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Brauereimuseum in Kulmbach gibt es seit 20 Jahren


Autor: Jochen Nützel

Kulmbach, Montag, 22. Sept. 2014

Vor 20 Jahren startete im Mönchshof das Projekt Brauereimuseum. Mittlerweile kommen jährlich 40.000 Besucher.
Seit 20 Jahren gibt es das Bayerische Brauereimuseum im Mönchshof in Kulmbach. Foto: Jochen Nützel


Manchmal bereiten die vermeintlich kleinen Dinge das größte Kopfzerbrechen. Das geht den Menschen wie den Museumsmachern. Im Fall von Sigrid Daum und dem Brauerei-Museum im Mönchshof waren es vor 20 Jahren Fotos von Arbeitern. "Die Männer, die um 1900 im Sudhaus oder der Mälzerei tätig waren, haben sich offenbar nicht gern in Dreck und Speck ablichten lassen", sagt die Geschäftsführerin der Mönchshof Bräuhaus GmbH und bittet um die Ecke. In der nachgestellten Werkstatt blickt ein älterer Mann verschüchtert in die Kamera, die Schürze verschmiert. "Es war bisweilen schwieriger, an solche Fotovorlagen zu kommen als an Exponate aus dem Maschinenpark."

Doch eben die großformatigen Abbildungen aus der Jahrhundertwende, gepaart mit den "begehbaren" Ausstellungsstücken, waren zentrale Bestandteile der Museumskonzeption. Mit der hatte Sigrid Daum 1990 begonnen.

"Uns schwebte immer vor, kein klassisches Schaukasten-Museum einzurichten. Die Besucher hier sollen Fässer, Kessel & Co. im Kontext sehen. Sie sollen virtuell erfassen, wie viele Schritte nötig waren vom Zusammentragen der Rohstoffe bis zum fertigen Produkt Bier."

Damit, dass es eben kein Schaukasten der Mönchshof-Firmengeschichte wurde, sondern ein Industriemuseum mit didaktischem Anspruch, konnten Daum und die Mitglieder des Trägervereins schließlich auch die bayerische Staatsregierung überzeugen. "Drei Millionen Mark hat die Umsetzung des ersten Abschnitts gekostet - ohne Fördergelder wäre das undenkbar gewesen."

Und weil es eine Zusammenschau dieser Art bis dato nirgendwo gab, machte der Begriff "Bayerisches Brauereimuseum" die Runde. "Ich denke, das war ein Ausspruch des damaligen Landrats Herbert Hofmann. Nun ja, da waren wir Franken halt schneller als die Münchner", sagt Daum und lacht.

Mit 450 Quadratmetern fing es an

Im Laufe der mittlerweile 20 Jahre seines Bestehens hat das Museum stark an Größe gewonnen. Aus den ursprünglich 450 Quadratmetern sind mittlerweile 3000 geworden. Neben der Funktionsweise von Original-Werkstücken wie der Fassreinigungsmaschine und der Apparatur zum Abfüllen der Gerste in Säcke sind es zudem die geschichtlichen Abrisse zum Thema Bierbrauen, die ausführlich erläutert werden: von den Gefäßen der Ägypter, Römer und Kelten über die Braumethoden der Mönche im Mittelalter bis hin zu den voluminösen Kupferbottichen aus den 1950er- Jahren. Eine Glasscheibe gibt den Blick frei in das ehemalige Mönchshof-Sudhaus mit seinem Stellpult, das auch als Kulisse für einen Film über die Anfänge der Raumfahrt in Cape Canaveral dienen könnte.

Gewürzmuseum in Vorbereitung

Mittlerweile ist aus dem Brauerei-Komplex ein Lebensmittelmuseum geworden, denn mit dem Bäckereimuseum, dem angegliederten Museumspädagogischen Zentrum (Mupäz) und dem gerade entstehenden Gewürzmuseum sind viele weitere Bereiche zum Thema Essen und Trinken abgedeckt. "Vielleicht ließe sich noch etwas zur Geschichte der Schokolade oder der Brennerei in Bayern machen", sagt Sigrid Daum. "Zukunftsmusik" schiebt sie nach. "Wir haben mit dem Gewürzmuseum schon ein ordentliches Programm abzuarbeiten."

Die Besucher honorieren die Bemühungen der Macher. Museumsleiter Bernhard Sauermann erinnert sich daran, dass ab September 1994, nach der Fertigstellung des ersten Abschnitts, innerhalb der ersten drei Monate bereits über 6000 Besucher zu verzeichnen waren. "Im ersten kompletten Geschäftsjahr 1995 waren es 13  800 und 1996 bereits über 23 000. Zwischen 1997 und 2008 oszillierte die Besucherzahl stets um die 35.000. Nach der Eröffnung des Bäckereimuseums 2008 zuckte die Besucherstatistik vehement nach oben bis knapp 43.000 in 2009 und hält sich seitdem auf hohem Niveau. Das geplante Gewürzmuseum soll das noch toppen."

Mehr als 40 000 Besucher in einer Saison: "Die müssen wir uns jedes Jahr neu erarbeiten." Deswegen werden den Gästen auch immer wieder neue Aktionen geboten wie die Bier-Seminare oder die Kochkurse im Mupäz. "Eigentlich kaum zu glauben", sagt die quirlige Geschäftsführerin und blickt am Tresen in der Eingangshalle entlang. "Kaum zu glauben, was in 20 Jahren entstanden ist." Das werden die Gastredner heute bei der Feierstunde (ab 10 Uhr) sicher auch mehrfach betonen.

"Zugpferd für die Stadt"

Für Tonja Süsser, Leiterin des Tourismus-Service der Stadt, ist der Mönchshof ein "absolutes Zugpferd" für Kulmbach. "Die Vermischung der Museen ist eine runde Sache und prädestiniert für kombinierte Pauschalangebote." Und die Randlage? Die, sagt Tonja Süsser, muss nicht zwangsweise von Nachteil sein: "Der Mönchshof hat eine gute Parkplatzsituation, gerade für Busse. Und der Shuttleservice der Firma Schütz in die Innenstadt funktioniert bestens."