen.
Linksabbiegespur und Insel
Wie Wolfrum und Beck erläutern, wird - versetzt in Richtung in Richtung Zaubach - eine komplett neue Zufahrt zum Markt entstehen, die auf der B 303 aus Richtung Zaubach zusätzlich eine Linksabbiegerspur bekommt. An dieser Stelle ist eine Überquerungshilfe mit Verkehrsinsel vorgesehen. "Im besten Fall sogar mit einer Ampel", kommentiert der Bürgermeister die Entwicklung.
Karl-Heinz Schramm indes sieht durchaus Chancen, sofort etwas zu unternehmen. "Was dort als Prävention, sozusagen als Schutz vor weiteren Unfällen bezüglich des Supermarktes hingehört, wäre stadteinwärts kurz nach dem Ortsschild ein fest installierter Starenkasten, eine permanente Radarüberwachung (...). Nur so lässt sich das Tempo an dieser Gefahrenstelle auf ein vernünftiges Maß senken", schreibt er. Und: "Kosten dürfen hier keine Rolle spielen, wenn Menschenleben in Gefahr sind."