Brandopfer stehen noch vor der Ruine
Autor: Alexander Hartmann
Menchau, Freitag, 13. Dezember 2019
Die Landwirtsfamilie Groppweiß aus Menchau, die beim Großfeuer im Oktober Haus und Hof verloren hat, nimmt den Abriss in Angriff und plant parallel den Wiederaufbau. Schon 2020 sollen die Milchkühe zurückgeholt werden.
Petra (37) und Harald Groppweiß (42) stehen im Thurnauer Ortsteil Menchau vor dem, was bis vor wenigen Wochen ihr Bauernhof war. Sie stehen vor einem Trümmerhaufen: Scheune, Stall und Nebengebäude sind niedergebrannt, auch das Wohnhaus wurde am 10. Oktober ein Opfer der Flammen. Gespenstisch sei es, sagt Petra Groppweiß, als sie mit ihrem Mann einen Blick in das Haus wirft. "Jetzt kann ich mir vorstellen, wie es im Kriegsgebiet aussieht, wenn Leute ausgebombt werden", stellt die 37-Jährige fest, der es schwer fällt, ihre Gefühle in Worte zu fassen.
Der "Gockel" wurde verschont
Mitarbeiter einer Abbruchfirma räumen das Gebäude aus, das unbewohnbar ist und abgerissen werden muss. Die Decken im Eingangsbereich sind verkohlt, im früheren Wohnzimmer von Harald Groppweiß' Mutter türmt sich ein riesiger Schuttberg auf. Zu retten war fast nichts, sagt Harald Groppweiß, dessen Blick auf eine kleine Gockelfigur aus Metall fällt, die er dort entdeckt, wo einst der Eingang war. Ihr hat die Feuersbrunst nicht viel angetan. "Vielleicht können wir den Gockel wieder aufstellen", meint der Landwirt, der wenige Wochen nach der Tragödie kein Trübsal bläst, sondern den Blick nach vorne richtet.
"Wir haben ja auch noch unsere Tiere"
"Wir wollen den Bauernhof wieder aufbauen. Wir haben ja auch noch unsere Tiere ", sagt Groppweiß. Über 100 Milchkühe konnten vor dem Flammentod gerettet werden. Sie stehen jetzt in Ställen in Trumsdorf und Seubersdorf. 80 Kilometer legt das Ehepaar Tag für Tag zurück, um die Kühe zwei Mal zu melken und zu füttern. "Das ist eine gewaltige Herausforderung", betont der 42-Jährige, der froh ist, dass ihm bis dato Betriebshelfer zur Seite standen.
Spatenstich im Februar?
Groppweiß hofft, dass er die Kühe möglichst schon 2020 nach Menchau zurückholen kann. Die Weichen dafür werden gestellt. Das Ehepaar plant den Bau einer Maschinenhalle und eines 1300 Quadratmeter großen Stalls, hat bereits Bauanträge gestellt. Der Thurnauer Gemeinderat wird am Montag darüber beraten. "Wir hoffen, dass wir im Februar mit dem Neubau beginnen können", sagt der Landwirt, der sich wünscht, bald auch mit einem weiteren Projekt starten zu können: mit dem Bau eines neuen Eigenheims. Die fünfköpfige Familie - Petra und Harald Groppweiß haben drei Kinder (9, 11, 13) - wohnt derzeit im Berndorfer Pfarrhaus, das ihnen die Markt- und die Kirchengemeinde als Unterkunft zur Verfügung gestellt haben. "Wir fühlen uns dort wohl, sind unheimlich dankbar, dass wir dort einziehen durften. Wir wollen aber schnellstmöglich nach Menchau zurück", sagt Petra Groppweiß.
Der große Wunsch
Eine Bauvoranfrage liegt dem Landratsamt schon vor. Das Ehepaar hofft, dass die Genehmigungsverfahren problemlos über die Bühne gehen, und hat den Wunsch, 2021 das neue Haus beziehen zu können. "Dann wären wir wieder bei unseren Tieren."