Braucht Kulmbach einen Stadtmanager?
Autor: Sonja Adam
Kulmbach, Freitag, 12. Juli 2019
Die Stadt leidet unter dem demografischen Wandel und veränderten Einkaufsgewohnheiten. Die IHK für Oberfranken hatte jetzt zu einer Diskussion geladen.
Kulmbach steht vor einem Umbruch: Jetzt, wo Kulmbach Universitätsstadt werden soll, gilt es, die Herausforderung anzunehmen und die Weichen in die richtige Richtung zu stellen. Aus diesem Grund hatte die IHK zu einer Diskussionveranstaltung in die Sparkasse Kulmbach-Kronach eingeladen. Der Saal war gut gefüllt. "Es wird viel über die Stadt geredet, aber leider nicht miteinander. Unser Ziel ist es, Fachhandel, Leute aus der Industrie, Gastronomie, Händler und Dienstleister zusammen zu bringen. Und am Ende soll es einen Gewinn geben", erklärte Michael Möschel, Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth und Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach.
Das Ziel der Stadtentwicklung ist klar: Das Zentrum soll lebendiger und attraktiver werden. "Die Luft für den stationären Handel wird immer dünner. Die Händler brauchen einen Kümmerer, der alle Aktionen koordiniert, der Events plant oder Öffnungszeiten abspricht", so Möschel und gab zu bedenken: "Der Kunde geht immer dahin, wo es ihm am besten gefällt."
Genau dieses Themenfeld ist das Metier von Roland Wölfel von der CIMA Beratung und Management GmbH aus Forchheim. Seit 30 Jahren macht die Firma Stadtmarketing. CIMA hat 90 Mitarbeiter an neun Standorten. Der aktuelle Trend, machte Wölfel klar, sind Erlebniseinkäufe. "Negative Erlebnisse werden zwölf Mal weitererzählt, positive nur drei Mal", erklärte der Experte.
Nähe sticht Größe
Natürlich trifft der Onlinehandel die örtlichen Geschäfte hart. Doch das Vorurteil, dass Einzelhändler beraten und dann im Internet gekauft wird, stimmt schon lange nicht mehr. Eher das Gegenteil ist der Fall. Kunden lassen sich im Netz beraten, suchen gezielt nach Informationen und kaufen dann vor Ort. Meistens wird im Internet gekauft, weil es bequem und einfach ist. Doch die Einkaufsvorliebe der Menschen hat sich schon wieder gewandelt: Nicht die Mega-Häuser sind in, sondern Nähe sticht Größe.
Einen absoluten Trend sieht Wölfel beim Thema Nachhaltigkeit und Regionalität. Dazu gehören auch Radschnellwege, ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept mit ÖPNV, Car-Sharing, E-Mobilität und Car-Sharing.
Er skizzierte den Teufelskreis der Innenstädte: Der Handel gerät in eine Krise, immer mehr Läden stehen leer, dies fördert auch in anderen Bereichen Krisen. Durch Zwischennutzungen könne man dem Leerstand entgegenwirken. "Eine Bratwurstbude reicht nicht mehr. Man muss den Menschen ein Erlebnis bieten", sagte Wölfel. Er brachte Themenmärkte oder Dauer-Märkte als Beispiel. Außerdem müsse Kulmbach seine Markenentwicklung weiter verbessern. Plassenburg und Bier seien nicht genug.
Wölfel zeigte Beispiele aus anderen Städten, wo es gelungen ist, eine eigene Stadtgeschichte aufzubauen. Man könne Abendspaziergänge oder Viertelspaziergänge machen, man könne gemeinsame Weihnachts- und Geschenkeeinkäufe anbieten oder ähnliches.